Scharfer Angriff

US-Finanzminister Mnuchin: Amazon hat den Einzelhandel zerstört

München - 02.08.2019, 11:30 Uhr

Finanzminister Steve Mnuchin greift Amazon scharf an. (m / Foto: imago images / UPI Photo)

Finanzminister Steve Mnuchin greift Amazon scharf an. (m / Foto: imago images / UPI Photo)


Der Internethändler Amazon gerät auf dem Heimatmarkt in den USA stark unter Druck. Finanzminister Steve Mnuchin sagte vor Kurzem, der Konzern habe den Einzelhandel zerstört und den Wettbewerb eingeschränkt. Die Attacke kommt im Umfeld einer Untersuchung der US-Regierung über die Marktmacht großer Technologieunternehmen.

Es sind drastische Worte, mit denen US-Finanzminister Steve Mnuchin den Internetkonzern Amazon kürzlich ins Visier nahm: „Ich denke mit Blick auf Amazon, dass sie – obwohl es gewisse Vorteile gibt – den Einzelhandel in den Vereinigten Staaten zerstört haben, so dass es keine Frage ist, dass sie den Wettbewerb eingeschränkt haben“, sagte er in einem Gespräch mit dem Sender CNBC. Die Aussagen Mnuchins folgten, kurz nachdem das Justizministerium in Washington eine ausführliche Untersuchung zur Marktmacht großer Technologieunternehmen wie Google, Facebook und Amazon angekündigt hatte. Demnach soll es eine breit angelegte kartellrechtliche Überprüfung der „marktführenden Online-Plattformen“ geben. Das Ministerium will damit der Frage nachgehen, ob die Konzerne mit ihren Geschäftspraktiken den Wettbewerb behindern, Innovationen unterdrücken oder Verbrauchern auf andere Weise Schaden zugefügt haben.

Mnuchin sagte gegenüber CNBC, es sei „sehr gut“, dass der Justizminister einen Blick auf diese Unternehmen werfe. Er sei gespannt, mit welchen Empfehlungen dieser sich anschließend an US-Präsident Donald Trump wenden werde. Die Vorgänge könnten auch für den Arzneimittelhandel von Bedeutung sein, da Amazon seit geraumer Zeit zunehmend auch in diesem Bereich aktiv wird.

Es wird ungemütlich für die Techunternehmen

Für die Techunternehmen dürfte es damit auf ihrem Heimatmarkt zunehmend ungemütlich werden. So verweist die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) darauf, dass erst kürzlich das Justizministerium und die FTC, die zweite Kartellbehörde des Landes, Zuständigkeiten für Facebook, Google, Amazon und Apple aufgeteilt haben. Auch das sei ein Hinweis auf eine strengere Prüfung der Branche mit Blick auf etwaige Wettbewerbsverstöße gewesen. Die nun angekündigten Untersuchungen des Justizministeriums seien offenbar separat von diesem Schritt. Sie bedeuten auch, dass Facebook und Amazon, die beiden Unternehmen, die der FTC zugeordnet wurden, nun wohl zusätzlich von einer zweiten Behörde unter die Lupe genommen werden.

Die FAZ erinnert zudem daran, dass es erst kürzlich vor dem Kongress eine Anhörung zur Marktposition der Branche gab, bei der Vertreter von Facebook, Google, Amazon und Apple aussagten. Vor allem Politiker der Demokratischen Partei hätten eine Zerschlagung von Unternehmen gefordert.

Darüber hinaus ermittelte die FTC in separaten Verfahren gegen Facebook wegen verschiedener Datenschutzaffären. Diese endeten jüngst mit einem Vergleich, bei dem der Konzern der Zahlung einer Rekord-Geldstrafe von fünf Milliarden Dollar einwilligte. Darüber hinaus soll Vorstandschef Mark Zuckerberg künftig einmal im Quartal persönlich gegenüber der Behörde bestätigen, dass sein Unternehmen die Bedingungen des Vergleichs erfüllt.


Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

falsche Sicht

von Karl Friedrich Müller am 02.08.2019 um 16:23 Uhr

dazu gehören mindestens 2.
Der Anbieter, der rabattgeile Verbraucher.
Dazu sollte man berücksichtigen, dass auf Grund der immer schlechteren Bezahlung und miese Beschäftigungen die Leute auf preiswerte Produkte angewiesen sind.
Das System schlägt sich selbst. Eine endlose Spirale nach unten.

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AW: falsche Sicht

von Heiko Barz am 03.08.2019 um 11:23 Uhr

Dem stimme ich inhaltlich zu, der eigentliche Treiber dieser Spirale Nach „Unten“ ist niemand anderer als der „Geiz ist geil“ Kunde. Allerdings bedienen die Konzerne diese Gattung Mensch nach festgelegten psychischen Parametern. Viele beklagen jetzt das schon lange Sterben der „kleinen Fachgeschäfte“ und das, was wir an Individualität verloren haben. Aber konstatieren wir dennoch richtig: Schuld an dieser kaufmännischen Qualitätsreduktion ist einzig der nur auf seinen eigenen Vorteil rücksichtslos handelnde Verbraucher. In einem freien Handel aber darf jeder das tun, was er für sich zu seinem individuellen Vorteil erkennt.
Das , was nun bei Amazon und Co beklagt wird, das wird in unverantwortlicher Weise, obwohl es deutlich sichtbar auch noch verhindert werden könnte, bei DOMO und Anderen parallel durchgeführt.
Wir als Insider wissen, welchen sozialen Exodus wir mit dem Verschwinden der Individualapotheken zu erwarten haben. Unverständlicher Weise aber müssen wir erkennen, dass politische Lippenbekenntnisse politischer „Münder“ nicht der Atem wert ist, der bei Aussagen getätigt wird.
Die Gesundheit der Patienten ist demnach nichts mehr wert und das Arzneimittel hat als Ware besonderer Überwachungspflicht durch im hohen Grade ausgebildete Fachleute ausgedient. Politiker haben die Übersicht verloren und die Patienten zahlen weiter „bedingungslos“ in ihre Zwangskassen ein. Welch ein Wirtschaftsterrorismus, es ist zum Abekeln!

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