Miltenberg

Erste Apotheke mit 28 Jahren – Wunsch seit achter Klasse

Berlin - 09.08.2019, 14:00 Uhr

Apotheker Thomas Grittmann
eröffnet mit 28 Jahren in Miltenberg seine erste Apotheke – Start ist am 19. August
2019. ( r / Foto: Thomas Grittmann)                                                                                                                                                                                                                                                   

Apotheker Thomas Grittmann eröffnet mit 28 Jahren in Miltenberg seine erste Apotheke – Start ist am 19. August 2019. ( r / Foto: Thomas Grittmann)                                                                                                                                                                                                                                                   


„Erste Apotheke mit 28 Jahren“ – mit der Neueröffnung der Park Apotheke im unterfränkischen Miltenberg verwirklicht Thomas Grittmann seinen langjährigen Traum einer eigenen Apotheke. Bereits seit einem Schulpraktikum hegte er diesen Wunsch. Welche Motive treiben den jungen Apotheker an? Hat er auch Zweifel angesichts der Lage am Apothekenmarkt? Oder überwiegt die Zuversicht? DAZ.online hat nachgefragt.

Seit 2009 sinkt die Zahl der öffentlichen Apotheken in Deutschland kontinuierlich. Immer mehr Apotheken müssen aus wirtschaftlichen Gründen schließen oder finden keinen Nachfolger mehr. Da ist die Eröffnung einer Apotheke allein schon eine Nachricht wert. Treffen heutzutage junge Apotheker diese berufliche Entscheidung, ist es zusätzlich bemerkenswert. 

Apotheker Thomas Grittmann eröffnet mit 28 Jahren seine erste Apotheke – und ist zuversichtlich. Bei seinen Kommilitonen habe er hingegen eine verbreitete Skepsis gegenüber einer Selbstständigkeit mit eigener Apotheke beobachtet. Viele hätten sich dann eher für eine Promotion und einen beruflichen Weg außerhalb der öffentlichen Apotheke entschieden. „Für mich war das aber nie ein Thema. Ich habe Pharmazie studiert, um dann in der Apotheke zu stehen“, so Grittmann überzeugt.

Erfahrungen sammeln, von anderen Apotheken lernen

Der Miltenberger Apotheker berichtet DAZ.online von seinem Pharmaziestudium in Würzburg, das er 2011 begonnen und innerhalb der Regelstudienzeit abgeschlossen habe. Das praktische Jahr habe er ebenfalls in Würzburg absolviert. Im ersten Jahr als Approbierter habe er Vertretungstätigkeiten in 15 Apotheken übernommen, vermittelt durch die Urlaubs- und Krankheitsvertretungsfirma Approtime. „Ich habe dort viele Erfahrungen gesammelt. Ich habe Pro- und Kontralisten geführt, wo was gut läuft und wo was weniger gut läuft“, erläutert Grittmann.

Die anschließende Tätigkeit als festangestellter Apotheker in der Alten Stadt Apotheke in Obernburg am Main habe er genutzt, einen tiefergehenden Einblick in das Apothekengeschäft zu erhalten. Das sei ihm während der Vertretungstätigkeiten in diesem Ausmaß nicht möglich gewesen. Zudem habe er die Chance genutzt, das Vertrauen von Stammkunden zu gewinnen. Dieses entgegengebrachte Vertrauen habe ihn unter anderem in seiner Berufswahl bestätigt.

Wunsch nach eigener Apotheke bereits seit achter Klasse

Grittman plane die Eröffnung seiner ersten Apotheke im Prinzip schon seit seinem Schulpraktikum in der Michaelis-Apotheke in Miltenberg. Damals sei er Schüler der achten Klasse gewesen. „Ich habe ein Schülerpraktikum gemacht in der Apotheke, die praktisch genau gegenüber von meinem Elternhaus liegt.“ Die Michaelis-Apotheke habe 30 Jahre bestanden – nun sei sie seit ungefähr einem Monat geschlossen.

Motiviert haben ihn vor allem die Kontaktmöglichkeiten zu Menschen, die der Beruf des Apothekers böte. So möchte er die Menschen gerne in Gesundheitsfragen beraten. Schon früh habe er sich aus eigenen Erfahrungen heraus mit bestimmten Gesundheitsthemen intensiv beschäftigt. Arzt habe er allerdings nicht werden wollen. Für ihn sei Pharmazie genau der richtige Bereich.

Umfangreiche Umbaumaßnahmen waren erforderlich. Thomas Grittman freut sich auf Neueröffnung nach eigenen Vorstellungen. (Foto: Grittmann)

Neueröffnung besser als Übernahme

Bereits seit seinem Schülerpraktikum habe sich Grittmann gewünscht, wenn möglich, eines Tages die Praktikums-Apotheke zu übernehmen. Nun ist es dazu gekommen. Allerdings habe er sich für eine Neueröffnung als Park Apotheke und gegen eine Übernahme als Michaelis-Apotheke entschieden: „Ich wollte nichts Bestehendes übernehmen.“ Die Michaelis-Apotheke sei technisch nicht auf dem neuesten Stand gewesen, habe unter anderem noch mit POR-System und Kärtchen gearbeitet. Die umfangreichen Umbauarbeiten seien zudem während des laufenden Betriebs schwer umsetzbar. „Ich wollte den klaren Schnitt und wollte mit einem neuen Konzept das ganze Ding dann eröffnen“, erläutert Grittmann.

Zuversicht überwiegt gegenüber Zweifeln

Bis zur Neueröffnung sei die Apotheke jetzt zwar für sechs Wochen geschlossen, dennoch sei er zuversichtlich, dass die Kunden den Weg auch in die neue Apotheke finden werden. Die Voraussetzungen dafür seien gut. Außerdem habe er das Team der ehemaligen Michaelis-Apotheke übernommen und dies fördere unter anderem die Kundenbindung. „Für mich war es wirklich wichtig, dass ich das Personal übernehme, die ja auch einen Bezug hierzu haben. Wenn Vertrauenspersonen immer noch vor Ort sind, denke ich, dann kommen die Leute auch wieder“, so Grittmann überzeugt.

Zudem habe er keine Zweifel, den richtigen Standort für seine neue Apotheke gewählt zu haben. Eingebettet in ein wachsendes Einkaufsgebiet mit nahegelegenen Arztpraxen und guten Parkmöglichkeiten, sieht Grittmann keine größeren Probleme für die Apotheke. „Zweifel hinsichtlich des Standortes und dass es gut laufen wird, habe ich eigentlich überhaupt nicht.“ Wenn er überhaupt Zweifel habe, dann am ehesten wegen der Entwicklungen in der Gesundheitspolitik. Wenn die Vor-Ort-Apotheke aber durch die Politik gestärkt würde, dann sehe er seine berufliche Zukunft sehr positiv. Verstehen könne er allerdings auch die Zweifel, die manche Kollegen hegten: „Wenn ich nicht wüsste, dass die Lage und Gegebenheiten top wären, wüsste ich auch nicht, ob ich das dann gemacht hätte“, resümiert Grittmann.



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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