Arzneimitteltherapiesicherheit

Apotheker gewinnen Austrian Patient Safety Award 2019

Remagen - 28.11.2019, 14:30 Uhr

Die Preisträger des Österreichischen Patientensicherheits-Award kamen aus vier Kategorien – drei der sechs prämierten Projekte befassen sich mit der Arzneimitteltherapiesicherheit.  (b/Foto: Rüdiger Ettl)

Die Preisträger des Österreichischen Patientensicherheits-Award kamen aus vier Kategorien – drei der sechs prämierten Projekte befassen sich mit der Arzneimitteltherapiesicherheit.  (b/Foto: Rüdiger Ettl)


Seit 2013 schreibt die österreichische Plattform Patientensicherheit alle zwei Jahre den Austrian Patient Safety Award aus. In diesem Jahr waren drei Projekte zur Arzneimitteltherapiesicherheit unter den Gewinnern, davon zwei mit einer maßgeblichen Beteiligung von Apothekern. Insgesamt waren rund 25 Bewerbungen ins Rennen um die Preise in verschiedenen Kategorien gegangen.

Am 14. November wurden in Wien die diesjährigen Preisträger des Austrian Patient Safety Award 2019 der Plattform Patientensicherheit gewürdigt. Damit sollen innovative Leistungen zur Erhöhung von Patientensicherheit und Qualität in Gesundheitseinrichtungen honoriert werden.

Elektronische Patientenakte als Grundlage

In der Kategorie „Medikationssicherheit“ ging ein Award an die Krankenhausapotheke der Barmherzigen Brüder Linz. Seit 2013 verfügen die Krankenhäuser der Barmherzigen Brüder an verschiedenen Standorten in Österreich über die elektronische Patientenakte.

Sie enthält alle relevanten Patientendaten, ärztliche Anordnungen, Laborbefunde, Voraufenthalte sowie Röntgen- oder Ultraschallbilder usw.. Auch die Krankenhausapotheker haben Zugriff auf Informationen, die für ihre berufsspezifischen Tätigkeiten relevant sind. Mit Hilfe der elektronischen Patientenakte konnte in den letzten Jahren die „klinisch-pharmazeutische“ Betreuung zur Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit etabliert werden.

Medikationschecks direkt nach der Aufnahme

Im Rahmen des preisgekrönten Projekts wird anhand der Patientendaten für jeden stationären Patienten ein pharmazeutischer Medikationscheck durchgeführt. Möglichst bis zum zweiten Tag nach der Aufnahme überprüfen die klinischen Pharmazeuten die Medikation auf korrekte Dosierung und Einnahmezeitpunkte, mögliche Arzneimittelwechsel und Nebenwirkungen, Doppelverordnungen sowie die Anpassung der Dosierung bei schlechter Nieren- oder Leberleistung. Gezielte Fragestellungen zur Medikation können von den Ärzten über ein „Pharmazeutisches Konsil“ elektronisch beantwortet werden. 

Fehlervermeidung bei handschriftlichen Verordnungen 

Ein weiterer Gewinner des Austrian Patient Safety Awards 2019 in der Kategorie „Medikationssicherheit“ sind die Steiermärkische Krankenanstalten, LKH-Univ. Klinikum Graz. In dem ausgezeichneten Projekt ging es um einen neuen Ansatz zur Verbesserung der korrekten Anordnung von Medikamenten mittels Selbst- und Fremdbewertung.

Hierzu wurde im Jahr 2017 eine neue Methode zur Bewertung der Leserlichkeit und Vollständigkeit handschriftlicher Verordnungen eingeführt, mit dem Ziel, fehlerhafte Verordnungen zu verringern und den zusätzlichen Arbeitsaufwand für das Pflegepersonal (Nachfragen welches Medikament, in welcher Dosis, in welchem Intervall, etc.) zu reduzieren. Die Selbstbewertung der Stichprobe erfolgte interdisziplinär durch eine Pflegeperson und einen Arzt, die Fremdbewertung derselben Stichprobe durch zwei Mitarbeiter der Stabsstelle Qualitätsmanagement & Risikomanagement des Klinikums. Die Methode bezieht also diejenigen ein, die Anordnungsfehler begehen, damit diese aus eigenen Fehlern lernen können, während die Fremdbewertung die objektive Grundlage dazu liefern soll.

Weniger medikationsbedingte Risiken in Pflegeheimen

Als dritter Preisträger konnte die Österreichische Apothekerkammer einen Award in der Kategorie „Stationäre Pflegeeinrichtungen“ abräumen. Ihr Projekt „GEMED Multiprofessionelles Geriatrisches Medikationsmanagement in stationären Alteneinrichtungen“ soll die Versorgungs- und Betreuungsqualität von Pflegeheimbewohnern verbessern. Durch eine standardisierte Zusammenarbeit von Apothekern, Pflegefachkräften und Ärzten wurden im Rahmen des Projekts medikationsbedingte Risiken frühzeitig erkannt und Änderungen der Medikation vorgenommen. Für die Bewohner verminderte sich dadurch das Risiko für unerwünschte Ereignisse. Alle drei Berufsgruppen sprachen sich mehrheitlich für eine Weiterführung des multiprofessionellen Ansatzes aus.

Lob von der Kammerpräsidentin

„GEMED zeigt sehr praxisnah und anschaulich, dass auch im extramuralen Bereich eine intensive, strukturierte Zusammenarbeit der Berufsgruppen Arzt-Apotheker-Pflege erforderlich ist und sogar zu großen Erfolgen führen kann“, kommentiert die Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer Ulrike Mursch-Edlmayr den Erfolg des Projekts. Die andere Einreichung zum Thema Medikationssicherheit sei dem Bestreben der Apotheker, die Sicherheit von Arzneimitteltherapien weiter zu erhöhen, überaus hilfreich, fügte sie zu dem Projekt in der Krankenhausapotheke in Linz an. Jede Initiative in diese Richtung sei zu begrüßen. 

Die Österreichische Plattform für Patientensicherheit wurde im November 2008 gegründet. Im Mittelpunkt des unabhängigen Netzwerks von Einrichtungen und Experten des österreichischen Gesundheitssystems steht die Förderung der Patienten- und Mitarbeitersicherheit durch Forschung, Koordination von Projekten, Vernetzung und Information. Daraus sollen interdisziplinär Lösungen entwickelt und verbreitet werden.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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