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Erstes Halbjahr 2018
Kassenreserven erstmals über 20 Milliarden Euro
In diesem Jahr scheint der Sparstrumpf der Krankenkassen so gut gefüllt zu sein wie noch nie: Recherchen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge lagen die Reserven zur Jahresmitte 2018 bei 20,2 Milliarden Euro. Dennoch mahnen AOK und Ersatzkassen zu einer moderaten Ausgabenpolitik, da sich die Einnahmen-Überschüsse inzwischen rückläufig entwickeln.
Die Rücklagen der Krankenkassen steigen weiter: Einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom heutigen Mittwoch zufolge haben die Kassenreserven zur Jahresmitte erstmals die 20 Milliarden-Euro-Marke geknackt. Im vergangenen Jahr hatten die Kassen 19 Milliarden Euro auf der hohen Kante, für das erste Quartal 2018 19,9 Milliarden Euro und im ersten Halbjahr lagen die Reserven dann bei 20,2 Milliarden Euro.
723 Millionen Plus im ersten Halbjahr
Von April bis Juni haben die 110 Krankenkassen 307 Millionen Euro erwirtschaftet, was zusammengerechnet mit den Überschüssen des ersten Quartals fürs erste Halbjahr 2018 ein Plus von 723 Millionen ergibt. Den größten Beitrag leistete dabei – wie auch in den Vorjahren – die mitgliederstarken AOKen mit 371 Millionen Euro. Gefolgt von den Ersatzkassen mit 151 Millionen Euro, Knappschaft mit 84 Millionen Euro und Betriebskrankenkassen mit 77 Millionen Euro. Die Innungskrankenkassen meldeten ein Plus von 40 Millionen Euro.
Überschüsse entwickeln sich rückläufig
Die dick-schwarzen Zahlen werden mehreren Medienberichten zufolge der guten Konjunktur bei stabilem Ausgabenniveau zugeschrieben. Allerdings ist der Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr, in dem die Kassen in den ersten sechs Monaten Überschüsse von insgesamt 1,4 Milliarden Euro erwirtschafteten, nur halb so hoch. Der Rückgang der Überschüsse spiegelt sich bei den einzelnen Kassen im unterschiedlichen Ausmaß wieder. Die Ersatzkassen nahmen noch ein Drittel des Vorjahresbetrages an Überschüssen ein. Die AOKen, die im ersten Halbjahr 2017 noch 650 Millionen Euro erwirtschafteten, konnten den Rückgang der Überschüsse auf die Hälfte begrenzen. Die Innungskrankenkassen erreichten knapp die Hälfte ihres Vorjahresergebnisses.
AOK und Ersatzkassen mahnen zu Augenmaß
Angesichts der rückläufigen Entwicklung mahnen die großen Kassen zu einer zurückhaltenden Ausgabenpolitik. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Jens Martin Hoyer, erklärt am heutigen Mittwoch in einer Stellungnahme: „Das erste Halbjahr 2018 haben wir mit einem Überschuss von rund 371 Millionen Euro abgeschlossen. Das ist erfreulich, darf aber über zwei Dinge nicht hinwegtäuschen. Erstens ist das weniger als die AOK an zwei Tagen für die Versorgung ihrer Versicherten bezahlt. Und zweitens liegen wir damit auch im zweiten Quartal dieses Jahres deutlich unter den Ergebnissen des Vorjahres . Die Bundesregierung sollte bei den anstehenden Reformen also trotz der immer noch guten finanziellen Lage der Krankenkassen auf Augenmaß achten und die Gelder zielgerichtet einsetzen statt Einzelinteressen zu bedienen.“
Auch die Verbandsvorsitzende der Ersatzkassen, Ulrike Elsner, ist vorsichtig: „Das Ergebnis zeigt, dass die Kostenentwicklung bei den geplanten Gesetzesvorhaben nicht außer Acht gelassen werden darf."
Werden die Gelder gerecht verteilt?
Ersatz-, Innungs- und Betriebskrankenkassen verlangen eine Reform des Risikostrukturausgleichs, weil sie das System der Geldverteilung ungerecht finden. So habe der Finanzausgleich dazu geführt, dass einzelne Kassen bei niedrigen Zusatzbeiträgen sehr hohe Rücklagen aufbauen konnten. Erschwerend käme hinzu, dass etliche Kassen mit höheren Zusatzbeiträgen Geld an wohlhabende Kassen abführen müssten.
Spahn würde Reserven gerne Versicherten wiedergeben
Ginge es nach Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), müssten die Kassen ihre Milliarden-Reserven schon bald abbauen. Der Minister hatte im April einen Referentenentwurf zum GKV-Versichertenentlastungsgesetz vorgelegt. Im ersten Entwurf war vorgesehen, dass die Kassen ihre Reserven innerhakb einer gewissen Frist ihre Reserven abbauen müssen, in dem sie die Gelder an die Versicherten zurückgeben, etwa in Form von Zusatzleistungen, direkten Zahlungen oder Beitragssenkungen. Beim Koalitionspartner und auch in der eigenen Fraktion war Spahn dafür jedoch kritisiert worden, unter anderem wurde darauf hingewiesen, dass in den kommenden Jahren noch mehrere ausgabenintensive Gesetze und Neuregelungen in der Versorgung in Kraft treten. Das Ministerium hatte die Pläne daraufhin abgeschwächt.
1 Kommentar
wen wundert der KraKa-Ruf nach Geld ?
von Alfons Neumann am 23.08.2018 um 1:01 Uhr
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