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Interview Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli
Was ist, wenn Amazon Zur Rose/DocMorris übernehmen will?
Der Schweizer Pharmahandelskonzern Zur Rose Group, Muttergesellschaft von DocMorris, bereitet sich auf einen Einstieg des Internetriesen Amazon auf dem europäischen Arzneimittelmarkt vor. In einem Interview mit dem Schweizer Finanzportal Cash sagte Zur-Rose-Chef Walter Oberhänsli, dass er ungeachtet eines Eintritts von Amazon in den europäischen Arzneimittelversand mit Zur Rose Marktführer bleiben wolle, aber auch eine mögliche Übernahme durch den US-Konzern nicht verhindern könnte.
Die von Branchenexperten vielfach vermuteten Ambitionen des US-Onlinekonzerns Amazon, in Europa in das Geschäft mit dem Arzneimittelversand einsteigen zu wollen, treibt auch die existierenden Platzhirsche auf diesem Gebiet um. Wie Walter Oberhänsli, Gründer und CEO von Europas größter Versandapotheke, der Schweizer Zur Rose Group, in einem Interview mit dem Finanzmagazin Cash zu Protokoll gibt, bereite er sich auf einen derartigen Schritt von Amazon vor: „Wir wappnen uns für einen Markteinstieg von Amazon“, sagt Oberhänsli wörtlich. Gleichzeitig bekräftigt er, dass Zur Rose und damit auch die niederländische Tochtergesellschaft DocMorris in Europa Marktführer seien und das „auch bleiben“ wollen.
„In den letzten zwölf Monaten haben wir gezeigt, dass wir auch akquirieren können und die gegenwärtige Marktkonsolidierung in Deutschland vorantreiben“, so Oberhänsli gegenüber dem Finanzmedium. Im Übrigen sehe er für sein Unternehmen „weiterhin gute Chancen“ zu bestehen. In dem Zusammenhang bezeichnet er den europäischen Markt als „wirklich schwierig“. Jedes Land habe eine eigene Gesetzgebung. Zudem könne Amazon mit seiner bestehenden Logistik in Europa keine Arzneimittel vertreiben – „alles müsste von null auf aufgebaut werden.“
Oberhänsli: Wenn Amazon ein Angebot macht, müssen die Aktionäre entscheiden
Andererseits will Oberhänsli eine mögliche Übernahme von Zur Rose durch Amazon nicht ausschließen. Dabei handelt es sich um eine in der Wirtschaftswelt häufige und auch von Amazon bevorzugte Vorgehensweise, um innerhalb kurzer Zeit eine starke Position auf einem neuen Markt einzunehmen. Für Oberhänsli stehe es zwar „nicht zur Diskussion“ darüber zu spekulieren, ob Zur Rose ein attraktives Ziel wäre. Andererseits könne er eine Übernahme durch Amazon nicht verhindern. Oberhänsli wörtlich: „Wenn Amazon ein Angebot machen sollte, müssten unsere Aktionäre entscheiden, ob sie dieses annehmen wollen oder nicht.“
Amazon versucht seit einiger Zeit, im Gesundheitswesen Fuß zu fassen, und steht laut einer aktuellen Untersuchung des Daten- und Analytikunternehmens Globaldata vor großen und entscheidenden Schritten. In den USA ist der Konzern diesbezüglich bereits weiter: Erst im Juni hatte Amazon angekündigt, die US-Versandapotheke PillPack übernehmen zu wollen. Im Januar 2018 hatte der Versandgigant mitgeteilt, gemeinsam mit der US-Großbank JP Morgan und der Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway eine eigene Krankenkasse gründen zu wollen.
Zur Rose-Chef: Fair wären Rabattmöglichkeiten für alle
Angesprochen auf ein mögliches Verbot für den Versand verschreibungspflichtiger Arzneimittel in Deutschland verwies Oberhänsli darauf, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) anlässlich des Apothekertages am 10. Oktober erklären wolle, wie er zu diesem Thema stehe. „Dann sollten wir mehr wissen“, so Oberhänsli. Er verweist auch darauf, dass Spahn in einem Medienbeitrag gesagt habe, dass er lieber eine faire Lösung anstatt eines Verbotes anstrebe. Oberhänsli konkretisierte, eine faire Lösung wäre aus seiner Sicht, wenn alle deutschen Apotheken – stationäre wie Onlineapotheken – die Möglichkeit hätten, Rabatte auf Arzneimittel zu gewähren.
Positiv bewertet Oberhänsli in dem Interview die Entwicklung von Zur Rose auf dem Schweizer Heimatmarkt. Nachdem das Unternehmen dort im November eine dritte Shop-in-Shop-Apotheke eröffnen wolle, hält er eine Gesamtzahl von „ungefähr 20 bis 30 Apotheken“ für realistisch. Wirtschaftlich strebt er für das laufende Geschäftsjahr ein zweistelliges organisches Umsatzwachstum und eine Steigerung von über 20 Prozent in Lokalwährungen an. Auf Ebitda-Ebene, also dem Betriebsergebnis vor Abschreibungen und Amortisationen, peile er für 2018 weiter ein um Sonderkosten bereinigtes ausgeglichenes Ergebnis an. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Zur Rose einen Umsatz von 983 Millionen Schweizer Franken und erwirtschaftete ein Ebitda von minus 21,2 Millionen Franken. Im ersten Halbjahr 2018 lag der Umsatz bei über 600 Millionen Franken.
Die erstmalige Auszahlung einer Dividende hält der Zur-Rose-Chef im Jahr 2021 für möglich. Wenn dann das angestrebte Ziel einer Ebitda-Marge von vier bis fünf Prozent erreicht sei, werde auch ein genügend hoher Reingewinn für Ausschüttungen vorhanden sein.
4 Kommentare
Nein Herr Oberhänsli
von Stefan Haydn am 20.09.2018 um 18:31 Uhr
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AW: Nein Herr Oberhänsli
von Heiko Barz am 21.09.2018 um 12:38 Uhr
Apothekensterben
von Erik Modrack am 20.09.2018 um 18:24 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Marktkonsolidierung
von Stefan Haydn am 20.09.2018 um 18:34 Uhr
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