Deutscher Apothekertag

ABDA-Reform ist verschoben

Berlin - 12.10.2018, 15:05 Uhr

Ist die Arbeit an der ABDA-Spitze noch effizient? Einige Apotheker beantragten eine Reformkommission, zogen den Antrag dann aber zurück, weil sie 2019 darüber erneut reden wollen. (Foto: Schelbert)

Ist die Arbeit an der ABDA-Spitze noch effizient? Einige Apotheker beantragten eine Reformkommission, zogen den Antrag dann aber zurück, weil sie 2019 darüber erneut reden wollen. (Foto: Schelbert)


Die Einberufung einer Kommission zur Reform der ABDA. Das und nicht weniger hatten einige Apotheker um Michael Mantell aus Westfalen-Lippe in einem Antrag beim Deutschen Apothekertag gefordert. Der Vorschlag löste eine interessante Diskussion aus: Einerseits erntete er viel Kritik, weil man die ABDA in einer politisch so wichtigen Phase nicht schwächen könne. Viele Apotheker begrüßten das Vorhaben allerdings und riefen ihre Kollegen dazu auf, mutiger zu sein.

Dem Antrag zufolge sollte die Kommission mit internen und externen Fachleuten besetzt sein. Die Reformkommission solle die Stärken und Schwächen der ABDA herausarbeiten, auch im Zusammenspiel mit den Kammern und Verbänden. Das Ergebnis sollen Vorschläge zu einer „strukturellen und organisatorischen“ Fortentwicklung sein, diese Vorschläge sollten auf dem Deutschen Apothekertag 2019 vorgestellt werden.

In der schriftlichen Begründung heißt es, dass die ABDA in ihrer Struktur mehr darauf angelegt sei, Veränderungen, die zulasten der Patienten und Apotheker gehen, zu verhindern als proaktiv eigene Veränderungsprozesse einzuleiten. Und weiter: Die ABDA agiere wie „ein Tanker (mit einem entsprechend großem Wendekreis)“, der mit Schnellbooten konkurriere. Außerdem gelinge es nicht, in Richtung Basis „mit einer Stimme zu sprechen“, was zu einer „Abkoppelung“ der ABDA und ihrer Mitgliedsorganisationen führe. An der Basis habe man das Gefühl, dass alle Diskussionen an der ABDA-Spitze zumeist in Beschlüssen mündeten, nicht aktiv zu werden oder etwas nicht zu kommunizieren.

Schmidt hat Verständnisprobleme

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hatte Verständnisprobleme: Ging es den Antragstellern um eine politische Neuausrichtung oder um einen strukturellen, internen Neuaufbau der Berufsorganisation? Mantell antwortete klar: „Mir geht es nicht um rollende Köpfe, mir geht es darum, die Struktur und Arbeit zu optimieren. Es geht auch nicht um eine ‚Zwangsreform‘, wie auf Apotheke Adhoc dargestellt.“ Um zu verdeutlichen, was er und seine Kollegen erreichen wollten, sagte Mantell: „Die ABDA ist jetzt 68 Jahre alt. Wenn ich ein 68 Jahre altes Haus habe, will ich auch vielleicht die Statik, das Dach und die Wände kontrollieren.“

Einige Apotheker stellten sich hinter Mantell und sagten, dass die Standesvertretung in der vergangenen Zeit des Öfteren kritisiert worden war und dass sich die Kollegen auch einmal trauen sollten, Strukturen zu hinterfragen. Die Gegner des Antrags hielten dagegen, dass die ABDA-Spitze in den kommenden Monaten vor sehr wichtigen Verhandlungen und Gesprächen mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) steht. Durch eine Reformkommission könnten die Verhandlungen erschwert werden. Auch Hans-Peter Hubmann, Chef des Bayerischen Apothekerverbandes, sprach sich vehement gegen eine Reformkommission aus. Er bezeichnete das Konstrukt der ABDA als „einzigartig“, schließlich sei es der ABDA wie keiner anderen Organisation gelungen, Kammern und Verbände unter einem Dach zu vereinigen.

Auf 2019 verschoben

Nach mehreren gescheiterten Geschäftsordnungsanträgen entschlossen sich die Antragsteller den Antrag zurückzuziehen und ihn auf dem nächsten DAT in Düsseldorf (2019) neu zu stellen.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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7 Kommentare

Diskussion

von Veit Eck am 13.10.2018 um 20:28 Uhr

Also, ich war dabei und habe mich in der Diskussion zu Wort gemeldet und habe klar und deutlich den Antrag des Koll. Mantell verteidigt.

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Grundsätzlich waren F. Schmidt und sein Präsidium bereit, sich auch dieser Herausforderung zu stellen, hätte der DAT das so beschlossen.

Es waren vielmehr die Mehrzahl Delegierten, die das nicht wollten - ein Putsch oder ein Königsmord auf dem Apothekertag ist für viele Kammer-und Verbandsfunktionäre vergleichbar mit der Oktoberrevolution. Wer es wagt die ABDA zu kritisieren, bewegt sich immer auf sehr dünnem Eis und bricht dann regelmäßig ein - das habe ich vor zwei 2 Jahren selber so erfahren müssen.

Liebe K&K aus der Ferne verbal die große Keule herauszuholen ist einfach. Mir wäre es lieber, dass sich mehr K&K in den Gremien der Kammer und Verbände betätigen, und die Ochsentour auf sich nehmen.

Übrigens 2019 sind in Nordrhein und auch in Westfalen Wahlen zur Kammerversammlung. Wer sich entscheidet da aktiv zu werden, möge sich gerne bei mir melden.

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Conny

von Conny am 12.10.2018 um 16:37 Uhr

Was wurde Frank ebert mit dem kleinen e immer hier angegriffen. ebert hatte in allem recht, auch wenn seine Wortwahl oft drastisch war. Jetzt haben wir den Salat den uns die ganzen Schlafmützen eingebrockt haben.

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Und was bringt's ?

von gabriela aures am 12.10.2018 um 15:59 Uhr

"Auch Hans-Peter Hubmann, Chef des Bayerischen Apothekerverbandes, sprach sich vehement gegen eine Reformkommission aus. Er bezeichnete das Konstrukt der ABDA als „einzigartig“, schließlich sei es der ABDA wie keiner anderen Organisation gelungen, Kammern und Verbände unter einem Dach zu vereinigen."

Und wo schlägt sich das in politischen und wirtschaftlichen Erfolgen nieder ?
Für mich sieht es vor allem nach komplizenhaftem Schweigen aus.

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AW: Und was bringt's ?

von Bernd Jas am 13.10.2018 um 10:07 Uhr

Liebe Gabi,

das IST doch eine nie dagewesene Einzigartigkeit mit dieser politischen Durchschlagskraft (in unsere Richtung), wirtschaftlichen Erfolgen (siehe neues Häusken) und ohne das komplizenhafte Schweigen, wären sie nie so weit gekommen.
Nur sollte das Konstrukt der ABDA nicht vergessen, das wir vor Ort bisher auch alle einzigartig waren.

AW: Und was bringt's

von Pascal Pross am 13.10.2018 um 21:22 Uhr

Da gibt es ein wunderschönes Bild im Internet, darauf abgebildet eine verbogene gabel unter vielen nicht verbogenen und als Bildunterschrift sinngemäß übersetzt: "Nur weil du einzigartig bist, heißt das noch lange nicht, dass du auch nützlich bist"

ich lach mich tot

von Karl Friedrich Müller am 12.10.2018 um 15:56 Uhr

" weil man die ABDA in einer politisch so wichtigen Phase nicht schwächen könne."
was will da da noch "schwächen"?
ein Verein, der nichts macht, nichts bewirkt, devot, schweigend.
Also "politisch" ist die ABDA nicht nur tot, sondern schon verwest, um im Bild zu bleiben.
nur, wenn es darum geht, uns neue, selbstverständlich für andere kostenlose Aufgaben, Bürokratie und Vorschriften aufzubürden, ist man schnell dabei.
"schwächen" - lächerlich. Die sind so schwach, dass sie nicht mal merken, dass sie zurücktreten müssen und von der Bildfläche verschwinden müssen.

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AW: ich mach mich ein

von Bernd Jas am 13.10.2018 um 9:49 Uhr

Lieber Herr Müller,

genau das sticht ins Hirn:
er erntete "-viel Kritik, weil man die ABDA in einer politisch so wichtigen Phase nicht schwächen könne."
Dazu kommt auch noch, dass gerade dieses Argument immer und überall gilt. Oder gab es in den letzten 25 Jahren für uns mal eine NICHT politisch wichtige Phase.
Also nur eine Phrase in der endlosen Phase der Beschwichtigungen.
Zum Teufel.

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