Europäisches Patentamt

Sovaldi: Gilead behält sein Patent

Berlin - 14.09.2018, 15:45 Uhr

Protest gegen Gileads-Hochpreispolitik vor dem Europäischen Patentamt in München. (Foto: Ärzte ohne Grenzen / Peter Bauza)

Protest gegen Gileads-Hochpreispolitik vor dem Europäischen Patentamt in München. (Foto: Ärzte ohne Grenzen / Peter Bauza)


Das Hepatitis-C-Präparat Sovaldi wird in Europa vorerst wohl nicht günstiger zu haben sein. Das Europäische Patentamt hat am gestrigen Donnerstag entschieden, dass das Sofosbuvir Patent weiterhin Bestand hat – allerdings mit Änderungen. „Ärzte ohne Grenzen“ zeigte sich „zutiefst enttäuscht“ über diese Entscheidung. Die Organisation war eine von mehreren, die gegen das Patent vorgegangen war.

Das US-Pharma-Unternehmen Gilead darf sein Patent auf das Hepatitis-C-Medikament Sofosbuvir behalten. Das hat das Europäische Patentamt (EPA) in München am gestrigen Donnerstag entschieden. Allerdings muss das Unternehmen laut Ärzte ohne Grenzen Änderungen hinnehmen – wie diese genau aussehen, ist bislang unklar. „Die Entscheidung erlaubt Gilead ein Patent auf eine pharmazeutisch inaktive Komponente, die im Körper während der Synthese von Sofosbuvir entsteht“, erklärte die Nichtregierungsorganisation nach der Entscheidung des EPA. In der Konsequenz habe damit das Monopol von Gilead weiterhin Bestand.

Ärzte ohne Grenzen, Ärzte der Welt und weitere Organisationen aus 17 europäischen Ländern hatten im März 2017 beim EPA Einspruch gegen das Patent eingelegt. Ihre Hoffnung: Sollte Gileads Patent auch für Europa aufgehoben werden, würde dies die Herstellung von Sofosbuvir-Generika sowie deren Import in europäische Länder möglich machen – und möglicherweise positive Auswirkungen auf die Behandlung weltweit haben. Das Dilemma ist bekannt: Momentan verlangt Gilead für eine zwölfwöchige Therapie mit Sofosbuvir in Europa bis zu 43.000 Euro. In Ländern, in denen Sofosbuvir nicht von Patenten geschützt ist, kostet sie laut Ärzte ohne Grenzen nur rund 52 Euro.

Ärzte ohne Grenzen kündigen Berufung an

Die Verhandlung vor dem EAP wurde von Protestaktionen begleitet. Genutzt hat es am Ende nicht. Bei Ärzte ohne Grenzen zeigte man sich im Anschluss „zutiefst enttäuscht“. Gaelle Krikorian von der Medikamentenkampagne der internationalen Hilfsorganisation sagte, die Entscheidung zeige „eindeutig wie multinationale pharmazeutische Konzerne es schaffen, das Patentsystem auszunutzen und auszuhöhlen, so dass sie sich von jeglicher Konkurrenz abschotten und völlig überhöhte Preise verlangen können“. Sie kündigte an, gegen die Entscheidung in Berufung zu gehen.

Im Oktober 2016 hatte das EPA das Sofosbuvir-Patent bereits eingeschränkt. Direkte Konsequenzen für die Versorgung der Menschen hatte diese Entscheidung allerdings nicht. Gilead kann seither noch immer hohe Preise für Sovaldi verlangen.

In nichteuropäischen Ländern wurde das Patent ebenfalls schon angefochten – laut Ärzte ohne Grenzen in Ägypten, China und der Ukraine mit Erfolg. In anderen Ländern wie Argentinien, Brasilien, Indien, Russland und Thailand stehen die Entscheidungen noch an.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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