Plauen

Apotheke setzt auf Graffitikunst als Fassadenschutz

Berlin - 29.07.2019, 16:40 Uhr


Mehr als zehn Jahre vergeblicher Kampf gegen Graffitischmierereien brachte Daniela Hänel von der Apotheke an der Gartenstraße in Plauen auf eine bunte Idee. Warum nicht aktiv den unerwünschten Graffitis durch Graffitikunst vorbeugen? DAZ.online berichtet die Apothekenleiterin von den bisherigen Zuständen vor und an ihrer Apotheke, der Entstehung des Graffitikonzepts – und dem schönen Ergebnis an ihrer Hausfassade.

Schmierereien an Hauswänden sind ein absolutes Ärgernis – zumindest für die Hausbesitzer, die sie anschließend aufwendig entfernen lassen müssen. Manchmal kann gar nicht recht gesagt werden, warum manche Fassaden im besonderen Maße solche ungebetenen Graffitis anziehen. Die Hausfassade der Apotheke an der Gartenstraße in Plauen scheint eine solche beliebte Fläche zu sein. Sehr zum Ärger der Hausbesitzerin und Inhaberin der Apotheke Daniela Hänel habe sich schon seit über zehn Jahren kein rechtes Mittel gegen die hässlichen Graffitis finden lassen. Graffiti als Kunst mit Apothekenbezug soll nun eine Wende herbeiführen – hofft die selbstständige Apothekerin. 

Mehr als zehn Jahre ärgerliche Fassadenschmierereien

Im Jahre 2006 hat Daniela Hänel die 1995 gegründete Apotheke übernommen. Damals habe sie noch keine Probleme mit Fassadenschmierereien gehabt, berichtet Hänel DAZ.online im Gespräch. Diese hätten erst ungefähr 2007/ 2008 begonnen. „Es waren keine schönen Graffitis, sondern es waren wirklich Schmierereien mit Edding oder einer Spraydose. Ich habe verschiedene Strafanzeigen gestellt, das war aber alles erfolglos“, berichtet die Apothekerin ernüchtert.  

Die in einem Wohngebiet gelegene Apotheke werde aber nicht nur immer wieder beschmiert, Jugendliche seien nach einem Platzverbot an einer naheliegenden Tankstelle, an der sie sich mit Alkohol versorgt hätten, auf den Arkardengang vor der Apotheke als Treffpunkt ausgewichen. „Ich hatte da ganz massive Probleme. Das war sogar bis zur Polizeidirektion Zwickau gegangen, weil ich so massive Beschädigungen und Lärmbelästigungen hatte.“ 

Im Nachtdienst hatten die Kunden Angst, zur Apotheke zu kommen

Die Probleme mit den teilweise angetrunkenen Jugendlichen vor der Apotheke habe sich schwierig für den Apothekenbetrieb gestaltet – insbesondere im Notdienst. Kunden und Anwohner hätten sich belästigt gefühlt. Während der Nachtdienste der Apotheke hätten sich die Kunden aus Angst vor den teilweise randalierenden Jugendlichen nicht an die Apotheke ran getraut. Ein vernünftiges Arbeiten sei so nur bedingt möglich gewesen.

 Meldungen bei der Polizei hätten allerdings nicht zum Erfolg geführt. Die Polizei habe nicht so schnell vor Ort sein können. Einer Art von Katz-und-Maus-Spiel muss die Situation geglichen haben: „Das hat manchmal eine dreiviertel Stunde gedauert, bis die dann kamen. Dann waren die (Jugendlichen) natürlich weg. Ist dann die Polizei weg, dann sind sie wieder da“, beschreibt Hänel die schwierige Situation.

Graffitikunst mit Apothekenbezug

Zumindest für die Problematik mit den Fassadenschmierereien hofft Daniela Hänel jetzt eine Lösung gefunden zu haben. Vor zwei Jahren sei der Kontakt zu den Graffitkünstlern, den Brüdern Rank von „Stark in Form – die Farbfritzen“, durch Empfehlung zustande gekommen. Nach ersten Gesprächen sei ein Konzept erstellt worden, in dem die Apothekerin gerne mehrere Punkte berücksichtigt haben wollte. Zum einen sei es ihr wichtig gewesen, dass das Green-Linda-Konzept ihrer Apotheke wiedergespiegelt werde. Dies sei mit einer aufgemalten Holzoptik und gemalten Efeuranken an den Säulen des Arkadenganges vor dem Eingang der Apotheke umgesetzt worden.

Der andere Punkt sei die Gestaltung der Seitenfassade des Apothekengebäudes gewesen. „An der Seite war es für mich wichtig, einen Bezug zur Apotheke zu haben, es aber trotzdem neutral zu halten mit Heilpflanzen und ohne Apothekenschriftzug“, beschreibt Hänel stolz das Konzept. Die Umsetzung durch die Graffitikünstler im Mai und Juni dieses Jahres habe zwei Wochen gedauert. „Es musste ja alles abgestimmt werden, das Wetter, die Temperatur und auch der Gerüstbau“, so Hänel.

Fünfstellige Summe – hoffentlich gut angelegt

Eine fünfstellige Summe habe sie die Graffitibemalung durch Künstlerhand gekostet. Die Kunden hätten die neu gestaltete Fassade begeistert aufgenommen. „Die finden das ganz toll. Schon während der Umsetzung waren viele da und haben fotografiert.“ Auch positiven Zuspruch hätten einige Kunden an die Künstler weitergegeben und damit signalisiert: „Cool Jungs, was ihr da macht“, so Hänel.

Nun hoffe sie mit der Graffitikunst die richtige Entscheidung getroffen zu haben, denn was sie umtreibe, sei der ihrer Meinung nach zunehmende fehlende Respekt vor fremdem Eigentum. „Viele wissen gar nicht, dass das auch ein finanzielles Problem ist“, stellt sie fest. Sie hoffe, dass eine Art „Ehrenkodex“ greife, der es verbiete, solch künstlerisch gestaltete Flächen zu übermalen. Wenn es dennoch geschehe, sei es kostengünstiger einzelne Schmierereien wieder zu übermalen, als die Hausfassade mit Graffitischutz zu versehen. „Wir haben also im Grunde genommen ein Konzept entwickelt, wie die Nachsorge preiswerter ist, falls weitere Schmierfinken sich verewigen“, erläutert Hänel. Positiver sei es allerdings allemal, wenn die Fassade von nun an respektiert würde.   



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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