Lieferengpass durch Chargenrückruf

Kein Bayotensin akut bis Ende August

Berlin - 12.06.2018, 11:45 Uhr

(Packshot: Bayer)

(Packshot: Bayer)


Bayer kann ein Notfall-Arzneimittel nicht liefern: Bayotensin® akut 5mg/1ml Phiolen. Aufgrund eines per Rote-Hand-Brief kommunizierten Chargen-Rückrufs, fehlt das beim hypertensiven Notfall eingesetzte Nitrendipin-haltige Arzneimittel.

Bis Ende August 2018 wird der Pharmaunternehmer Bayer kein Bayotensin® akut 5mg/1ml ausliefern. Der Grund ist ein Chargenrückruf wegen schwer zu öffnender Phiolen. In einem Rote-Hand-Brief informiert Bayer über den bevorstehenden Lieferabriss und ruft gleichzeitig die betroffenen Chargen zurück. Manche der Phiolen ließen sich nur mit Hilfsmitteln öffnen, was im Akutfall der hypertensiven Krise eine unnötige therapeutische Verzögerung beinhalten könne. Betroffen sind folgende Chargen:

Chargenrückruf Bayotensin® akut 5mg/1ml

Charge KP0CCDF, Verfall 06/2020

Charge KP0CBK2, Verfall 06/2020

Charge KP0CN52, Verfall 11/2020

Charge KP0CBC5, Verfall 06/2020   

Bayer bittet den Rückruf über den Großhandel abzuwickeln.

Wie funktionieren Bayotensin akut 5mg/1ml Phiolen beim hypertensiven Notfall?

Das Arzneimittel ist zur oralen Anwendung bestimmt. Der Patient drückt im Akutfall den Inhalt einer Phiole in den Mund und schluckt die Nitrendipin-Lösung sofort. Ist nach 30 bis 60 Minuten die Blutdrucksenkung nur unzureichend, kann eine weitere Nitrendipin-Phiole eingenommen werden.
Nitrendipin zählt zu den Calciumkanalblockern vom 1,4-Dihydropyridin-Typ. Der Bayotensin®-Wirkstoff hemmt spannungsabhängige L-Typ-Calciumkanäle und verhindert so die Calcium-getriggerte Kontraktion der glatten Gefäßmuskelzelle. Die Folge: Das Gefäß relaxiert.

Alternative Arzneistoffe bei hypertensivem Notfall

Ein hypertensiver Notfall ist charakterisiert durch Blutdruckwerte > 180/120 mmHg und erfordert eine stationäre Krankenhausaufnahme. Allerdings kann der Patient Erstbehandlungsmaßnahmen durchführen – zum Beispiel mit Nitrendipin in Bayotensin® akut 5 mg/ml Phiolen. Als Alternative gibt es andere gefäßselektive Calciumkanalblocker vom 1,4-Dihydropyridin-Typ. Nifedipin in Adalat® Weichkapseln ist ebenfalls zugelassen zur Therapie des akuten hypertensiven Notfalls. Für eine rasche Kupierung des entgleisten Blutdrucks muss der Patient die Kapsel zerbeißen und sofort hinunterschlucken, Frühestens nach 30 Minuten darf nachdosiert werden, um extreme Hypotonien zu vermeiden. Beide Calciumkanalblocker sind kontraindiziert bei Angina pectoris oder akutem Myokardinfarkt, da reflektorisch durch die Gefäßselektivität die Herzfrequenz gesteigert werden kann. Daneben können Patienten mit einer hypertensiven Krise auch Nitroglycerin 1,2 mg als Spray oder Zerbeißkapsel zu sich nehmen.

Urapidil in einer Stärke von 25 mg kann intravenös verabreicht werden oder auch Clonidin 0,075 mg peroral, subcutan, intravenös. Urapidil blockiert periphere postsynaptische α1-Rezeptoren, die normalerweise eine Vasokonstriktion vermitteln. Clonidin ist als Antisympathotonikum ein Agonist am präsynaptischen α2-Autorezeptor und wirkt hemmend auf die Freisetzung von Noradrenalin in den synaptischen Spalt und so blutdrucksenkend.

Zusätzlich erhalten die Patienten eine diuretische Behandlung mit dem Schleifendiuretikum Furosemid



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Bayotensin Akut Phiolen 4x1 Ml

von Eduard Dvorak am 01.03.2019 um 19:24 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herrn, bin sehr zufrieden mit diesem Medikament. Leider habe ich heute ein Rezept dafür erhalten und mußte in der Apotheke erfahren, daß es zur Zeit nicht lieferbar ist. Gibt es keine Möglichkeit das Rezept einzulösen.
Herzliche Grüße, Eduard Dvorak

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