Zur Rose vs. Shop Apotheke

So viel verdienen die Chefs der großen EU-Versender

München - 26.03.2019, 14:45 Uhr

Zwischen Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli (Zur Rose) und dem ehemaligen Shop Apotheke-Chef Michael Köhler lagen gehaltstechnisch Welten im vergangenen Jahr. ( r / Foto: Shop Apotheke | DAZ / Sket)

Zwischen Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli (Zur Rose) und dem ehemaligen Shop Apotheke-Chef Michael Köhler lagen gehaltstechnisch Welten im vergangenen Jahr. ( r / Foto: Shop Apotheke | DAZ / Sket)


Der Vorstandsvorsitzende der Schweizer Versandapotheke Zur Rose, Walter Oberhänsli, hat im vergangenen Jahr Gesamtbezüge in Höhe von über 1,3 Millionen Franken erhalten. Damit lag er knapp unter dem Niveau des Vorjahres, verdiente aber ein Vielfaches mehr als Michael Köhler, der bis Ende 2018 Chef des Wettbewerbers Shop Apotheke Europe war. Der musste sich offenbar mit gerade einmal 70.000 Euro zufrieden geben - ein ausgesprochen ungewöhnlicher Fall.

Der Umsatz der Zur Rose-Gruppe hat 2018 gegenüber dem Vorjahr um 22,8 Prozent auf 1,2 Milliarden Franken zugelegt, die Einkünfte des Vorstandsvorsitzenden gaben hingegen leicht nach. Das geht aus dem Vergütungsbericht des Schweizer Konzerns hervor, der Bestandteil des kürzlich vorgestellten Geschäftsberichtes 2018 ist. Demnach bezog Walter Oberhänsli 2018 eine fixe Vergütung in Höhe von 600.000 Franken. Inklusive zusätzlicher variabler Vergütungsbestandteile sowie von Neben- und Vorsorgeleistungen summierten sich seine Gesamtbezüge auf 1,323 Millionen Franken, das entspricht rund 1,15 Millionen Euro. Im Jahr zuvor hatte die Summe noch bei 1,377 Millionen Franken gelegen. 

Wie aus dem Bericht weiter hervorgeht, betrug die Gesamtvergütung des vierköpfigen Zur-Rose-Vorstands im Jahr 2018 rund 3,56 Millionen Franken, was ebenfalls leicht unter dem Niveau des Vorjahres (3,6 Mio. Franken) lag.

Die Mitglieder des Zur Rose-Verwaltungsrats, dem Pendant zum deutschen Aufsichtsrat, erhielten für das Geschäftsjahr 2018 eine fixe Basisvergütung von 781.000 Franken. Hinzu kamen eine Vergütung für die Teilnahme an Ausschüssen von 74.000 Franken sowie Sozialversicherungsbeiträge von 60.000 Franken. Damit lag die Gesamtvergütung des Verwaltungsrates mit 915.000 Franken ebenfalls unter dem Vorjahresniveau von 923.000 Franken.

Zur Rose: Gehälter werden überprüft

Nach Angaben des Unternehmens prüft der firmeninterne Vergütungsausschuss, der aus mehreren Verwaltungsratsmitgliedern besteht, die Vergütung des Top-Managements und der Aufseher alle zwei bis vier Jahre auf der Basis von Vergütungen bei vergleichbaren börsennotierten Unternehmen und europäischen E-Commerce-Firmen. Die Vergleichsgruppe umfasste zuletzt Unternehmen wie Arbonia, Daetwyler, Delticom, Hawesko und Zooplus. Die tatsächliche Vergütung der Vorstandsmitglieder richtet sich laut Zur Rose darüber hinaus nach dem Unternehmenserfolg und der persönlichen Leistung, die jährlich beurteilt werde.

Die Aufwendungen für Löhne und Gehälter aller Beschäftigten im Zur Rose-Konzern addierten sich im vergangenen Jahr auf 69,5 Millionen Franken. Der Zuwachs von gut 11,5 Millionen Franken gegenüber 2017 geht nach Angaben des Unternehmens vor allem auf Volumensteigerungen und Firmenübernahmen zurück. Bei insgesamt 1314 Mitarbeitern entspricht dies einem durchschnittlichen Gehalt von 52.900 Franken pro Jahr. Damit betrugen die Gesamtbezüge von CEO Oberhänsli das 25fache des Zur Rose-Durchschnittsgehalts.

Finanzielle Bescheidenheit bei Shop Apotheke

Mit deutlich weniger Geld als die Schweizer Manager mussten sich im vergangenen Jahr Vorstand und Aufsichtsrat des niederländischen Wettbewerbers Shop Apotheke Europe begnügen. So betrugen die Gesamtbezüge des fünfköpfigen Vorstands – inklusive einer Aktienkomponente – nur 1,06 Millionen Euro. Damit hat das Management aber immerhin 244.000 Euro mehr erhalten als noch 2017. Bemerkenswerterweise lag die Vergütung des Ende 2018 ausgeschiedenen Vorstandschefs Michael Köhler mit 70.000 Euro deutlich unter dem Niveau der übrigen Vorstandsmitglieder, die dem Geschäftsbericht nach 153.000 bis 190.000 Euro erhielten. Ein Sprecher teilte auf Anfrage von DAZ.online, dass das Unternehmen dazu keinen Kommentar abgebe. Dieser in der Unternehmenswelt ausgesprochen ungewöhnliche Fall bleibt damit im Dunkeln, zumal Köhler immerhin 17 Jahre an der Spitze des Unternehmens gestanden war. So dürfte es spannend sein, im nächsten Geschäftsbericht zu erfahren, ob sich Köhlers seit Jahresanfang amtierender Nachfolger Stefan Feltens mit einer ebenso geringen Vorstandsentlohnung zufrieden gibt.

Auch die Mitglieder des Aufsichtsrates wurden bei Shop Apotheke Europe deutlich kürzer gehalten als bei der Schweizer Konkurrenz. Die Gesamtbezüge beliefen sich auf 90.000 Euro, wobei Aufsichtsratschef Jan Pyttel mit 30.000 Euro 50 Prozent mehr als die übrigen drei Mitglieder des Gremiums erhielt.

Eine nebulöse Kommunikation betreibt das Unternehmen in Bezug auf die gesamten Personalkosten – die weist Shop Apotheke Europe nämlich nicht explizit aus. Nach Angaben eines Sprechers seien diese in den sogenannten Administrativen Kosten enthalten, die für das Jahr 2018 mit 13,79 Millionen Euro angegeben wurden. Neben Personalaufwendungen sind darin aber auch IT-Aufwendungen und nicht näher beschriebene „facility expenses“ enthalten, was zum Beispiel Mieten sein könnten. Nimmt man großzügig die 13,79 Millionen Euro als Grundlage sowie zusätzlich genannte „mitarbeiterbezogene“ Kosten für Urlaube und Bonuszahlungen in Höhe von 6,9 Millionen Euro, käme man bei 843 Beschäftigten auf jährliche durchschnittliche Pro-Kopf-Aufwendungen von lediglich 24.540 Euro. Es scheint kaum glaubhaft, dass die Shop-Apotheke-Beschäftigten so wenig verdienen sollen.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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