Neue Noweda/Burda-Kundenzeitschrift

„Wir wollen uns mit dem Zukunftspakt nicht die Taschen voll machen“

Stuttgart/Berlin - 25.09.2018, 07:00 Uhr

Mit der Kundenzeitschrift Mylife wollen der Burda-Verlag und die Noweda für die Apotheke vor Ort kämpfen. ( j / Foto: DAZ.online)

Mit der Kundenzeitschrift Mylife wollen der Burda-Verlag und die Noweda für die Apotheke vor Ort kämpfen. ( j / Foto: DAZ.online)


Die Noweda und der Burda-Verlag planen eine gemeinsame Zeitschrift für Apothekenkunden. Sie soll Bestandteil des gemeinsamen Konzepts „Zukunftspakt Apotheke“ sein. Einen Eindruck, wie das Magazin aussehen soll, kann man sich seit letzter Woche machen: Es ist eine Nullnummer erschienen. Im Gespräch mit DAZ.online erklärt Noweda-Chef Dr. Michael P. Kuck, dass er sich an dem Projekt nicht bereichern, sondern den Apothekern helfen wolle. Und: Wie will die Noweda Kunden anderer Großhändler für ihr Projekt gewinnen?

In der vergangenen Woche stellten die Noweda und der Burda-Verlag ihren „Zukunftspakt“ vor. Zu dem Projekt gehören eine Bestellplattform für Kunden und das Heft mit dem Titel  „My Life“, das ab April 2017 alle 14 Tage erscheinen soll. Beiden Unternehmen zufolge ist der „Zukunftspakt“ eine „umfassende Initiative zur Stärkung der Apotheken vor Orts zum Ziel haben, die als Rückgrat des deutschen Gesundheitssystems die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln und die notwendige qualitativ hochwertige fachliche Beratung sicherstellen“. Der Zukunftspakt soll allen Vor-Ort-Apotheken in Deutschland offenstehen sowie allen Akteuren im Apothekenmarkt, die für die Vor-Ort-Apotheke stehen. Von letzteren verspricht man sich, dass sie sich als strategische Partner daran beteiligen, das Projekt weiterzuentwickeln. Der Name der Kundenzeitschrift ist nicht neu: Der Burda-Verlag betreibt seit Jahren das Gesundheitsportal „Mylife“, in dem Ratgeber-Themen rund um das Thema Gesundheit gespielt werden.

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Wie das Heft aussehen soll, davon kann man sich bereits einen Eindruck verschaffen, der Verlag hat eine Nullnummer vorgelegt. Bei so manchen Parallelen – wie etwa die 14-tägige Erscheinungsweise– ist der augenscheinlichste Unterschied die Aufmachung des Burda-Heftes: Es mutet Boulevard-mäßiger an als die Umschau. Thematisch geht es um „Medizin, Wellness und Lifestyle“: von Schultern, gesunden Beinen und Kopfschmerzen über Achtsamkeit am Beispiel der Schauspielerin Nadja Uhl, Koch- und Backrezepte bis hin zu Reisetipps, und Gartenmöbelnund einer weiteren Schauspielerin, Andrea Kiewel, die erklärt, warum sie vegetarisch lebt.

Foto: DAZ.online

Dazu gibt es Rätsel, eine Kinderseite und „Leser fragen, Apotheker antworten“. Somit also durchaus auch inhaltliche Parallelen mit der Umschau. Die Optik des Gesundheitsportals „Mylife“ findet sich im Heft (bislang?) nicht wieder. Kundenzeitschrift, Gesundheitsportal und die Online-Bestellplattform sollen allerdings miteinander vernetzt werden und sich ergänzen, wie es heißt.

Kuck: Es geht um ein Konzept gegen den Versandhandel

Wie Noweda und Burda mitteilen, soll das Kernelement des „Zukunftspaktes“ aber der Einsatz für die Apotheke vor Ort sein. DAZ.online hat daher mit Noweda-Chef Dr. Michael P. Kuck gesprochen, um die Bedeutung des Projektes für die Apotheker genauer herauszuarbeiten.

DAZ.online: Herr Dr. Kuck, mit dem „Zukunftspakt“ starten Sie einen Großangriff auf den Markt der Kundenkommunikation. Sie sagen, dass das Ziel der Initiative sei, die Apotheke vor Ort zu stärken. Wie kann das Projekt den Apothekern konkret helfen?

Kuck: Zunächst einmal möchte ich festhalten, dass wir mit dem „Zukunftspakt“ eben nicht in erster Linie den Markt der Kundenkommunikation ins Visier nehmen. Vielmehr verstehen wir es als ganzheitliches Projekt. Es geht eben nicht nur um den Verkauf einer Zeitung oder den Kundengewinn für unser Bestellportal, sondern um ein Gesamtkonzept zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken gegen den Versandhandel. Deshalb laden wir auch  alle Apotheker ein, an diesem Konzept teilzunehmen, unabhängig davon, ob es sich um Noweda-Kunden handelt oder nicht. Wir bieten eine Branchenlösung an. Derzeit ist es doch so, dass jeder, der im Markt will, eine App herausgeben kann. Diese Insellösungen bringen aber niemandem etwas, denn so gut eine technische Lösung auch sein mag: Wenn es an der Bekanntheit und Reichweite in der Bevölkerung fehlt, sind alle Ansätze zum Scheitern verurteilt. Diese Lücke schließen wir durch die Zusammenarbeit mit Burda, einem der größten Medienunternehmen Europas. Entscheidend ist, dass die Apotheke vor Ort endlich als Institution im Netz sichtbar wird. Wir wollen den Apothekern mit unserer Plattform die Möglichkeit geben, auf Augenhöhe mit Versendern wie DocMorris und Amazon zu agieren. Das Zeitfenster dafür ist nicht groß. Denn wenn Amazon anfängt, in jeder Großstadt einen Schnell-Lieferservice für Arzneimittel anzubieten, dann ist die Apotheke ganz schnell nicht mehr dabei.

Michael P. Kuck (Foto: Noweda)

DAZ.online: …und um diese gemeinsame Lösung aller Apotheken bekannt zu machen, brauchen Sie den Burda-Verlag?

Kuck: Richtig, Burda bietet uns die Reichweite. Im Burda-Gesundheitsportal Mylife wird dann regelmäßig auf das Bestellportal der Apotheken hingewiesen. Und auch in der neuen Zeitschrift sollen regelmäßig Anzeigen und Werbeblöcke erscheinen, die auf das Portal verweisen. Insbesondere junge Kunden wollen wir so erreichen. Menschen, für die es heutzutage fast „logisch“ ist, im Versandhandel zu bestellen. Die sollen über die Kundenzeitschrift und das Mylife-Portal auf die Bestellplattform aufmerksam gemacht werden.

„Wir möchten nicht aggressiv um Nicht-Kunden werben“

DAZ.online: Wissen Sie denn schon, was der Apotheker für den Erwerb der neuen Kundenzeitschrift ausgeben muss?

Kuck: Wie schon beschrieben, geht es uns auch beim Preis nicht um ein Baukastenprinzip. Es wird einen Grundpreis für die Teilnahme am „Zukunftspakt“ geben. Wie hoch der endgültige Preis  sein wird, kann ich Ihnen heute noch nicht sagen. Für uns steht jedenfalls fest: Wir werden uns mit diesem Projekt nicht die Taschen voll machen. Im Vordergrund steht die Stärkung der Vor-Ort-Apotheken. Der Preis wird daher definitiv kein Grund sein, warum ein Apotheker nicht am Zukunftspakt teilnehmen kann.

DAZ.online: Die Ansage, dass Sie auch Nicht-Noweda-Kunden gewinnen möchten, ist eine große Herausforderung. Wie wollen Sie einen überzeugten Gehe-Apotheker dazu bringen, am „Zukunftspakt“ teilzunehmen? Wird es einen neuen Außendienst dafür geben?

Kuck: In keinem Fall wollen wir aggressiv um die Nicht-Kunden-Beteiligung werben. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass wir auch die Nicht-Kunden schon bald einfach anschreiben, um sie auf die Vorteile des „Zukunftspaktes“ hinzuweisen. Dabei möchte ich festhalten, dass die Teilnahme in keinem Fall auch bedeuten muss, dass der Apotheker zum Noweda-Kunden wird. Es ist völlig legitim, wenn der Apotheker an unserem Bestellportal teilnimmt, die bestellenden Kunden dann aber mit Ware beliefert, die er wiederum bei unseren Wettbewerbern bezieht.

Ist der Zukunftspakt nur eine große Marketing-Aktion?

DAZ.online: Denn genau das wird ja von einigen Kritikern auch hinterfragt: Ist der „Zukunftspakt“ eine einzig große Marketing-Aktion, um neue Mitglieder in die Genossenschaft zu holen?

Kuck: Im Gegensatz zu anderen Großhändlern ist die Noweda eine Genossenschaft in Apothekerhand. Es ist also  letztlich unsere  Pflicht, dass wir uns für die Interessen der Apotheke vor Ort einsetzen. Dass wir für den Erhalt des Apothekensystems kämpfen, ist in den Genen der Noweda angelegt. Wenn Apotheker Gefallen an unseren Bemühungen finden und deswegen zur Noweda wechseln, werden wir sie nicht daran hindern. Es interessiert es mich wenig, ob Kritiker in unseren Aktionen zum Wohle der inhabergeführten Apotheke Marketingaktionen sehen. Wichtig ist das Ergebnis. Wir glauben an das Apothekensystem und deshalb werden wir uns  ganz unabhängig von diesen Vorwürfen auch künftig ein Bein für die Apotheke vor Ort ausreißen.  

DAZ.online: Kann und soll der „Zukunftspakt“ denn zu einem neuen wichtigen finanziellen Standbein für die Noweda werden? Schließlich hört man aus der Branche immer wieder, dass man mit dem Großhandel heutzutage nichts mehr verdienen könne…

Kuck: Natürlich ist es nicht einfacher geworden. Aber das ist nicht die Motivitation für den Zukunftspakt, sondern die Gefährdung der Vor-Ort-Apotheken durch den aggressiv wachsenden Versandhandel. Und ganz ehrlich: Bis wir damit Geld verdienen, vergeht viel Zeit.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Zukunfts-Pakt NOWEDA/Burda

von Dr. Detlef Eichberg am 25.09.2018 um 8:10 Uhr

Nee - iss klar: Ihr wollt Euch nicht die Taschen voll machen. Burda schon überhaupt nicht. Iss echt total humanitär, dass der pharmazeutische Groß-Handel mit dem Groß-Fürsten der Printer den Apothekerlein die Zukunft gestalten will, damit die sich nicht in die Hosen machen. Wenn man brav dabei bleibt, wird man auch die etwaige Null-Kürzung der Rabatte aushalten. Es lebe die Freie Apothekerschaft.

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