Apokix-Umfrage April 2019

Amazon bald stärker als klassische Online-Apotheken?

Berlin - 29.04.2019, 10:15 Uhr

Apothekenleiter in Deutschland wollen keinen Arzneimittelverkauf über Amazon – doch sie rechnen damit, dass er sich durchsetzt. ( r / Foto: sebra / stock.adobe.com)

Apothekenleiter in Deutschland wollen keinen Arzneimittelverkauf über Amazon – doch sie rechnen damit, dass er sich durchsetzt. ( r / Foto: sebra / stock.adobe.com)


Die allermeisten Apotheker sehen den Verkauf von Arzneimitteln über Amazon sehr kritisch. Am liebsten würden sie ihn verboten sehen. Dennoch rechnen sie damit, dass der Internetgigant seinen Einfluss im Gesundheitsbereich schon bald noch mehr ausweiten wird und die Kunden sich an diese Bestellform gewöhnen werden. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Apokix-Umfrage zum Thema Amazon.

Zum Leidwesen vieler Apotheker vertreiben einzelne Kollegen OTC-Medikamente über die Online-Plattform Amazon. Der Münchener Apotheker Dr. Hermann Vogel ärgert sich schon lange darüber und klagt derzeit gegen zwei Versandapotheker, die auch über Amazon aktiv sind. Die Urteile fielen bislang unterschiedlich aus – Mitte Mai wird das Oberlandesgericht Naumburg sich wieder mit der Sache befassen. Laut der aktuellen Apokix-Umfrage des Instituts für Handelsforschung Köln (IFH Köln) hat Vogel breite Rückendeckung unter seinen Kollegen.

IFH Köln

87 Prozent der rund 220 befragten  Apothekenleiter erklärten, sie können sich einen Verkauf über Amazon nicht vorstellen. 12 Prozent gaben an, die Plattform hierfür zwar zurzeit nicht zu nutzen – sie können sich dies aber für die Zukunft vorstellen. Nur ein Prozent der Teilnehmer ist bereits bei Amazon aktiv.

Größere Konkurrenz durch Amazon als durch Online-Apotheken

Neun von zehn Befragten meinen, dass beim Verkauf von Arzneimitteln über Amazon eine erhöhte Gefahr besteht, eine Fälschung zu kaufen. Dazu passt auch, dass 94 Prozent fordern, dass der Verkauf von Medikamenten über Amazon verboten wird. Trotz dieser kritischen Einstellung gehen 83 Prozent der Apokix-Teilnehmer davon aus, dass die Relevanz von Amazon im Gesundheitsbereich innerhalb der nächsten zwei Jahre stark zunehmen wird. Knapp acht von zehn Apothekenleitern glauben, dass sich Kunden sehr schnell daran gewöhnen werden, bei Amazon auch Medikamente zu bestellen, weil sie mit dem Kauf von anderen Produkten auf der Onlineplattform bereits vertraut sind. Lediglich 28 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass Amazons fehlende Gesundheitskompetenz ein Hindernis darstellen könnte. 61 Prozent fürchten die zukünftige Konkurrenz von Amazon bereits mehr als die durch die klassischen Online-Apotheken – zumal rund die Hälfte glaubt, dass Amazon in ein bis zwei Jahren eine größere Relevanz für den Arzneimittelverkauf haben wird als Versandapotheken.

Statt Amazon wünschen sich die befragten Apothekenleiter eine alternative Online-Bestellplattform: Sie soll allen Präsenzapotheken offenstehen und die bewährte Lieferkette von Herstellern über den pharmazeutischen Großhandel und die Präsenzapotheken sicherstellen. Damit dürften die im Aufbau befindlichen Plattformen, wie „IhreApotheken.de“ vom „Zukunftspakt Apotheke“, bei den Apothekern auf rege Resonanz stoßen.          

Keine Entwarnung beim Stimmungsbarometer

Die Apokix-Teilnehmer wurden zudem – wie jeden Monat – gefragt, wie sie die aktuelle Geschäftslage und die Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten einschätzen. Besonders schlecht fiel im April der Index für die aktuelle wirtschaftliche Lage aus: Mit 77,5 Punkten befindet sich die Stimmungslage auf ihrem tiefsten Wert seit September 2014 – seinerzeit lag der Index bei 76,7 Punkten. Das ist umso bemerkenswerter, als der Index noch vor einem Jahr 102,6 Punkte und damit gut 25 Punkte mehr aufwies als aktuell. Bei 100 Punkten halten sich positive und negative Einschätzungen die Waage.

Noch trüber ist aber weiterhin der Blick in die Zukunft. Seit dem EuGH-Urteil vom 19. Oktober 2016 hält sich der Index für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung fast ausschließlich unter der 70-Prozent-Marke, nach 65,7 Punkten im März sank er im April auf 61,4 Punkte.

IFH Köln
Der Apothekenkonjunkturindex hat einmal wieder einen Tiefstand erreicht.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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