Spendeninitiative aus Berlin

Apotheken spenden zur Verbesserung des Kiezlebens

Berlin - 01.11.2018, 13:00 Uhr

Dass es im Fennpfuhlpark in Berlin-Lichtenberg für die Bürger erholsamer wird, liegt auch an Spenden, die Apotheken in der Umgebung sammeln. (Foto: ebenart / stock.adobe.com) 

Dass es im Fennpfuhlpark in Berlin-Lichtenberg für die Bürger erholsamer wird, liegt auch an Spenden, die Apotheken in der Umgebung sammeln. (Foto: ebenart / stock.adobe.com) 


Dieses Jahr feiert eine Spendeninitiative von acht Apotheken rund um den Fennpfuhlpark im Bezirk Berlin-Lichtenberg ihr 15-jähriges Jubiläum. Bereits 14-mal bereicherten die engagierten Apotheker durch ihre Aktionen das Leben im Kiez. Ihre Kunden bekommen zum Jahreswechsel die obligatorischen Kalender – doch nicht umsonst. Vielmehr werden sie um Spenden für ein jeweils im Vorfeld ausgewähltes Projekt gebeten. Wie kam es zu dem Engagement? Und wie kommt die Initiative bei den Kunden und im Kiez an? DAZ.online hat nachgefragt.

Es gibt viele schöne Traditionen – besonders zur Weihnachtszeit. Doch manchmal lohnt es sich, Liebgewonnenes zu hinterfragen. Dazu kann auch die Gratis-Abgabe von Kalendern zum Jahreswechsel zählen. Nicht immer werden diese Gratis-Gaben wertgeschätzt .Häufig werden sie eher aus Gewohnheit entgegengenommen. Acht Apotheken im Ortsteil Fennpfuhl im Berliner Bezirk Lichtenberg haben deshalb eine Tradition der etwas anderen Art etabliert. Bei ihnen gibt es den obligatorischen Kalender nur gegen einen Mindestobolus von 50 Cent. Mit den eingenommenen Spenden förderten sie in den vergangenen 14 Jahren bereits etliche Projekte in ihrem Kiez. Und nicht nur das – teilweise hätten erst ihre Spenden Dinge ins Rollen gebracht, so Anke Rüdinger, Sprecherin der Initiative und Leiterin der Castello-Apotheke in Berlin-Lichtenberg, im Gespräch mit DAZ.online. 

Anke Rüdinger

Kalender-Spenden-Initiative – Wie kam es dazu? 

Anke Rüdinger ist nicht nur die Sprecherin der Initiative und Ansprechpartnerin für das Bezirksamt, von ihr ging auch die Initiative zur Spendenaktion aus. Auf die Idee sei sie durch den Bericht eines Apothekers in ihrer Erfa-Gruppe, einer Gruppe von Berliner und Brandenburger Apothekern, die sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch treffe, gekommen. Ihr habe damals die von dem Apotheker beschriebene Idee sofort so sehr gefallen, dass sie beschlossen habe, in ihrem Kiez Ähnliches auf die Beine zu stellen. „Ich habe aber auch gleich gedacht, das mache ich nicht als Apotheke alleine, sondern versuche die anderen Apotheken im Kiez mit ins Boot zu holen“, berichtet die Berliner Apothekerin. Ihr sei klar gewesen, dass es nur so möglich sei, ausreichend Geld für Verbesserungen im Bezirk zusammen zu bekommen.

Spenden-Initiatorin: „Ich habe gleich offene Türen eingerannt“

Rüdinger habe keine große Schwierigkeiten gehabt, ihre Kiez-Kollegen von der Idee zu überzeugen. „Ich habe gleich offene Türen eingerannt. Es war keine große Überzeugungsarbeit notwendig, sondern alle waren sofort begeistert von der Idee und sind auch seitdem bei der Stange geblieben“, erzählt sie begeistert. Allerdings müsse sie eine kleine Einschränkung machen, denn in 14 Jahren änderten sich doch einige Dinge: „Es sind inzwischen ein paar Apotheken weniger, weil wir hier auch gewisse Schließungen zu verzeichnen haben. Aber alle, die damals angefangen haben und noch im Gebiet tätig sind, die sind auch immer noch mit dabei“, bekräftigt Rüdinger stolz.

Zurzeit seien sie acht Kollegen, die jedes Jahr die Kalender-Spenden-Aktion mittragen. Es handele sich dabei um die Koala-Apotheke, die Möllendorff Apotheke, die Pegasus-Apotheke, die Rosen Apotheke, die Apotheke am Fennpfuhl, die Bären-Apotheke im Storkower Bogen, die Apotheke am Anton-Saefkow-Platz und die Castello-Apotheke. Alle Apotheken seien in der Gegend rund um den Fennpfuhlpark angesiedelt – einem kleinen Naherholungsgebiet im dicht besiedelten Bezirk im ehemaligen Ostteil Berlins.

Interesse am Kiez als Motor der Initiative

Für Anke Rüdinger gibt es gleich mehrere positive Effekte, die die Kalender-gegen-Spenden-Aktion bewirken könne: „Es hat mich manchmal geärgert, wie achtlos die Kunden mitunter mit diesen Kalendern umgegangen sind, die ich dann teilweise auch, wenn ich mit dem Fahrrad nach Hause gefahren bin, weggeworfen gesehen habe“, so Rüdinger ernüchtert. So fände sie die Idee gut, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Zum einen sei ein Kalender, indem er nicht mehr gratis verteilt werde, wertiger und zum anderen werde mit Hilfe der Spenden der Kiez verschönert. Zudem unterstütze sie sowieso gerne ihren Stadtteil und begleite ganz allgemein mit Interesse das Leben im Kiez.

Die Wahl der Projekte

Am Anfang jeder Spendenaktion stehe der Kontakt zum Bezirksamt Lichtenberg. Dort erfrage Rüdinger jedes Jahr in den unterschiedlichen Referaten, welche Projekte förderwürdig seien. Diese Projekte stelle sie dann ihren Kollegen vor. Wenn die Entscheidung für eines dieser Projekte gefallen sei, gehe es an das Entwerfen eines Plakates für die jeweilige Aktion. Außer durch Plakate werde mit A4-Aufstellern auf den HV-Tischen über das geplante Spendenziel informiert. „Die meisten geben uns dann 50 Cent, manche geben auch mehr und es gibt auch Kunden, zumindest bei uns in der Apotheke, die gar keinen Kalender nehmen und uns trotzdem Spenden geben, einfach, weil sie die Idee gut finden“, freut sich Rüdinger.

Die Spendeneinnahmen variierten naturgemäß in den Jahren, aber auch die benötigten Summen zur Förderung der unterschiedlichen Projekte. Meist reiche die Summe auch nicht, das Projekt gänzlich zu finanzieren, so Rüdinger. „Meist gibt dann das Bezirksamt noch etwas dazu“, gibt sie zu bedenken. Von Seite des Bezirksamtes habe sie aber auch schon erfahren, dass einige Projekte ohne ihre Initiative erst mal auf Eis gelegen hätten oder gar nicht zustande gekommen wären. 

Kleine Spenden für große Wirkung

Dieses Jahr sollen die eingenommenen Spenden helfen, neue Stühle für die örtliche Bibliothek zu finanzieren. In anderen Jahren seien durch das Geld zum Beispiel Möbel für die Kleinsten in der benachbarten Grundschule finanziert worden. Vor allem im Fennpfuhlpark seien mehrere Projekte ermöglicht worden, die die Qualität des Parks für die Bevölkerung erhöht hätten. So seien Bäume gepflanzt und Liegebänke aufgestellt worden. Ein besonders aufwendiges – und auch kostspieliges – Projekt sei die Reaktivierung der Plansche, einer Art Springbrunnen, in dem die Kinder im Sommer spielen könnten, gewesen. Dieses Projekt habe zwei Jahre gedauert und habe zudem auch eine größere Unterstützung durch den Bezirk benötigt. Im letzten Jahr habe man wieder an die Kinder im Bezirk gedacht und Wipptiere für den Spielplatz finanziert. 

Die sehr vielfältigen Projekte würden durch die Spenden – und durch die Unterstützung durch das Bezirksamt ermöglicht, so Rüdinger. Um für ausreichend Transparenz zu sorgen, würden zudem sowohl der jeweilige Beginn der Spendenaktion als auch die Übergabe der Spenden in den Rathausnachrichten des Bezirksamtes Berlin-Lichtenberg veröffentlicht. „Wir machen immer auch einen offiziellen Übergabetermin, wo dann neben dem zuständigen Stadtrat oder der zuständigen Stadträtin möglichst auch alle Leiter oder Filialleiter der beteiligten Apotheken dabei sind“, erläutert Rüdinger.

Positive Resonanz – bei Kunden und im Kiez

 Mit der Resonanz im Kiez und unter ihren Kunden zeigt sich die Fennpfuhler Apothekerin sehr zufrieden: „Inzwischen hat sich das schon so rumgesprochen, dass die Kunden in der Kalenderzeit in die Apotheke kommen und fragen, wofür wir denn dieses Jahr spenden.“ Auch gewisse anfängliche Skepsis gehöre längst der Vergangenheit an. Zum Teil werde sie sogar, wenn sie durch den Fennpfuhlpark laufe, auf die Spenden angesprochen und ihr werde bestätigt, wie toll die meisten die Aktionen zur Verschönerung des Stadtteiles empfänden. So gäbe es für sie auch keine Zweifel darüber, wie es weiter gehen solle: „Ich denke, es ist einfach eine runde Sache. Ich will es auf alle Fälle auch in den nächsten Jahren weiterführen.“



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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