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Noweda-Umfrage
Wenig Bewusstsein für den Apotheken-Rückgang
Kürzlich hat die Apothekergenossenschaft Noweda im Nachrichtenmagazin Focus die Anzeigenkampagne „Alle 38 Stunden“ gestartet. Sie soll aufklären, dass die Zahl der Apotheken in Deutschland seit einigen Jahren beständig sinkt. Die Annoncen haben ihren Grund: Den allermeisten Menschen ist dieser Rückgang nicht bewusst. Zugleich legen sie aber Wert auf die Leistungen der Apotheke vor Ort. Das zeigen die Ergebnisse einer Umfrage, die die Noweda initiiert hat.
Die Zahl der Vor-Ort-Apotheken in Deutschland hat mit 19.748 Betriebsstätten (Stand Ende 2017) den tiefsten Stand seit fast 30 Jahren erreicht. Tendenz: weiter fallend. Nicht zuletzt nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur Rx-Preisbindung im grenzüberschreitenden Arzneimittelversand bangen Apotheken um ihre Existenz – werden die großen Versender jenseits der Grenze immer mehr Kunden mit Rabatten ködern können, die deutsche Apotheken gar nicht gewähren dürfen?
Die Apothekengenossenschaft Noweda macht sich jedenfalls Sorgen um die Zukunft der Apotheken vor Ort. Mit ihrer neuen Anzeigenkampagne „Alle 38 Stunden“, die bis Jahresende mehrfach mit unterschiedlichen Motiven im Focus erscheinen soll, will sie Bewusstsein schaffen, wie wichtig die Apotheke vor Ort ist – und dass sie massiv gefährdet ist. Denn durchschnittlich alle 38 Stunden schließt in Deutschland eine Apotheke. Dabei hat die Bundesrepublik schon heute weniger Vor-Ort-Apotheken als alle EU-Länder mit Schnitt.
Zwei Umfragen mit gemeinsamer Tendenz
Dass die Bevölkerung hierüber nur unzureichend informiert ist, zeigen die Ergebnisse von zwei Noweda-Umfragen: eine bundesweite, repräsentative Umfrage in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) und eine nicht repräsentative Patientenumfrage in Apotheken, an der sich mehr als 12.000 Kunden beteiligt haben. Die gestellten Fragen waren bei beiden Umfragen identisch. Und hier wie dort lässt sich zweierlei erkennen: Den wenigsten ist bewusst, dass die Zahl der Apotheken sinkt; zugleich schätzen die Menschen die Apotheke vor Ort.
So ist gut 90 Prozent der GfK-Befragten nicht bekannt, dass es in Deutschland weniger Apotheken gibt als im Durchschnitt der EU. Ebenso vielen ist nicht bewusst, dass in den letzten drei Jahren durchschnittlich alle 38 Stunden eine Apotheke geschlossen hat. Fast 92 Prozent der repräsentativen Befragungsgruppe wussten nicht, dass sich die Anzahl der Apotheken in Deutschland auf dem tiefsten Stand der letzten drei Jahrzehnte befindet. Die in den Apotheken von Noweda-Mitgliedern befragten Kunden erwiesen sich als etwas informierter: Von ihnen wussten 63 Prozent nicht, dass es in Deutschland bereits heute weniger Apotheken gibt als im EU-Schnitt. 62 Prozent war die Schließung einer Apotheke alle 38 Stunden nicht bewusst und 60 Prozent war nicht klar, dass sich die Anzahl der Apotheken auf dem niedrigsten Stand seit 30 Jahren befindet.
Geschätzte Nacht- und Notdienste
Zugleich nutzen die Umfrageteilnehmer die Leistungen der Vor-Ort-Apotheken intensiv, etwa die Nacht- oder Notdienste an Sonn- und Feiertagen: Die GfK-Befragten gaben zu 67,5 Prozent an, diese schon in Anspruch genommen zu haben, unter den Teilnehmern der Patientenumfrage in den Apotheken waren es sogar 76,5 Prozent.
Gefragt wurde auch, ob die persönliche Beratung in Apotheken genutzt wird. Das hatten 82 Prozent der Teilnehmer der GfK-Umfrage und 95 Prozent der Apotheken-Befragten bejaht. Nahezu allen Befragten ist es auch wichtig, dass es eine Apotheke in erreichbarer Nähe zum Wohnort gibt (98 Prozent GfK-Teilnehmer, 99,9 Prozent Apotheken-Teilnehmer).
Versand darf wohnortnahe Apotheken nicht gefährden
Auf die Frage: „Hätten Sie Verständnis dafür, wenn Menschen ihre Medikamente im Internet beziehen, auch wenn dadurch die Existenz der wohnortnahen Vor-Ort-Apotheken gefährdet würde?“, antworteten bei der GfK-Umfrage knapp 64 Prozent mit „nein“. Die Teilnehmer der Patientenumfrage hatten sogar zu 88 Prozent kein Verständnis.
„Die eindeutigen Umfrage-Ergebnisse zeigen, wie wichtig unsere aktuelle Anzeigenkampagne ,Alle 38 Stunden‘ ist“, erklärt Noweda-Chef Dr. Michael P. Kuck. „Die Kampagne soll die Bürger aufrütteln und ihnen den massiven Rückgang der Vor-Ort-Apotheken verdeutlichen. Die Menschen müssen wissen, dass ihre Versorgung in Gefahr ist, wenn das so weiter geht“. Kuck sieht die Politik gefordert: Sie müsse endlich die Apothekenhonorare deutlich erhöhen und dynamisieren sowie den Versand verschreibungspflichtiger Arzneimittel verbieten. „Ist die Infrastruktur erst einmal zerstört, gibt es kein Zurück“, mahnt Kuck.
4 Kommentare
lokale Apotheke vs Versandapotheke
von Kritiker am 17.07.2018 um 9:37 Uhr
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AW: lokale Apotheke vs Versandapotheke
von Florian Becker am 17.07.2018 um 15:47 Uhr
AW: lokale Apotheke vs Versandapotheke
von Kritiker am 17.07.2018 um 19:04 Uhr
AW: lokale Apotheke vs Versandapotheke
von Stefan Haydn am 17.07.2018 um 20:20 Uhr
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