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Facharzttermine
Staatssekretärin tätigt Testanrufe bei Terminservicestellen
Seit Januar 2016 bieten die Kassenärztlichen Vereinigungen sogenannte Terminservice-Stellen für Facharzttermine an. Patienten sollen so leichter an Facharzttermine kommen. Doch offenbar funktioniert die Dienstleistung nicht immer richtig: Ingrid Fischbach (CDU), Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium und Patientenbeauftragte, beschwert sich über die Erreichbarkeit der Patienten-Hotlines.
Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) wurden 2015 mit dem GKV-Versorgungsstärkungsgesetz verpflichtet, die Servicestellen bis Januar 2016 ins Leben zu rufen. Die Hotlines sollen Versicherten mit einem Überweisungsschein vom Hausarzt innerhalb von einer Woche einen Termin bei einem Facharzt nennen. Dieser Termin soll dann maximal vier Wochen nach Anfrage stattfinden. Anspruch auf Versorgungsnähe haben die Patienten nur bedingt: Findet sich kein Fachmediziner in der Nähe, können die KVen Ärzte vermitteln, zu denen die Patienten bis zu 60 Minuten lang fahren müssen. Wunschtermine gibt es auch nicht. Sollte kein passender Facharzt gefunden werden, können die KVen auf Kliniken ausweichen.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hatte im Gesetzgebungsprozess heftig gegen die Einrichtung der Servicestellen protestiert. Unter anderem verwies die KBV auf die freie Arztwahl und bezeichnete die Hotlines als „populistisches Instrument, um Wählerstimmen abzugreifen“. Laut KBV wurden die Hotlines im vergangenen Jahr weiterhin sehr selten genutzt. Bundesweit soll es etwa 190.000 vermittelte Termine gegeben haben, 2016 waren es noch 120.000. Laut KBV war die Anzahl der Anrufer weitaus höher, das liege aber daran, dass viele Anrufer gar kein Recht auf die Vermittlung gehabt hätten.
Im Bundesgesundheitsministerium (BMG) ist man aber nicht nur zufrieden mit der Dienstleistung. Unter der Überschrift „Sieben Terminservicestellen kaum erreichbar – so gelingt keine Arztvermittlung!“ beschwert sich die derzeitige Patientenbeauftragte und Staatssekretärin, Ingrid Fischbach (CDU) in einer Pressemitteilung über den Service der KVen. Ungewöhnlich ist, dass die Staatssekretärin und ihr Team offenbar selbst zum Telefonhörer gegriffen haben, um die Dienstleistungen der insgesamt 17 KVen zu testen. So teilt das BMG in seiner Pressemitteilung mit, dass Fischbach und ihre Mitarbeiter die 17 Stellen im Dezember 2017 zu jeweils drei unterschiedlichen Zeitpunkten angerufen haben.
Fischbach: KVen müssen sofort reagieren
Die Ergebnisse fasst das BMG in seiner Mitteilung mit dem Kommentar „Licht und Schatten“ zusammen. Denn: „Sieben Terminservicestellen waren bei zwei von drei der Testanrufe während der Öffnungszeiten nicht erreichbar. Es kam entweder sofort eine Bandansage, dass alle Leitungen besetzt seien (KV Westfalen-Lippe) oder die Verbindung wurde sogar in der Warteschleife beendet, bevor ein Kontakt entstand (KV Berlin, KV Sachsen-Anhalt, KV Thüringen, KV Nordrhein, KV Hessen, KV Bremen).“ Alle anderen Servicestellen seien gut erreichbar gewesen.
Fischbach hat die KVen nach eigener Aussage jetzt zum Nachbessern aufgefordert: „Das Ergebnis zeigt große Unterschiede bei der Erreichbarkeit der Terminservicestellen, auch wenn die Stichprobe natürlich nicht repräsentativ ist. Bei einigen Terminservicestellen war das Angebot hilfreich, bei zu vielen kann jedoch nicht von einem Service in der Terminvermittlung gesprochen werden. Hier habe ich die jeweiligen Kassenärztlichen Vereinigungen aufgefordert, ihr Konzept sofort zu überarbeiten, so dass die Patienten tatsächlich einen Nutzen davon haben. Der Wille des Gesetzgebers auf eine zeitnahe Psychotherapeuten- oder Facharzttermin-Vermittlung muss umgehend überall umgesetzt werden.“
Die KBV kommt mit Blick auf die Nutzungszahlen zu einem anderen Ergebnis. Auf der Internetseite der Standesvertretung teilt KBV-Chef Andreas Gassen mit: „Insgesamt bleibt festzustellen: Die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen funktionieren gut.“ Nach wie vor bezweifelt die KBV offenbar auch die Notwendigkeit der Termin-Hotlines. Vor dem Hintergrund einer Patientenbefragung, die die KBV bezüglich der Hotlines durchgeführt hatte, erklärt Gassen: „Von den rund 6.000 befragten Bundesbürgern sahen es die allermeisten nicht als Problem an, einen Behandlungstermin zu bekommen. Mittlerweile scheinen die Versicherten besser darüber informiert zu sein, welche Arten von Terminen insbesondere in der Psychotherapie durch die Servicestellen vermittelt werden und welche eben nicht.“
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