Sommerfest in Hamburg

Apothekerfest zwischen Problemen und Zuversicht

Hamburg - 21.06.2019, 15:15 Uhr

Dr. Jörn Graue (li.), Chef des Hamburger Apothekervereins, und Kai-Peter Siemsen, Präsident der Kammer in Hamburg, sprachen beim Sommerfest der Hamburger Apotheker über zahlreiche Baustellen, die die Apotheker derzeit offen haben. ( r / Foto: tmb)

Dr. Jörn Graue (li.), Chef des Hamburger Apothekervereins, und Kai-Peter Siemsen, Präsident der Kammer in Hamburg, sprachen beim Sommerfest der Hamburger Apotheker über zahlreiche Baustellen, die die Apotheker derzeit offen haben. ( r / Foto: tmb)


Die Apotheker sind trotz vieler Probleme weiter bemüht und noch zuversichtlich – so lässt sich die Botschaft der Gastgeber beim gestrigen Politischen Sommerfest der Hamburger Apotheker zusammenfassen. Der Vereinsvorsitzende Dr. Jörn Graue beschrieb zahlreiche Baustellen, mit denen Apotheker zu kämpfen haben. Kammerpräsident Kai-Peter Siemsen bemühte sich dennoch Zuversicht auszudrücken, was sicherlich auch dem Rahmen des Sommerfestes geschuldet war.

Am Politischen Sommerabend der Hamburger Apotheker nahmen wieder Politiker und Vertreter vieler Organisationen des Gesundheitswesens und der befreundeten Heilberufe teil. Der Anglo-German Club an der Außenalster bot dazu einen guten Rahmen, zur Begrüßung in den gediegenen Innenräumen und nach einer Wetterbesserung im schönen Garten des Clubhauses.

Politisch wurde die Veranstaltung vom neuesten Entwurf zum Apotheken-Stärkungsgesetz überlagert. Der erste Entwurf für eine Kabinettsvorlage wurde wenige Stunden zuvor bekannt. Kai-Peter Siemsen, Präsident der Apothekerkammer Hamburg, bewertete den Entwurf als weitere Verschlechterung. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt, dass die geplanten Honorarerhöhungen vermutlich doch weiter im Gespräch sind und über ein anderes Verfahren umgesetzt werden sollen.

Apotheken als Verbraucherschutzthema

In seiner Begrüßung betonte Siemsen die Bedeutung der Apotheken für den Verbraucherschutz. Es sei noch genug zu tun, damit die Bevölkerung den gewohnten Service weiter genießen könne, erklärte Siemsen. Er hoffe, dass dies gemeinsam mit der Politik im Interesse der Bevölkerung möglich sei und „dass die Apotheken dabei nicht hinten runterfallen“. In Hamburg bestehe noch eine genügende Zahl von Apotheken, auch wenn es bei der Notdienstverteilung schon eng werde. Außerdem betonte Siemsen die lange Erfahrung der Apotheker mit digitalen Instrumenten. Die weitere Digitalisierung könne manches vereinfachen, wenn auch nicht alles, erklärte Siemsen.

Baustellen und politische Probleme

Allerdings sieht Dr. Jörn Graue, Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins, mit der Digitalisierung „über neunzehntausend Baustellen“, die in den Apotheken für Behinderungen sorgen. Graue kommentierte die berufspolitische Entwicklung mit launigen Wortspielen. In der lockeren Atmosphäre des Sommerfestes gelang es damit, auch die berufsfremden Gäste für Apothekenthemen zu sensibilisieren. Immer wieder stelle sich die „Gretchenfrage“, was aus dem Rx-Versandverbot werde. Dabei gebe es ein Hin und Her, aber „es fehlt einfach der politische Wille, den Abwärtstrend zu stoppen“, erklärte Graue.

Zudem beklagte Graue die Mühen beim Datenschutz. Die Datenschutzindustrie sei dank besonderer politischer Wünsche inzwischen ein bedeutender Wirtschaftszweig. Graue folgerte: „Viele Apotheker fragen sich derweil, wer unseren Stand mehr schädigt, die Datenschutzindustrie oder die schweigende Standesführung, die der Abendsonne entgegen träumt, die ja bekanntlich alles Leid lindert.“ Weitere Themen waren die „preisbewusste“ Arbeit eines Düsseldorfer Gerichts, durch die er „ganze Kartenhäuser einstürzen“ sehe, die weiterhin bestehende Importregelung und das jüngste wettbewerbliche Urteil.

Dessen Ergebnis fasste Graue so zusammen: „Wir brauchen keine Semmeln mehr geben. Das sei keine Inländerdiskriminierung, meinen die wohlmeinenden Richter. - Holländischer Käse ja, deutsche Brötchen nein.“ Der „homo politicus“ sitze daraufhin zwischen den Stühlen, folgerte Graue und fragte, ob das Bundesgesundheitsministerium, „sonst um keine Antwort verlegen“, „auf Anfrage des OLG München plötzlich auf den Mund gefallen“ sei.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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