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Pharmaindustrie
Forschung und Entwicklung wirft weniger Gewinn ab als früher
Die Pharmaindustrie hat zwar auch im zu Ende gehenden Jahr wieder einige potenzielle Blockbuster aus den Entwicklungslaboren auf den Markt gebracht, doch die Gewinnmarge im Vergleich zu den Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen nimmt deutlich ab. Lag der finanzielle Ertrag im Jahr 2010 noch bei 10,1 Prozent, dürfte er 2017 auf lediglich 3,2 Prozent fallen, wie eine aktuelle Analyse des Deloitte Center for Health Solutions deutlich macht.
Es passt nicht recht ins Bild: Die Preise für einzelne Arzneimittel steigen in immer neue Höhen. So kam die Barmer Krankenkasse in ihrem Arzneimittelreport 2017 zu dem Ergebnis, dass die Ausgaben für onkologische Arzneimittel in der ambulanten Versorgung von Barmer-Versicherten seit dem Jahr 2011 um 41 Prozent gestiegen sind. Das müssten eigentlich goldene Zeiten für Pharmaunternehmen sein, die diese Produkte entwickeln, produzieren und auf den Markt bringen. Nach Erkenntnissen des Deloitte Center for Health Solutions, einem Arm des Wirtschaftsprüfers und Unternehmensberaters Deloitte LLP, ist dies aber offenbar nicht zwangsläufig der Fall. Demnach geht der Ertrag, also die Einnahmen im Vergleich zu den Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen (F&E), seit Jahren zurück. Lag der Wert nach Angaben von Deloitte im Jahr 2010 noch bei knapp über zehn Prozent, dürfte er 2017 auf vergleichsweise magere 3,2 Prozent fallen. Der Report stützt sich dabei auf zwölf große Biopharma-Unternehmen und deren Arzneimittelprojekte in später klinischer Entwicklung, die voraussichtlich innerhalb der nächsten vier Jahre auf den Markt kommen werden.
Rückgang soll zwei Ursachen haben
Der Rückgang der F&E-Performance hat laut Deloitte vor allem zwei Ursachen: Zum einen sind die Kosten, um ein neu entwickeltes Arzneimittel auf den Markt zu bringen, deutlich gestiegen – von 1,19 Milliarden Dollar im Jahr 2010 auf aktuell 1,99 Milliarden Dollar. Zum anderen sind die Maximalumsätze, die mit neuen Arzneimitteln erreicht werden, zurückgegangen. So lagen die Spitzenumsätze der von Deloitte untersuchten Unternehmen zuletzt im Durchschnitt bei 465 Millionen Dollar, acht Prozent unter den Werten von 2010. Allerdings zeigt die Untersuchung auch, dass einzelne Produkte in Zukunft Spitzenumsätze über dem heutigen Niveau erreichen können, da Pharmafirmen verstärkt in Bereichen mit hohem medizinischen Bedarf forschen oder seltene Krankheiten adressieren, wo höhere Arzneimittelpreise möglich seien.
Einschätzung insgesamt optimistisch
Nach Ansicht der Autoren wäre es allerdings zu einseitig, den Ertrag als alleiniges Kriterium für die Innovationsfähigkeit der Branche heranzuziehen. Vielmehr gebe es eine Vielzahl von Faktoren, die die Fähigkeiten und den Optimismus der Pharmaindustrie belegen – das reiche von der Zulassung neuer Immuntherapien über weltweit erstmals eingeführte CAR-T-Therapien bis zur Entwicklung einer digitalen Tablette. Darüber hinaus gebe es einen deutlichen Anstieg bei den Zulassungszahlen von Neuen Molekularen Entitäten, sogenannten NMEs, sowie von Arzneimitteln für seltene Erkrankungen. Zudem beobachte die Branche verstärkt therapeutische Durchbrüche. Insgesamt kommen die Autoren daher zu einer optimistischen Einschätzung hinsichtlich des Potenzials der biopharmazeutischen Industrie. Sie weisen allerdings auch darauf hin, dass im Bereich der Forschung und Entwicklung noch viel getan werden müsse, um Kosten und Einnahmen in eine vernünftige Balance zueinander zu bringen. Insgesamt, so Deloitte, seien Investments in die Biopharmaforschung und -Entwicklung unverändert risikoreich, Gewinne seien keineswegs sicher.
Entwicklungsplattformen müssen weiterentwickelt werden
Darüber hinaus stellen die Autoren des Reports fest, dass die Entwicklungsplattformen der Pharmaunternehmen weiterentwickelt werden müssten, damit diese in überschaubarer Zeit Ergebnisse liefern. Zudem müsse die Biopharmaindustrie in den kommenden Jahren „schlanker“ werden, weil sich einerseits die Technologien und andererseits die Arbeitsmethoden veränderten. Künstliche Intelligenz, evidenzbasierte Verfahren und eine zunehmende Automatisierung könnten dazu beitragen, Studiendesigns zu verbessern, die Patientenrekrutierung zu erleichtern, Entscheidungen während einer laufenden klinischen Studie zu treffen und die Effizienz von sich wiederholenden Prozessen – beispielsweise Arzneimittelzulassungen - zu steigern. Gleichzeitig könnten die Weiterentwicklung der sozialen Medien sowie von tragbaren elektronischen Geräten – sogenannten Wearables – wie auch Fortschritte in der Telemedizin die Art und Weise, wie Patienten in klinische Studien eingebunden werden, grundlegend verändern.
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