Fleckfieber durch tropische Zecke

Hyalomma-Art als Überträger unter Verdacht

Stuttgart - 19.08.2019, 15:15 Uhr

Tropischen Zeckenarten wie Hyalomma marginatum und Hyalomma rufipes fühlen sich zunehmend auch in Deutschland zuhause. (Foto: Universität Hohenheim / Marco Drehmann)

Tropischen Zeckenarten wie Hyalomma marginatum und Hyalomma rufipes fühlen sich zunehmend auch in Deutschland zuhause. (Foto: Universität Hohenheim / Marco Drehmann)


Groß, gestreift und gefährlich – tropische Riesenzecken der Gattung Hyalomma breiten sich auch hierzulande aus. Nun wurde erstmals ein Fall bekannt, bei dem sich ein Pferdebesitzer in Deutschland durch den Stich einer solchen Zecke mit Fleckfieber infiziert haben könnte. Bei dem betreffenden Exemplar wurde der Erreger Rickettsia aeschlimannii nachgewiesen.

Eigentlich sind die tropischen Zeckenarten Hyalomma marginatum und Hyalomma rufipes in Südeuropa, Afrika und Asien zuhause. Doch auch bei uns scheinen sich die Milbentierchen mit den auffällig gestreiften Beinen mittlerweile wohl zu fühlen. Noch handelt es sich um Einzelfälle, doch wie Frau Professor Mackenstedt von der Universität Hohenheim berichtet, lag die Zahl der Hyalomma-Zecken in Deutschland in diesem Jahr mit 50 registrierten Exemplaren bereits im August deutlich über der Gesamtzahl des Vorjahrs. Zudem scheinen die Tiere erstmals auch hier überwintert zu haben. Nicht nur im Aussehen auch in der Größe unterscheiden sich die tropischen Zecken vom Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus), der häufigsten Zeckenart in Deutschland. Hyalomma-Zecken sind zwei bis dreimal so groß. Sie befallen vor allem große Säugetiere wie Pferde oder Rinder. Larven und Nymphen sind hingegen oft an Vögeln zu finden. So können die Zecken große Distanzen zurücklegen und nach Deutschland gelangen.

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In ihrer eurasischen Heimat sind sie als Überträger des Virus des Krim-Kongo Hämorrhagischen-Fiebers und des Arabisch Hämorrhagischen Fiebers (Alkhumra-Virus) bekannt. Und fast die Hälfte der Riesenzecken trägt Rickettsien in sich. Bei den gramnegativen Bakterien handelt es sich um Parasiten, die nur in Wirtszellen überleben. Ihren Namen verdanken sie dem amerikanischen Mikrobiologen Howard Ricketts, der sie 1906 erstmals beschrieb. Rickettsien werden meist von Zecken übertragen, aber auch Flöhe, Läuse und Milben dienen als Vektoren.

Antibiose mit Doxycyclin

Es sind zahlreiche humanpathogene Rickettsien-Arten bekannt, die zu teils schweren Infektionen führen können. Sie lassen sich grob in drei Gruppen unterteilen: Zecken-Fleckfieber-Gruppe, Epidemische Fleckfieber-Rickettsien-Gruppe (R. prowazekii, R. typhi) und die Gruppe der Ahnen-Rickettsien (R. canadensis, R. bellii). Mehr als 20 verschiedene Arten werden der Zecken-Fleckfieber-Gruppe zugerechnet, die – wie der Name schon sagt – von Zecken übertragen werden. Zu diesen zählen unter anderem der in Amerika verbreitete Erreger des Rocky-Mountain-Fleckfiebers (R. rickettsii) und der Erreger des Mittelmeer-Fleckfiebers (R. conorii) – aber auch R. aeschlimannii, der Stamm, der nun vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München in einer Hyalomma-Zecke identifiziert wurde. Wie die Universität Hohenheim bekannt gab, entwickelte ein Pferdebesitzer aus der Nähe von Siegen nur wenige Tage nach dem Stich der Zecke die typischen Symptome einer Fleckfiebererkrankung: Exantheme (vor allem im Bereich der Extremitäten), Fieber sowie extreme Gelenkschmerzen, Kopf- und Muskelschmerzen und „ein Gefühl, als würde man verbrennen“.

Hyalomma-Zecken ­einschicken!

Wie viele tropische Zecken leben in Deutschland? Wo sind sie zu finden? Und welche Krankheitserreger tragen sie in sich? Die Universität Hohenheim erforscht die Ausbreitung und mögliche Gefahren, die durch die Hyalomma-Arten ausgehen. Wer ein verdächtiges Exemplar entdeckt, kann das Tier in einem kleinen, festverschlossenen Behälter an das Forscherteam schicken:

Universität Hohenheim
Prof. Dr. Ute Mackenstedt
Fachgebiet für Parasitologie
Emil-Wolff-Straße 34
70599 Stuttgart

Auch das Robert Koch-Institut nimmt Einsendungen entgegen:

RKI 
ZBS1-Zecke
Seestr. 10
13353 Berlin

Rickettsiosen werden üblicherweise mit Antibiotika behandelt. So auch im Fall des erkrankten Pferdebesitzers, der rasch auf die Therapie ansprach. Als wirksam hat sich Doxycyclin in einer oralen Applikation von 100 mg zweimal täglich (Kinder über acht Jahre 2 mg/kg Körpergewicht) für sieben bis zehn Tage erwiesen. Bei Schwangeren und Kindern unter acht Jahren kommen bei leichten Verlaufsformen auch Makrolide (Clarithromycin, Azithromycin) infrage. Gegen Rifampicin sind einige Erreger resistent – darunter auch R. aeschlimannii.



Dr. Carolin Julia Straub, Apothekerin, DAZ-Redakteurin
redaktion@daz.online


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