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Die Ergebnisse einer Umfrage unter jungen Menschen in Kanada haben in den britischen Medien mächtig für Wirbel gesorgt. Hiernach soll über die Hälfte der 12 bis 24-jährigen nach dem Genuss von Energy-Drinks über Nebenwirkungen berichtet haben. Das britische Gesundheitsportal NHS Choices ist der Sache einmal näher auf den Grund gegangen.
„Energy-Drinks
lösen bei der Hälfte der Kinder unangenehme Nebenwirkungen wie Herzprobleme und
Anfälle aus", hatte die britische Tageszeitung „The Sun“ unlängst getitelt. NHS
Choices, das Webportal des National Health Service England, hat diese und
entsprechende Meldungen in anderen Medien aufs Korn genommen und auf ihren
Wahrheitsgehalt untersucht. Was
steckt dahinter? Die Erkenntnis basiert auf einer Online-Umfrage unter 2.055
jungen Menschen im Alter von 12 bis 24 Jahren aus dem Jahr 2015 in Kanada. Etwa
die Hälfte waren Jugendliche (bis 17 Jahre), der Rest junge Erwachsene. Die Untersuchung
wurde von Forschern der kanadischen University of Waterloo durchgeführt und die
Ergebnisse Mitte Januar 2018 im Canadian Medical Association Journal (CMAJ)
publiziert.
Sicherheitsrisiko und Todesfälle
Mit der Querschnittsstudie wollten die Wissenschaftler herausfinden, wie häufig bei Kindern und jungen Erwachsenen nach dem Genuss von Energy-Drinks Nebenwirkungen auftreten. Diese enthalten Stimulanzien wie Koffein, gegen die Kinder und Jugendliche besonders anfällig sind. Health Canada identifizierte sie im Jahr 2010 als ein „Sicherheitsrisiko" und die US Food and Drug Administration berichtet mehr als 30 Todesfällen im Zusammenhang mit Energy-Drinks von 2004 bis 2012.
Drei Viertel konsumieren Energy-Drinks
In der Befragung gaben fast drei Viertel (74 Prozent) an, mindestens einmal einen Energy-Drink probiert zu haben. Etwas mehr als die Hälfte (55 Prozent) berichtete mindestens eine Nebenwirkung, und rund die Hälfte dieser Personen hatte die Effekte schon nach nur einem Drink erlebt. Von allen Respondern berichteten:
- 25 Prozent über einen schnellen Herzschlag,
- 24 Prozent Schlafstörungen,
- 18 Prozent Kopfschmerzen,
- 5 Prozent Übelkeitsgefühl/Erbrechen oder Durchfall,
- 4 Prozent Schmerzen in der Brust,
- 0,2 Prozent Anfälle.
Etwas mehr als ein Prozent suchte deswegen ärztlichen Rat, und fast zwei Prozent fassten ins Auge, dies zu tun. Bei rund der Hälfte der Nebenwirkungsmeldungen könnten auch andere Faktoren dazu beigetragen haben, wie der Konsum von Alkohol (22 Prozent), andere koffeinhaltigen Produkten (11 Prozent), Drogen (8 Prozent) oder die Einnahme von Medikamenten (6 Prozent).
Wie interpretieren die Forscher die Ergebnisse?
In den meisten Fällen dürften die Nebenwirkungen von koffeinhaltigen Energy-Drinks nicht schwerwiegend sein, vermuten die Experten von NHS Choices. Trotzdem seien einige offenbar immerhin schwerwiegend genug gewesen, dass die Betroffenen deswegen medizinische Hilfe gesucht hätten. Außerdem seien die Getränke häufig auch reich an Zucker und somit Kalorien.
Hier gebe es deutlich gesündere Getränke-Optionen für Kinder und Jugendliche. Ob die Erkenntnisse aus Kanada übertragbar sind, halten sie für fraglich, denn sie seien eventuell nicht repräsentativ für die aktuellen Konsumgewohnheiten junger Menschen in anderen Ländern, wie etwa Großbritannien. Zudem sei nicht sicher, in wieweit die unerwünschten Wirkungen tatsächlich auf die Energy-Drinks zurückzuführen sind, denn es kämen auch andere Faktoren in Frage.
Koffein-Obergrenzen für Kinder
Nach Einschätzung der Europäischen Lebensmittelsicherheits-Behörde (EFSA) sollte die tägliche Zufuhr von bis zu 3 mg Koffein /kg Körpergewicht an Kinder die Sicherheitsbedenken nicht erhöhen. Bei einem Körpergewicht von 50 kg wäre das eine tägliche Obergrenze von 150 mg Koffein. In der EU müssen Energy-Drinks mit mehr als 150 Milligramm Koffein pro Liter einen Warnhinweis tragen, der auf den hohen Koffeingehalt hinweist und von dem Genuss durch Kinder abrät. In den meisten Ländern sind allerdings Schokoladengetränke der häufigste Zufuhrweg von Coffein an Kinder.
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