Parfümserie

Biblische Parfümdüfte in der Vatikan-Apotheke

Berlin - 24.08.2018, 14:35 Uhr

Die Apotheke im Vatikanstaat steht vor einer Umstrukturierung und verkauft nun eine neu kreierte biblische Parfumserie. ( r / Foto: Imago)

Die Apotheke im Vatikanstaat steht vor einer Umstrukturierung und verkauft nun eine neu kreierte biblische Parfumserie. ( r / Foto: Imago)


Das Sortiment der vielbesuchten Vatikan-Apotheke ist um eine gutriechende Variante erweitert worden: Vier biblische Duftnoten stehen ab sofort in extra neu kreierten Parfüms zum Verkauf. Die Entwicklung der ungewöhnlichen Parfümserie ist Teil einer in diesem Jahr begonnenen großen Umstrukturierung der vatikanischen Apotheke.   

Pilger und Besucher des Vatikans kamen mit Weihrauchdüften bisher nur während der mehrmals täglich im Petersdom stattfindenden Gottesdienste in Berührung. Mit der neu entwickelten Parfümserie der Vatikan-Apotheke steht den Gläubigen ab sofort eine völlig neue Möglichkeit zur Verfügung: „Weihrauch-to-go“ sozusagen. 

Die vielbesuchte Apotheke befindet sich seit diesem Jahr in einem umfassenden Umstrukturierungsprozess – und die neue Parfümserie sei ein Teil dieser Maßnahmen für einen besseren und umfassenderen Service, so der Leiter der Apotheke Frater Binish Thomas Mulackal gegenüber der vatikanischen Tageszeitung „L´Osservatore Romano“.

Weihrauch-Parfüm vom Vatikan-Apotheker 

Die neuen Parfümdüfte wurden von den Ordensbrüdern des Hospitalordens der Barmherzigen Brüder (Orden der Fatebenefratelli) entwickelt. Die Düfte sollen von nun an in den Noten „Weihrauch“, „Myrrhe“, „Gold“ und „Rosa Mistica“ erhältlich sein. Der Apothekenkunde könne Kästchen mit den vier himmlischen Duftampullen erstehen, die mit den römischen Ziffern MMXVIII – für 2018 – bedruckt seien.  

Der Orden, der die vatikanische Apotheke seit über 140 Jahren betreibt, hat im Rahmen einer umfassenden  Sortimentserweiterung die neuen Parfüms entwickelt. Die Brüder hätten mit verschiedenen Düften, die eine Verbindung zur biblischen Geschichte darstellen sollen, experimentiert. Es sei darum gegangen, die Ursprünge der Essenzen der biblischen Geschichte zu erfassen. Ein Ausgangspunkt sei die Geschichte rund um die Geburt Jesu Christi gewesen. Gold, Myrrhe und Weihrauch als symbolische Geschenke der Heiligen Drei Könige lieferten auf diese Weise drei der neuen Parfümduftnoten. Die „Rosa Mistica“, oder „geheimnisvolle Rose“, habe als Bild für die Jungfrau Maria Pate für den vierten biblisch inspirierten Duft gestanden.

Sortiment erweitern – und christliches Leben stärken

Frater Binish Thomas Mulackal ist seit September 2016 Leiter der Vatikan-Apotheke. Der ursprünglich aus Indien stammende Mulackal hat Großes vor, um die päpstliche Apotheke zu erweitern und für die Zukunft zu stärken. Gegenüber der vatikanischen Tageszeitung „L´Osservatore Romano“ erläuterte er die Ziele des großen Umstrukturierungsprojektes. In erster Linie gehe es um eine Verbesserung des Services, der auch ein umfassenderes Sortiment beinhalte. Das Jahr 2018 sei dementsprechend ein besonders wichtiges Jahr für die Zukunft der Vatikan-Apotheke.

Die Duftnoten der neuen Parfümserie seien das Ergebnis eines Versuches, ihre Rolle im Bereich des christlichen Lebens wiederzuentdecken und zu stärken, so Frater Binish Thomas Mulackal. Erklärend fügte er hinzu, dass Weihrauch und Myrrhe schon seit der Antike für die Verehrung Gottes verwendet würden. 

Vatikan-Apotheke – keine ganz gewöhnliche Apotheke

Der Standort ist ungewöhnlich, der Weg in die Apotheke ebenso – und auch die Kundenzahl sprengt alles Übliche. Die vatikanische Apotheke, mit Sitz im Belvedere-Palast im kleinsten Staat der Welt, kann nicht mal eben so betreten werden. Zumindest für Pilger und Touristen ist das so. Neben den vatikanischen Angestellten können auch sie in der Vatikan-Apotheke einkaufen, müssen sich dafür allerdings erst bei der berühmten Schweizer Garde an der St. Anna-Pforte ausweisen und ein gültiges Rezept vorweisen. Dieses könne allerdings laut vatikanischer Apothekenbestimmungen weltweit ausgestellt worden sein. 

Die Kundenzahl der Vatikan-Apotheke liegen nach eigenen Angaben bei 2000 bis 2500 Kunden täglich. Sie gilt dementsprechend als die meist besuchte Apotheke der Welt. Die Hälfte der Kunden seien Angestellte des Vatikans und deren Angehörige – und die andere Hälfte Besucher aus der ganzen Welt. Die direkt hinter dem Apostolischen Palast gelegene Apotheke führe eine besonders große Anzahl an internationalen Medikamenten. Die Souveränität des Vatikanstaates mache den Verkauf der internationalen Arzneimittel möglich, die in Italien nicht im Handel seien. Das Sortiment umfasse rund 42.000 Produkte, die von den derzeit 60 Angestellten – darunter sechs Ordensleute – verkauft werden. Von nun an sollen die biblischen Düfte ein weiteres Verkaufsargument für die unzähligen Gläubigen aus aller Welt sein.



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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