Versandhändler Pillpack

Amazon schließt Vertrag mit US-Versicherung über gemeinsame Bestell-App

München - 16.12.2019, 10:15 Uhr

Amazons Versandapotheke Pillpack hat jetzt erstmals einen direkten Vertrag mit einer US-Krankenversicherung abgeschlossen. Die Versicherten können jetzt direkt in ihrer App Arzneimittel (nach-)bestellen. (m / Foto: Pillpack)

Amazons Versandapotheke Pillpack hat jetzt erstmals einen direkten Vertrag mit einer US-Krankenversicherung abgeschlossen. Die Versicherten können jetzt direkt in ihrer App Arzneimittel (nach-)bestellen. (m / Foto: Pillpack)


Es könnte der nächste Streich vom Versandkonzern Amazon im Kampf um den US-Arzneimittelmarkt werden: Pillpack, die Versandapotheke des US-Konzerns, und die Krankenversicherung Blue Cross Massachusetts haben ihre Zusammenarbeit angekündigt. Künftig können Versicherte den Pillpack-Service direkt über die App der Versicherung nutzen und sich ihre Medikamente nach Hause liefern lassen.

Die in Boston ansässige Krankenversicherung „Blue Cross of Massachusetts“ hat in einer aktuellen Pressemitteilung eine Zusammenarbeit mit der Online-Apotheke Pillpack angekündigt. Im Rahmen der Vereinbarung haben dort Krankenversicherte nun die Möglichkeit, direkt über ihre Mitglieder-App oder die Internetseite der Versicherung auf die Dienstleistungen von Pillpack zuzugreifen. Mit dieser App können sie Rezepte verwalten und sich verschreibungspflichtige Medikamente von Pillpack nach Hause liefern lassen. Zudem erhalten sie für Rückfragen zu ihren Rezepten einen Zugang zu einem Online-Apotheker von Pillpack über Telefon, E-Mail oder einen Online-Chat.

Um den Service des Amazon-Versenders in Anspruch zu nehmen, müssen die Patienten weder ihre Versicherungsdaten, noch andere persönliche Daten oder Medikamentenlisten eingeben. Dies ist neu für Versicherte, denn bisher mussten Kunden die Website von Pillpack besuchen und hier zunächst ihre medizinischen und Versicherungsinformationen bereitstellen, bevor sie ihre Medikamente zugeschickt bekommen.

Zunächst nur für Kunden, die mehrere Medikamente einnehmen

Der neue Service der Krankenversicherung soll zunächst für voll versicherte Mitglieder freigeschaltet werden, die mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen müssen. Die in Boston ansässige Krankenkasse hat insgesamt 2,8 Millionen Mitglieder, davon leben 2,1 Millionen im Staat Massachusetts und 900.000 außerhalb. Die Versicherung gehört mit Blue Cross Blue Shield einem Versicherungsverbund von insgesamt 36 Versicherern an, die insgesamt 100 Millionen Amerikaner in allen Staaten krankenversichern.

Ein neuer Meilenstein für Amazon

„Blue Cross“ Massachusetts möchte seinen Versicherten damit eigenen Angaben zufolge den Zugang zu Medikamenten vereinfachen. „Indem sie die MyBlue-App oder -Website verwenden, um zu Pillpack zu wechseln, müssen Mitglieder, die mehrere Medikamente einnehmen, nicht in einer Apotheke Schlange stehen, ihre Zeit damit verbringen, Pillen zu sortieren oder sich Sorgen machen, dass sie eine Nachfüllpackung verpassen“, sagte Katie Catlender, Vice President of Customer Experience bei Blue Cross, in einer Erklärung. „Wir hoffen, dass diese Integration mit Pillpack es unseren Mitgliedern leicht macht, ihre Medikamente bequem zu verwalten.“

Es kommt nicht ganz überraschend, dass Amazons Pillpack mit Krankenversicherungen in den USA „anbandelt“. Schon im Juli dieses Jahres berichtete DAZ.online über direkte Gespräche, die Pillpack mit Blue Cross Blue Shield geführt hatte. Dies kam bei einem Rechtsstreit zwischen dem Gesundheitskonzern CVS und Amazon heraus. Dabei ging es um einen ehemaligen Spitzenmanager der US-Gesundheitsfirma und Apothekenkette, der zu Pillpack wechseln wollte. Laut Anklageschrift habe Amazon-Pillpack da bereits direkte Gespräche mit Blue Cross Blue Shield begonnen.

Für PillPack und damit für Amazon ist das Abkommen mit Blue Cross Massachusetts ein weiterer Meilenstein für den Eintritt auf den US-amerikanischen Arzneimittelmarkt. Und damit hat der Technologieriese geschickt den Pharmahandel, also die Pharmacy Benefit Manager, umschifft. Diese sind nämlich in der Regel dafür verantwortlich, Verträge zwischen Apotheken, Krankenversicherern und Herstellern auszuhandeln.



Mareike Spielhofen, Autorin, DAZ.online
daz-online@deutscher-apotheker-verlag.de


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