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DAZ.online-Serie „Die Besonderen“
Der zaubernde Apotheker
Notdienst – unter Apothekern nicht gerade ein beliebter Aspekt des Berufs. Anders bei Thomas Grode. Der Apotheker freut sich auf seine Bereitschaft in der Sprendlinger Rosenapotheke: „Die Zeit kann ich nutzen, um Tricks zu üben“, so Grode. Dann tauchen Geldscheine schon mal in Multi-Vitamin-Röhren wieder auf und Aspirinschachteln verwandeln sich in Kartendecks. Denn der 37-jährige „Große Grodini“ ist nicht nur Pharmazeut, sondern nebenbei auch professioneller Zauberer.
Regelmäßig stehen daher verblüffte Kunden am HV-Tisch der Rosenapotheke. „Manchmal sage ich, dass ich den Geldschein kurz prüfen müsse, wenn ein Kunde zahlen will“, erklärt Grode einen Trick, aus dem Apothekenalltag. Es folgen ein paar wischende Handbewegungen mit einem Zauberutensil – Sekunden später hält der Apotheken-Chef statt des Geldscheins einen weißen Zettel etwa gleicher Größe in der Hand. Ein verdutztes Kunden-Blinzeln – schon taucht der Geldschein in einer zuvor als leer gezeigten Geldbörse wieder auf. „Ein schöner visueller Effekt“, so Grode, der zugibt, immer einen Trick in der Kitteltasche parat zu haben.
DAZ.online-Serie
Die Besonderen
Kunden gefällt das unerwartete Unterhaltungsprogramm in der Offizin. „Oft werde ich gefragt, ob ich auch Krankheiten wegzaubern kann", so der Pharmazeut. Doch das wäre ja schlecht fürs Geschäft, antworte er dann stets mit einem Lachen. Wie wird noch in der Apotheke gezaubert? „Gerne zaubere ich auch Kindern Traubenzucker herbei, entweder einzeln oder auch gleich eine ganze Schale voll.“
Acht Jahre ist Grode alt, als ein Zauberkasten unterm Weihnachtsbaum sein Interesse an der „Kunst der Ablenkung“ weckt. Fasziniert erlebt er als kleiner Junge, wie ein Sprendlinger Zauberer Milch in Konfetti verwandelt. Als Jugendlicher besorgt Grode sich erste professionelle Zaubertricks. Damals noch per Katalog mit Effektbeschreibung. Inzwischen ist der gebürtige Mainzer Mitglied im sogenannten „Magischen Zirkel“: Eine professionelle Vereinigung mit etwa 2000 Mitgliedern in Deutschland. „Diese Woche bekam ich eine Urkunde: 15 Jahre Mitgliedschaft“, berichtet er stolz. Mit 23 besteht er die Aufnahmeprüfung der angesehenen Magier-Vereinigung. Ein Jahr später beginnt er sein Pharmaziestudium in Frankfurt. Er verfeinert seine Zauberkunst, hat erste private Auftritte und büffelt parallel für seine Pharmazie-Prüfungen.
Ergänzung von Leidenschaft und Beruf
„Hauptberuflich Zauberer zu werden, stand trotzdem nicht zur Debatte,“ erklärt Grode. Für ihn war klar, in die Fussstapfen seines Vaters zu treten und die traditionsreiche Rosen-Apotheke in der vierten Generation zu übernehmen. „Das Leben aus dem Koffer wäre auf Dauer nichts für mich," so der Apothekeninhaber. Leidenschaft und Beruf zu vereinbaren, gelingt ihm trotzdem gut – auch wenn die Zeit zum Üben seiner Kunst noch knapper geworden ist, seitdem er Familienvater ist. „Beim Babysitten oder im Notdienst finde ich immer eine wenig Freiraum“, so Grode.
Einen Abend pro Woche zieht er sich in sein Zauberatelier zurück. Im Januar erst war er auf einer großen Zaubermesse in London, um sein Repertoire zu erweitern. Denn der „der Große Grodini“ zaubert bei etwa zehn Veranstaltungen jährlich: Von der Privatfeier bis zu größeren Veranstaltungen, wie letztes Jahr vor 350 Leuten bei einer Jubiläums-Veranstaltung der Stadt. Die Verwandlung vom Pharmazeuten zum Magier thematisiert er auch bei seinen Shows. Der Opener: Eine aufgeklappte Aspirinschachtel faltet sich unter magischen Bewegungen zusammen und verwandelt sich in ein Kartenspiel.
Die Erfahrung aus seinen Auftritten hilft dem Apotheker auch im Alltag. „Als Zauberer lernt man neben Selbstbewusstsein vor allem Präsenz und Wachheit“, so Grode. Kompetenzen, die ihm im täglichen Kundenkontakt zu Gute kommen. Der Apotheker spürt daher genau, ob es angebracht ist, den Geldschein eines Kunden in eine Vitamin-Röhre zu zaubern oder eher nicht.
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