DAZ.online-Themenwoche Digitalisierung

Fortbildung 2.0 – pharmazeutische Kompetenz aus dem Netz?

Stuttgart - 05.06.2018, 07:00 Uhr

Fortbildung geht auch digital! Im Rahmen unserer Themenwoche Digitalisierung gehen wir der Frage nach, welche Vor- und Nachteile digitale Fortbildungen für Apotheker und PTA haben. (Foto: dpa)

Fortbildung geht auch digital! Im Rahmen unserer Themenwoche Digitalisierung gehen wir der Frage nach, welche Vor- und Nachteile digitale Fortbildungen für Apotheker und PTA haben. (Foto: dpa)


Wie selbstverständlich hat die Digitalisierung in unserem Alltag Einzug gehalten. Statt Straßenkarten benutzen wir die Navi-App, lesen Bücher mit dem e-Book-Reader und bezahlen mit PayPal unsere Online-Einkäufe. Nur der Großteil der apothekerlichen Fortbildung – der findet nach wie vor bei Fortbildungsveranstaltungen und Kongressen statt. Dabei gibt es zunehmend Online-Fortbildungsangebote – auch von den Apothekerkammern. Was sind die Vorteile von digitaler Fortbildung für Apothekenleiter und Mitarbeiter und welche Möglichkeiten gibt es eigentlich?

E-Learning – was ist das eigentlich?

E-Learning hat viele Gesichter. Ganz grundsätzlich versteht man darunter „elektronisch unterstütztes Lernen“, wörtlich übersetzt „elektronisches Lernen“. Heute geht man im Sprachgebrauch meist davon aus, dass E-Learning online stattfindet. Vor einigen Jahren zählten jedoch auch noch sogenannte CBT (Computer Based Training) zu den E-Learnings. Hier wurden die multimedialen Lerninhalte meist auf CD-ROM oder DVD vertrieben und der Teilnehmer eignete sich das enthaltene Wissen im Selbststudium an. Ebenfalls zu den E-Learnings gehört beispielsweise die theoretische Führerscheinprüfung, die nicht mehr anhand von Bögen absolviert wird, sondern durch das Beantworten der Prüfungsfragen an einem Computer. Nach Abschluss wird sofort das Ergebnis angezeigt und man erhält einen Ausdruck, den man mit nach Hause nehmen kann. An den Schulen und Universitäten hat sich die Lernplattform Moodle durchgesetzt. Die Software bietet die Möglichkeit, virtuelle Kursräume zu nutzen in denen Arbeitsmaterialien und Lernaktivitäten bereitgestellt werden können.  Dabei können Studierende unter anderem die Vorlesung von zu Hause oder unterwegs aus verfolgen. Der große Vorteil für die Hochschulen liegt darin, dass die Lehrveranstaltungen zunehmend entlastet werden und Studenten können verpasste Vorlesungen nachholen.

Welche Vorteile bietet digitales Lernen Apothekenleitern?

Wer seine Beratungsqualität als Apothekenleiter verbessern möchte, muss nicht nur sich selbst, sondern auch seinem Personal regelmäßig die Möglichkeit der Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen geben. Doch schulungsbedingte Abwesenheiten verursachen Ausfallzeiten am Arbeitsplatz und Reisekosten, sodass meist nicht alle Mitarbeiter gleichzeitig an einer Fortbildungsveranstaltung teilnehmen können. Online-Seminare, die während der Arbeitszeit oder E-Learnings und E-Lectures, die zeitflexibel absolviert werden können, schaffen hier Abhilfe. Alle Mitarbeiter können sich auf denselben Stand bringen. Sei es nach und nach bei Nicht-Live-Veranstaltungen oder alle zusammen während der Apothekenschließzeit. Die stetige Fortbildung aller Apothekenmitarbeiter steigert die Beratungskompetenz und senkt Fehlerquoten. Durch einen einheitlichen Wissensstand aller Mitarbeiter wird die Qualität gesteigert.

E-Learning in der Mitarbeiterqualifikation kann also...

  • Ausfallzeiten vom Tagesgeschäft / Arbeitsplatz durch schulungsbedingte Abwesenheit vermindern
  • eine kosteneffiziente und zeitnahe Fortbildung aller Mitarbeiter sicherstellen
  • Reisekosten vermeiden
  • die Kundenzufriedenheit und Beratungsqualität der Apotheke erhöhen
  • die Fehlerquote bei bestimmten Tätigkeiten senken.

 

Welche Formen von E-Learning gibt es?

So lernen Apotheker und PTA

Digitale pharmazeutische Fortbildung findet meist auf Learning-Management-Systemen statt, auf denen Kursinhalte in Text-, Bild- und Videoform mit anschließender Prüfung untergebracht sind. Umgangssprachlich spricht man hier von E-Learning. Außerdem beliebt sind Online-Seminare, E-Lectures oder auch die Kombination mit Präsenzseminaren, sogenanntes Blended Learning. Die Apothekerkammern bieten überwiegend E-Lectures und Live-Online-Seminare an. Einige wie beispielsweise die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg bieten spezielle Veranstaltungen an, nach deren Besuch durch eine erfolgreiche Teilnahme an einer Online-Lernerfolgskontrolle ein zusätzlicher Fortbildungspunkt erworben werden kann.

Lektionen mit Lernerfolgskontrolle

E-Learnings in Form von Text-, Bild- oder Videoinhalten mit anschließender Wissensprüfung sind ebenfalls weit verbreitet, allerdings eher bei privaten Anbietern wie PTAheute.de, apothekia.de oder der CaP Campus Pharmazie GmbH. Hierbei handelt sich um eine Form des Selbststudiums. Der Apotheker oder die PTA melden sich zunächst mit den persönlichen Daten auf der jeweiligen Plattform an und arbeitet geführt aber selbstständig Lernunterlagen durch. Oft werden ergänzende Videos oder Infografiken angeboten. Am Ende jeder Einheit beantworten die Teilnehmer einen Fragebogen zur Lernerfolgskontrolle.

Wie durch Präsenzveranstaltungen können auch mit digitalen Fortbildungen Punkte für das freiwillige Fortbildungszertifikat erworben werden. Fortbildungen, die auf der Bearbeitung von Lerneinheiten und Lektionen beruhen, können – anders als Präsenzveranstaltungen – nur in Verbindung mit einer erfolgreich abgeschlossenen Prüfung anerkannt werden. Ohne Lernerfolgskontrolle zählen diese als sogenannte Maßnahmen zum Selbststudium. Lernerfolgskontrollen auf Multiple-Choice-Basis weisen in der Regel einen auf die Lerneinheit abgestimmten Fragebogen mit einem Umfang von mindestens zehn Fragen auf. Als erfolgreich abgeschlossen gilt die Fortbildung, wenn mindestens 70 Prozent der Fragen richtig beantwortet worden sind. Um den Teilnehmern an Lernerfolgskontrollen gleiche Voraussetzungen und Bedingungen zu gewähren, darf eine Veröffentlichung der richtigen Ergebnisse erst nach Einsendeschluss erfolgen oder es werden aus einem Pool an Fragen ständig wechselnde Fragenkataloge zusammengestellt.

PTAheute.de-Chefredakteurin Cornelia Neth geht der Frage nach, welche Formate des E-Learnings es für Apotheker gibt und welche Vor- und Nachteile diese haben. (Foto: DAZ)

(Live-)Online-Seminare

Online-Seminar sind von allen Fortbildungsformaten diejenigen, die mit Präsenzveranstaltungen am ehesten zu vergleichen sind. Online-Seminar bedeutet nichts anderes, als dass die Teilnehmer von zu Hause aus an einer Veranstaltung teilnehmen können. Sie befinden sich in einem virtuellen Schulungsraum, sehen die Präsentation auf Ihrem Bildschirm und hören den Moderator sprechen. Alles, was man benötigt, ist ein PC oder ein Laptop und eine Internetverbindung. Nach der Anmeldung erhalten die Teilnehmer vom Anbieter einen Link per E-Mail, mit dem sie zur Startzeit am Online-Seminar teilnehmen können. Viele Online-Seminare finden „live“ zu einer vorgegebenen Uhrzeit statt. Hier können die Teilnehmer während der Veranstaltung im virtuellen Raum Fragen zum Vortrag über ein Chat-Fenster stellen. Anders als bei „E-Learnings“ müssen die Teilnehmer bei akkreditierten Online-Seminaren keine Lernerfolgskontrolle absolvieren, um den Fortbildungspunkt zu bekommen. Es genügt die Teilnahme am Online-Seminar.

E-Lectures

E-Lectures sind die Zweitverwertung von Live-Online-Seminaren. Meist werden diese einfach als Online-Seminar oder Online-Vortrag bezeichnet. Anders, als beim Live-Online-Seminar befindet sich der Teilnehmer nicht in einem virtuellen Raum und kann auch nicht interagieren. Der Vortrag wird als Videoaufzeichnung angeboten, welches der Teilnehmer zu jeder Zeit anschauen kann. Um bei einer akkreditierten Veranstaltung einen Fortbildungspunkt zu bekommen, müssen nach Ansicht der Aufzeichnung Fragen zur Lernerfolgskontrolle beantwortet werden.

Was sind die Nachteile? Und: Blick in die Zukunft....

Vor einigen Jahren dachte man, dass E-Learning „die Bildungsform des 21. Jahrhunderts“ sei. Inzwischen geht man eher davon aus, dass E-Learning die traditionellen Bildungsformen wie Präsenzunterricht oder -fortbildung nicht ersetzen kann, sondern als eine sinnvolle Unterstützung fungiert. Durch die Kombination verschiedener Lernformen kann das Lernen optimiert werden. Menschen mit großer Affinität zu Online-Formaten können durch E-Learning vielleicht die Lerninhalte besser aufnehmen, als Menschen, die lieber Bücher lesen oder Veranstaltungen besuchen. Die Vermittlung von Lernstoffen kann heute unabhängig von der persönlichen Anwesenheit geschehen, muss aber nicht. Gerade die ökonomischen Vorteile von digitalem Lernen sind aber nicht zu unterschätzen. Denn „life-long learning“ bedeutet meistens berufsbegleitendes Lernen, und da ist die Flexibilität hinsichtlich Ort und Zeit besonders wichtig.

Nachteile von E-Learning werden unter anderem darin gesehen, dass viele Teilnehmer erst lernen müssen, mit den verschiedenen Publikationsformen (Online-Seminar-Software etc.) umzugehen, das Lernen am Bildschirm für fast alle Menschen ermüdender als Lernen vom Papier ist und sehr viel Selbstdisziplin und Selbstlernkompetenz nötig sind. Außerdem fehlen beim digitalen Lernen der soziale Kontakt zu Lehrenden und der kollegiale Austausch mit anderen Teilnehmern.

Demzufolge wird die eine Lernform die andere vermutlich nicht so schnell komplett ersetzen. „Blended Learning“, also die Kombination der Vorteile des Präsenzunterrichts mit denen des mediengestützten Lernens und das Vermeiden der Nachteile beider Methoden wird Apotheken zukunftssicher machen.



Cornelia Neth, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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