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Mehr Kompetenzen und mehr Geld
Apotheker in Irland halten nicht länger still
Die irischen Apotheker stehen in der Einschätzung der Bevölkerung auf der grünen Insel blendend da. Das sollte ihnen Rückenwind für ihre dringenden politischen Anliegen geben. Eines davon ist die Ausweitung ihrer Kompetenzen, ein anderes die Anhebung ihrer Vergütungen. Diese waren im Zuge der wirtschaftlichen Rezession über einige Jahre hinweg beschnitten worden. Das wollen die Apotheker nun nicht länger hinnehmen.
Apotheker haben in Irland einen beträchtlichen Rückhalt in der Bevölkerung. Dies zeigen die Ergebnisse einer Umfrage von „Behaviour and Attitudes” im Auftrag der Irish Pharmacy Union (IPU), die gerade veröffentlicht wurden.
Europa, deine Apotheken (Irland)
Apotheken in der Finanzkrise und ein Nicht-Abgabe-Honorar
94 Prozent der Befragten
haben volles Vertrauen in die Beratung in der Apotheke. Fast 90 Prozent gaben
an, dass immer ein Apotheker für sie da sei, wenn sie einen brauchten, hinsichtlich
der Ärzte meinen dies nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten. 70 Prozent
würden zuerst mit dem Apotheker sprechen, bevor sie zum Arzt gehen. Weiterhin
würden 94 Prozent es befürworten, dass Apotheker Medikamente für leichte Gesundheitsstörungen
(minor ailments) verschreiben dürften. 90 Prozent wünschen sich von den
Apotheken Services wie Blutdrucküberwachung und Cholesterin-Tests.
Blick nach Kanada, Neuseeland und Großbritannien
Der
Generalsekretär der IPU Darragh O’Loughlin sieht in dem ungenutzten Potenzial
des Apotheken-Sektors „enorme Chancen für das Gesundheitssystem als Ganzes“.
Die Regierung müsse jetzt handeln, fordert er deshalb.
„Durch jahrelange Untätigkeit der Regierung sind die Dienstleistungen, die wir anbieten, nicht so umfassend, wie sie sein sollten", meint O’Loughlin. „Wenn wir uns mit den erfolgreichen Apotheken-Sektoren in Kanada, Neuseeland und Großbritannien vergleichen, sehen wir eine Reihe von Initiativen, die wir in Irland ebenfalls umsetzen könnten.“ Hierbei denkt der IPU-Generalsekretär unter anderem an die direkte Abgabe oraler Kontrazeptiva und die Erweiterung des Spektrums an Impfstoffen, die in den irischen Apotheken erhältlich sind.
Minor Ailment Scheme und Abgabe der Pille ohne Rezept
O’Loughlin hat diesbezüglich allen Grund zum Optimismus, denn Gesundheitsminister Simon Harris hat kürzlich den klaren Willen bekundet, einige Verbesserungen in Angriff nehmen zu wollen. Bei der diesjährigen IPU National Pharmacy Conference Mitte Mai hatte Harris einen neuen Vertrag mit den Apothekern in Aussicht gestellt. Schwerpunkt sollten erhöhte Investitionen in Apothekendienstleistungen sein. Der Minister bezeichnete die Rolle der Apotheken bei der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen als „vital“, was wohl als „unverzichtbar“ oder auch „lebenswichtig“ interpretiert werden dürfte. Der von den Apothekern bereits mehrfach geforderten Einführung eines „Minor Ailment Schemes“, wie es in Großbritannien bereits implementiert ist, steht der Gesundheitsminister bereitwillig gegenüber. Solche Systeme funktionierten, bekräftigte er, das habe sich bereits gezeigt. Hier brauche es keine weiteren Pilotversuche. Auch für den Wunsch der Apotheker, orale Kontrazeptiva ohne Rezept abgeben zu dürfen, hat er ein offenes Ohr und sagte zu, dies in den nächsten Monaten auf den Weg bringen zu wollen.
Schluss mit dem „Laissez-Faire“
Die irischen Apotheker drückt der Schuh aber auch noch woanders, und zwar auf der wirtschaftlichen Seite. Im Nachgang des Financial Emergency Measures in the Public Interest Act (FEMPI) aus dem Jahr 2009, der im Zuge der Rezession erlassen worden war, mussten die Apotheker in den letzten Jahren erhebliche Einschnitte bei ihren Einkünften hinnehmen. Damit solle nun endlich Schluss sein, hatte die IPU bereits als „Empfangsbotschaft“ an den Minister im Vorgriff auf die Konferenz im Mai reklamiert. Fast drei Jahre lang habe das Ministerium versprochen, die Vergütungen für die Apotheken zu überprüfen, aber nichts sei passiert. Man wolle dieses „Laissez-Faire“ nicht länger tolerieren.
Einkommensverluste in Höhe von 1,5 Milliarden Euro
Schon seit Jahrzehnten erlebe die irische Apothekerschaft einen Rückgang der Ressourcen für die Bereitstellung von Dienstleistungen im Auftrag des Staates, so die Klage. Hierzu verweist die IPU auf die Statistiken zu den Erstattungen des Health Service Executives (HSE) im Rahmen des Primary Care Reimbursement Service (PCRS) von 2009 bis 2017. Die Daten zeigen nach Meinung der Apotheker, dass die Apotheken ihre Leistungen und Effizienz erhöht hätten, während die Einkünfte für erstattete Arzneimittel um fast 36 Prozent pro Artikel geschrumpft seien. Weiterhin wird ein Rückgang der Vergütungen pro Artikel um 17 Prozent und der durchschnittlichen jährlichen Vergütungen an eine Apotheke um fast ein Fünftel (18 Prozent) vermerkt. Unter dem Strich hätten die „FEMPI-Kürzungen“ den Apotheken von 2009 bis 2018 Einkommensverluste in Höhe von 1,5 Milliarden Euro beschert.
Für die Allgemeinärzte, die ebenfalls von den FEMPI-Einschnitten betroffen waren, hatte die Regierung bereits angekündigt, die FEMPI-Kürzungen rückgängig machen zu wollen. Nun beanspruchen die Apotheker das im Sinne der Gleichbehandlung auch für sich, und zwar umgehend.
1 Kommentar
Apotheker in Deutschland halten nicht länger still.
von Roland Mückschel am 04.07.2019 um 10:43 Uhr
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