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BMWi-Vermerke
Schulz-Asche: Ein dunkler Schatten liegt auf Spahns Arbeit
Die Grünen-Gesundheitspolitikerin Kordula Schulz-Asche kritisiert Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erneut heftig für sein Vorgehen beim Apothekenhonorar und bei der Importförderklausel. Nachdem bekannt geworden war, dass das Bundeswirtschaftsministerium Spahn vorwirft, den Apothekern das Rx-Versandverbot mit höheren Honoraren abgekauft zu haben, wirft Schulz-Asche Spahn nun vor, den Apothekern „das Blaue vom Himmel“ zu versprechen. Außerdem kritisiert sie das „Saarland-Gemauschel“ in der Bundesregierung.
Der Journalist Markus Grill hat für den NDR, den WDR und die Süddeutsche Zeitung in den vergangenen Tagen brisante Dokumente aus dem BMWi veröffentlicht. Erstens zeigen die BMWi-Vermerke, dass Wirtschaftsminister Peter Altmaier sich persönlich für eine Import-freundliche Regelung im Gesetz für mehr Arzneimittelsicherheit (GSAV) stark machte. Außerdem offenbaren die Papiere ein Kompetenzgerangel um das Apothekenhonorar: Altmaier findet es befremdlich, dass das Bundesgesundheitsministerium – obwohl es gar nicht zuständig ist – immer wieder mit Überraschungen beim Apothekenhonorar aufwartet. Schließlich geht es um den Vorwurf, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn den Apothekern das Rx-Versandverbot durch höhere Honorare abkaufen will.
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Die Grünen-Arzneimittelexpertin Kordula Schulz-Asche wirft Spahn schon länger falsches Spiel in der Apothekenpolitik vor. Schulz-Asche, eine bekennende Gegnerin des Rx-Versandverbotes, hatte schon in der vergangenen Legislaturperiode größere Umstellungen und Umverteilungen am Apothekenhonorar sowie eine Höchstpreisregelung – und damit verbunden die Abschaffung der Rx-Preisbindung – gefordert. Dass Spahn den Apothekern höhere und neue Honorare zukommen lassen will, hat die Grünen-Politikerin zuvor schon vehement kritisiert. Die Rede war von „einseitiger Politik“ und davon, dass Spahn die „Apothekerlobby glücklich“ mache.
Die Erkenntnisse aus den BMWi-Vermerken bestätigen Schulz-Asche in dieser Ansicht. „Die Vermerke aus dem Bundeswirtschaftsministerium bekräftigen, was wir schon lange wussten: Das Bundesgesundheitsministerium verspricht der Apothekerschaft das Blaue vom Himmel – höhere Apotheken-Honorare für den Erhalt des Rx-Versandhandels. Aber versprechen und Versprechen halten ist zweierlei“, so die Bundestagsabgeordnete.
Schulz-Asche sauer wegen des „Saarland-Gemauschels" der Bundesregierung
Mindestens ebenso verärgert ist die Politikerin aus Hessen wegen Spahns und Altmaiers Vorgehen bei der Importförderklausel. Zur Erinnerung: Im GSAV wurde eine Regelung beschlossen, die im neuen Rahmenvertrag zwischen Apothekern und Kassen enthalten ist und die den Arzneimittel-Importeuren – eigener Aussage zufolge – sogar neue Umsätze bringen könnte. Allerdings hatte ein Entwurf des GSAV schon eine Löschung der Klausel vorgesehen – in der Gesundheitspolitik gab es wohl eine Mehrheit dafür. Doch aus den BMWi-Vermerken geht nun hervor, dass Altmaier, der wie Kohlpharma aus dem Saarland stammt, persönlich bei Spahn vorsprach, um die Importförderung zu retten.
Schulz-Asche kritisiert Spahn dafür, dass er Altmaiers Wünschen gefolgt ist. Wörtlich sagte sie gegenüber DAZ.online:
Das Saarland-Gemauschel der Bundesregierung ist noch größer als befürchtet. Es wirft einen dunklen Schatten auf die Arbeit des Bundesgesundheitsministers, der sich sonst gerne im Rampenlicht zeigt. Derartige Einflussnahmen eines Pharma-Unternehmens auf Gesetzentwürfe zeigen leider schwarz auf weiß: Jens Spahn inszeniert sich gerne als handlungsstarker Minister. Er handelt allerdings einmal mehr nicht mit dem Ziel, konkrete Verbesserungen für die Gesundheitsversorgung der Menschen zu erreichen. Die Wiederaufnahme der Importregelung auf Hinwirken des Wirtschaftsministers zeigen ganz deutlich, dass sich der Bundesgesundheitsminister wie das Fähnchen im Wind dreht. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich statt für derartige Hinterzimmer-Deals mehr für transparente Lösungen zu begeistern. Dabei kann die Bundesregierung auf sinnvolle Vorschläge aus Ärzte- und Apothekerschaft, Krankenkassen und Patientenverbänden zurückgreifen. Wir erwarten, dass die Bundesregierung sich endlich eine verantwortungsvolle Gesundheitspolitik auf die Fahnen schreibt und sich ernsthaft für die Sicherung einer bedarfsgerechten Arzneimittelversorgung durch Apotheken einsetzt!“
4 Kommentare
Grüne Irrwege
von Heiko Barz am 29.08.2019 um 9:31 Uhr
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Altmeier
von Alexander Zeitler am 29.08.2019 um 3:04 Uhr
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Saarland Gemauschel
von Dr.Diefenbach am 28.08.2019 um 12:33 Uhr
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Rx-Versandverbot
von Roland Mückschel am 28.08.2019 um 8:55 Uhr
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