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Europa-Vergleich
Deutschland beim Antibiotikaverbrauch eher im niedrigen Bereich
Das Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat seinen epidemiologischen Bericht zum Verbrauch antimikrobieller Arzneimittel in der EU/im EWR für 2018 vorgelegt. Insgesamt werden keine großen Veränderungen berichtet.
Das Europäisches Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat über den Zeitraums von 2009 bis 2018 im gesamten EU/EWR-Raum insgesamt keine statistisch signifikante Veränderung des Einsatzes von Antibiotika beim Menschen festgestellt. Dies geht aus dem epidemiologischen Bericht für das Jahr 2018 hervor, den das ECDC nun veröffentlicht hat. Basierend auf der ATC-Klassifikation 2019 wurden drei Hauptkategorien von Antibiotika überwacht: Antibiotika, Antimykotika (ATC-Gruppen J02 und D01B) und Virostatika zur systemischen Anwendung.
Antibiotikaverbrauch über alle Länder ambulant und stationär
Der durchschnittliche Gesamtverbrauch von antibakteriellen Mitteln für die systemische Anwendung in der EU/im EWR (im ambulanten und Krankenhaussektor zusammen) lag im Jahr 2018 bei 20,1 Definierten Tagesdosen (DDD) pro 1000 Einwohner pro Tag, wobei die Zahlen sich je nach Land in einer Spanne von 9,7 bis 34,0 DDD bewegten. Deutschland liegt mit 11,9 DDD eher im niedrigen Bereich. Für elf Länder wurden statistisch signifikant rückläufige Trends beobachtet (Deutschland: minus 1,6 Prozent), für vier dagegen statistisch signifikant steigende Trends.
Der durchschnittliche Verbrauch von Virostatika zur systemischen Anwendung lag in beiden Sektoren bei 2,2 DDD pro 1.000 Einwohner pro Tag (bei einer länderbezogenen Spanne von 0,51 bis 6,78 DDD. Die stärkste Verwendung verzeichneten Kombinationen von Virostatika zur Behandlung von HIV-Infektionen (86 DDD pro 1000 Einwohner und Tag), was mehr als die Hälfte des Gesamtkonsums von Virostatika entspricht.
Antibiotikaverbrauch im ambulanten Sektor
Für die Primärversorgung hat das ECDC einen bevölkerungsgewichteten Durchschnittsverbrauch an Antibiotika zur systemischen Anwendung von 18,4 DDD pro 1000 Einwohner pro Tag errechnet. Auch hier schwanken die Zahlen unter den einbezogenen Ländern sehr stark (8,9 DDD in den Niederlanden bis 32,4 DDD in Griechenland). Während des Zeitraums 2009 bis 2018 wurde für die EU/den EWR insgesamt eine Abnahme um 1,6 Prozent beobachtet, wobei der Einsatz in neun Ländern (Österreich, Belgien, Dänemark, Finnland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Portugal und Schweden) abgenommen und in vier Ländern (Bulgarien, Irland, Lettland und Polen) zugenommen hat.
Penicilline an der Spitze
Wie in den Vorjahren waren Penicilline im ambulanten Bereich in allen Ländern die am häufigsten gebrauchten antibakteriellen Mittel. Die Spanne reichte von 25 Prozent in der Slowakei bis 67 Prozent des Gesamtverbrauchs in Dänemark. Der Anteil anderer antibakterieller Gruppen war von Land zu Land unterschiedlich. Cephalosporine und andere Beta-Lactame erreichten zum Beispiel in Dänemark lediglich einen Anteil von 0,2 Prozent, in der Slowakei dagegen 31 Prozent. Im Schnitt wurden in der Primärversorgung über alle Länder fast drei Mal so viele Breitspektrum-Penicilline, Cephalosporine und Makrolide (außer Erythromycin) und Fluorchinolone eingesetzt wie Schmalspektrum-Penicilline, Cephalosporine und Makrolide (das heißt Erythromycin) (Länderspanne für das Verhältnis: 0,1 bis 24,0). Der durchschnittliche Verbrauch von Antimykotika zur systemischen Anwendung betrug 1,0 DDD pro 1000 Einwohner pro Tag (Länderbereich: 0,39 bis 3,0).
Keine Daten zum Antibiotikaverbrauch im Krankenhaus aus Deutschland
Für den Krankenhaussektor gibt das ECDC für das Jahr 2018 einen durchschnittlichen Verbrauch an Antibiotika zur systemischen Anwendung von 1,8 DDD pro 1000 Einwohner pro Tag an. Während des Zeitraums 2009 bis 2018 waren in fünf Ländern (Belgien, Finnland, Lettland, Luxemburg und Norwegen) rückläufige Trends zu verzeichnen und in sieben (Bulgarien, Kroatien, Dänemark, Irland, Malta, Portugal und Schweden) statistisch signifikant steigende Trends. Während der Durchschnittsverbrauch an Carbapenemen im Krankenhaus über alle Länder nicht signifikant angestiegen ist, legte der Konsum von Polymyxinen signifikant zu.
Der durchschnittliche Anteil an Glycopeptiden, Cephalosporinen der dritten und vierten Generation, Monobactamen, Carbapenemen, Fluorchinolonen, Polymyxinen, Piperacillin und Betalactamasehemmer, Linezolid, Tedizolid und Daptomycin am Gesamtverbrauch an Antibiotika zur systemischen Anwendung im Krankenhaussektor betrug 32,5 Prozent (Länderspanne: 17 bis 58 Prozent). Deutschland hat aus dem Krankenhausbereich keine Daten an das ECDC berichtet.
Große Schwankungen unter den Ländern
In seinem Resümee betont das ECDC, dass die in dem Bericht präsentierten Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert und nicht für internationale Benchmarking-Zwecke verwendet werden sollten. Beim Konsum von Antibiotika zur systemischen Anwendung in der Primärversorgung innerhalb der EU/des EWR zeige sich ein Nord-Süd-Gefälle, was viele Gründe haben könne, darunter kulturelle Determinanten. Die Angemessenheit des Verbrauchs antimikrobieller Mittel könne nicht allein anhand der Verbrauchsdaten beurteilt werden. Hierbei müssten vielmehr nationalen Politiken und Leitlinien berücksichtigt werden.
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