Deligiertenversammlung in Berlin

Apothekerkammer gibt ABDA-Haushaltsentwurf grünes Licht 

Berlin - 20.06.2018, 17:00 Uhr

Neben dem ABDA-Haushalt ging es in der gestrigen Delegiertenversammlung der AK Berlin unter Leitung von Präsident Belgardt auch um Kommunikationsthemen. (Foto: bj / DAZ.online)

Neben dem ABDA-Haushalt ging es in der gestrigen Delegiertenversammlung der AK Berlin unter Leitung von Präsident Belgardt auch um Kommunikationsthemen. (Foto: bj / DAZ.online)


Wie in den Versammlungen anderer Apothekerkammern wurde am gestrigen Dienstag auch in Berlin über den ABDA-Haushaltsentwurf diskutiert. Einige Deligierte monierten, dass ihre Standesvertretung auf Bundesebene im Vorfeld der Haushaltsplanung zu wenig transparent sei. Nach langer Diskussion stellte sich die AK Berlin mehrheitlich jedoch hinter die Haushaltspläne der ABDA.

 „Wofür brauchen die so viel mehr Geld?“ – kommentierten einige Delegierte der Apothekerkammerkammer Berlin die ABDA-Haushaltspläne am gestrigen Dienstag. ABDA-Finanzchef René Schweyen stellte zu Sitzungsbeginn den Haushaltsentwurf vor, demzufolge die 34 Apothekerkammern und -verbände ihre Mitgliedsbeiträge an die ABDA um rund 3,5 Prozent steigern sollen.

Teures ABDA-Datenpanel wirft Fragen auf

Der ABDA-Finanzexperte begründete den Mehrbedarf unter anderem mit dem bevorstehenden Umzug in das neue Apothekerhaus, einem gesteigertem Personalbedarf und dass mehr Mittel für Projekte benötigt würden. Das teuerste Projekt war dabei das sogenannte Datenpanel mit rund 300.000 Euro. Die Erkenntnisse aus diesem Datenpanel sollen künftig etwa bei strukturpolitischen Diskussionen oder bei Honorarverhandlungen mit den Kassen helfen, so Schweyen. Doch einem großen Teil der Anwesenden im Raum schien das Daten-Projekt unbekannt zu sein und sie forderten, künftig frühzeitiger über die Investitionsvorhaben der ABDA informiert zu werden.

Trotz Kritik: Positives Votum für Beitragserhöhung

Eine Deligierte warf zudem die Frage auf, ob die ABDA überhaupt ihre Einsparpotenziale nutze. So müsse jedes Unternehmen zunächst versuchen, seine Mehrinvestitionen aus eigener Kraft zu kompensieren. Trotz des gemischten Stimmungsbildes stimmte die Mehrzahl der Delegierten dem Haushaltsentwurf ihrer Standesvertretung auf Bundesebene zu. Bei der Abstimmung gab es lediglich drei Gegenstimmungen und drei Enthaltungen.

Seit seiner Bekanntgabe wurde der ABDA-Haushaltsentwurf in den folgenden Kammerversammlungen der vergangenen Tage kritisch behandelt. Die Apothekerkammer Nordrhein hatte in ihrer Abstimmung sogar dagegen gestimmt. Brandenburgs Kammerpräsident Jens Dobbert hatte die ABDA auch aus anderen Gründen heftig diskutiert und auch in Westfalen-Lippe war das Beiträge-Leistungs-Verhältnis der ABDA kritisch beprochen worden.

Belgardt: „Petition ist kein Kammerinstrument“

Neben den Vorbereitungen auf den Deutschen Apothekertag ging es in der Sitzung auch um diverse Kommunikationsthemen. So brachte die Deligierte Dr. Kerstin Kemmritz in die Diskussion ein, ob die Kammer die Petition des Kollegen Redmann für das Rx-Versandverbot unterstützen wolle. Die Kammerversammlungen anderer Bundesländer hatten sich zuvor vehement für das Unterzeichnen der Petition ausgesprochen.

Der Berliner Kammerpräsident Belgardt antwortete darauf, dass er persönlich zwar unterschrieben habe, es aber nicht Aufgabe der Kammern sei, dazu aufzufordern. „Die Petition ist ein Instrument des Bürgers und nicht der Körperschaften“, begründete der Kammerpräsident. Allerdings bedaure er es, dass immer noch nicht genügend Unterschriften zusammengekommen seien.

„Dem Positionspapier nicht zu viel Ehre erweisen“

Außerdem stellte der Kammerpräsident einen Entwurf für eine Resolution gegen das Positionspapier des GKV-Spitzenverbandes (GKV-SV) zur Umstrukturierung des Apothekenmarktes vor. „Wollen wir damit an die Öffentlichkeit gehen?“ fragte der Belgardt das Plenum. Die Mehrzahl der Deligierten wehrte diese Idee ab. Gemeinsam entschlossen sich die Anwesenden zu dem Kompromiss, es bei einem nicht-öffentlichen Brief an den Kassenverband zu belassen.

Einige Deligierte sahen eine derartige Resolution als Aufgabe der ABDA und nicht der Landesapothekerkammer an. Andere Stimmen warnten davor, dem Positionspapier des GKV-Spitzenverbandes mit einer Resolution zuviel „Ehre“ zu erweisen. „Die Strategie der ABDA, das 2hm-Gutachten nicht öffentlich zu diskutieren, war schon richtig“, erklärte der Vorsitzende des Berliner Apotheker-Vereins, Dr. Rainer Bienfait.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Kammerversammlung Berlin

von Veit Eck am 21.06.2018 um 9:56 Uhr

Liebe Berliner Kollegen,

als nordrheinisches Kammerversammlungsmitglied steht es mir nicht zu eure Beschlüsse zu kommentieren. Allerdings es bleibt mehr als nur Kopfschütteln bei mir zurück.

Ich frage mich, was muss der Spitzenverband der GKV noch alles an "guten Ideen" vom Stapel lassen, bis wir kapieren, dass sie den völligen Systemwechsel mit ihrer geballten Kraft der Politik und der gesamten Gesellschaft schmackhaft machen wollen. Sie wollen die öffentlichen Apotheke, wie sie zurzeit besteht, nicht mehr. Sie wollen eigentlich nur eine Hand voll Leistungserbringer für die Arzneimittelversorgung im Markt haben, egal ob DocMorris oder Amazon. Der Zynismus dabei ist, dass das Wohlergehen ihrer Mitglieder sie nicht interessiert - Kapitationsverträge, Kick back Zahlungen und Boni für die leitenden Angestellten - das ist es. Mit sozialer Marktwirtschaft oder mit Solidarität hat das nichts mehr zu tun.

Also wann wachen wir Apotheker endlich flächendeckend auf und erheben unsere Stimme in aller Öffentlichkeit ?

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Selbsbedienung

von Bernd Jas am 21.06.2018 um 8:58 Uhr

Stufe 1:
"Ich erhöh´euch die Steuern,
gewählt ist gewählt,
ihr könnt mich jetzt nicht mehr feuern
das ist halt das Schöne an der Demokratie...."

Stufe 2:
"Der ABDA-Finanzexperte begründete den Mehrbedarf unter anderem mit dem bevorstehenden Umzug in das neue Apothekerhaus,..."

Stufe 3:
Slumpolitik der Lebensmittel-Großkonzerne

Schlimmer geht es dann nicht mehr; "glaub´ ich"!?

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Untergehen vorgezeichnet

von Edzard Lueg am 20.06.2018 um 18:20 Uhr

Genau solche Leute wie dieser „Präsident“ beschleunigen unseren Untergang
Ein weltfremder Weißkittel und auch noch Funktionär
Schlimmer geht es nicht
Schade das die Deligierten auch nicht mehr Mumm haben

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