500 Einwohner, eine Apotheke

„Ich sehe, dass wir hier gebraucht werden“

Berlin - 26.09.2019, 15:45 Uhr

Apothekerin Swantje Franz hofft, noch lange Zeit ihre Landapotheke in Päwesin zum Wohle ihrer Kunden weiterbetreiben zu können. (m / Foto: SchwanenApotheke)                                                                 

Apothekerin Swantje Franz hofft, noch lange Zeit ihre Landapotheke in Päwesin zum Wohle ihrer Kunden weiterbetreiben zu können. (m / Foto: SchwanenApotheke)                                                                 


Apothekerin Swantje Franz ist Inhaberin einer kleinen Landapotheke in der Gemeinde Päwesin in Brandenburg. Knapp 500 Einwohner leben dort noch. Somit ist Päwesin einer der kleinsten, wenn nicht der kleinste Ort mit Apotheke. Die Arzneimittelversorgung sicherstellen – trotz der besonderen Problematiken im ländlichen Bereich – das ist das Ziel. Was sind die größten Schwierigkeiten? Was motiviert? Was sind die Hoffnungen für die Zukunft? DAZ.online hat nachgefragt.

Päwesin ist eine kleine Gemeinde im Landkreis Potsdam-Mittelmark in Brandenburg. Die Einwohnerzahl ist in den letzten Jahrzehnten auf inzwischen knapp 500 Einwohner gesunken. Trotz dieser Entwicklung ist die Gemeinde Päwesin vergleichsweise gut mit Geschäften, Arzt und eben auch mit einer Apotheke ausgestattet. Die Schwanen-Apotheke von Apothekerin Swantje Franz versorgt neben Päwesin auch angrenzende Bereiche, sonst könne es auch gar nicht funktionieren, erläutert Franz im Gespräch mit DAZ.online.

Apotheke vor Übernahme bereits gekannt

Swantje Franz übernahm die Schwanen-Apotheke 2013 von ihrem damaligen Chef, der noch eine weitere Apotheke in Berlin betreibe. Vorher habe sie zwei Jahre in der kleinen Landapotheke als Angestellte gearbeitet. Dabei habe sie den Ort und seine Bewohner gut kennenlernen können. „Nach meiner Elternzeit habe ich hier angefangen zu arbeiten. Ich habe mich sehr wohl gefühlt. Ich mag den Ort sehr gerne“, berichtet Franz.

Apotheke wichtig für Versorgung der Bevölkerung auf dem Lande

Schon immer sei ihr Ziel die Selbstständigkeit gewesen. Eine Landapotheke zu übernehmen, sei allerdings ursprünglich nicht eingeplant gewesen. „Das hätte ich nie gedacht. Ich wollte eigentlich auch immer in die Stadt“, schmunzelt sie. Doch sei ihr die Apotheke inzwischen ans Herz gewachsen. Zudem sehe sie die große Wichtigkeit für die Bevölkerung auf dem Lande: „Ich sehe hier meine Aufgabe und das ist die Versorgung mit Arzneimitteln. Ich sehe auch, dass wir hier gebraucht werden – und nicht nur die Apotheke, auch die Ärzte, die hier sind.“

Päwesin sei so etwas wie ein kleiner Mittelpunkt. Die Apotheke versorge nicht nur die 500 Päwesiner, auch die umliegenden Orte würden beliefert. „Ich liefere natürlich aus, sonst würde mit 500 Einwohnern nicht ansatzweise eine Apotheke funktionieren“, beschreibt Franz die Lage. Die Apotheke sei Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet worden, also eine Art Instanz in Päwesin und Umgebung. Der Ort sei jedoch nicht nur mit der Apotheke gut versorgt: „Wir haben einen Bäcker und ein Kloster. Es ist sind sowohl ein Arzt als auch eine Fußpflege vor Ort. Wir haben für einen so kleinen Ort erstaunlich viel zu bieten.“

„Es ist schon unglaublich schwer“

Die Lage einer Landapotheke in einer 500-Einwohner-Gemeinde sei dennoch nicht leicht. Insbesondere die Schwierigkeit, Personal für die Apotheke zu finden, sei belastend. So stehe sie teilweise auch alleine in der Apotheke. Zurzeit beschäftige sie noch eine PTA in Teilzeit. Zudem werde sie von einem Apotheker unterstützt. Doch das sei nicht immer so gewesen. Zunächst habe sie zwei Mitarbeiter gehabt, die jedoch zum Ende vergangenen Jahres gekündigt hätten: „In den letzten drei Jahren war es sehr unsicher, ob die Apotheke weiter existiert. Meine beiden Mitarbeiter sind dann zum Jahresende letzten Jahres gegangen. Da stand ich dann erst mal alleine da.“

Zudem mache sie sich Sorgen um die Zukunft der öffentlichen Apotheken und sehe auch Ungerechtigkeiten gegenüber den Internet-Apotheken, die keine vergleichbaren Leistungen erbrächten. „Da muss ja irgendwie eine Gerechtigkeit sein, finde ich“, erläutert Franz. Unterstützung von der Politik erhoffe sie sich dementsprechend.

Apotheke weiter betreiben, so lange es geht

Swantje Franz ist es wichtig festzuhalten, dass das Leben einer Landapothekerin nicht nur von Sorgen geprägt ist, sondern auch viel Erfüllung mit sich bringt. „Letztendlich mache ich meinen Job sehr, sehr gerne. Was ich total mag, ist die Nähe zu den Menschen. Man kennt die Leute eben. Man hat eine sehr persönliche Bindung. An und für sich würde ich nicht tauschen wollen. Ich würde nicht in einer Center-Apotheke arbeiten wollen“, resümiert die Päwesiner Apothekerin.

Sie hofft zudem, eines Tages die Apotheke an einen Nachfolger weitergeben zu können. Bis dahin heißt ihr Motto: „Ich weiß selber nicht, wie es weiter geht. Ich mache einfach so weiter, wie ich kann.“



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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