- DAZ.online
- News
- Apotheke
- Venlafaxin: nicht „...
Lieferengpass bei Antidepressivum
Venlafaxin: nicht „versorgungsrelevant“, aber lieferbar Ende März 2020?
Das BfArM veröffentlichte am gestrigen Donnerstag eine Kurzinformation zum 11. Jour fixe zum Thema Liefer- und Versorgungsengpässe. Es ging auch um Venlafaxin. Das Antidepressivum ist seit Monaten schwer bis nicht lieferbar. Direkte Alternativen gibt es nicht, doch Venlafaxin ist laut den Jour-fixe-Experten kein „versorgungsrelevanter“ Wirkstoff. Bis Ende März 2020 soll es wieder „umfassend“ verfügbar sein.
Lieferengpässe bei Arzneimitteln: Wo auch immer man nachfragt – Apotheker, Ärzte, Patienten –, alle bestätigen einhellig, dass die aktuelle Situation zu nicht verfügbaren Arzneimitteln dramatischer ist denn je. Seit dem ersten Pharmadialog beschäftigen sich Bundesoberbehörden (BfArM, PEI), Landesbehörden, Pharmaverbände (BAH, BPI, Pro Generika, vfa), die Arzneimittelkommissionen (AMK, AkdÄ), das Bundesgesundheitsministerium, Apotheker (ABDA, ADKA), AWMF sowie der Großhandel (Phagro) und die ABDA in regelmäßigen Sitzungen mit Liefer- und Versorgungsengpässen. Bereits zum elften Mal fand dieser im November statt, am Donnerstag veröffentlichte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte nun eine Kurzinformation zu den jüngsten Ergebnissen. Dabei ging es auch um Venlafaxin. Das Antidepressivum ist seit Monaten knapp, zeitweise war es nicht verfügbar oder nur das Original Trevilor® – mit teils horrenden Mehrkosten für die Patienten.
Mehr zum Thema
Lieferengpass bei Antidepressivum
Venlafaxin ist knapp – welche Alternativen gibt es?
CHMP empfiehlt Esketamin (Spravato)
Ein Nasenspray bei schweren Depressionen
Die Krux: Direkte Alternativen aus der gleichen Wirkstoffgruppe existieren nicht. Ein einfaches Umstellen der Patienten ist folglich nicht möglich. Zudem sind die Indikationen – Behandlung von Episoden einer Major Depression, Rezidivprophylaxe von Episoden einer Major-Depression, Behandlung der generalisierten Angststörung, Behandlung der sozialen Angststörung, Behandlung der Panikstörung, mit oder ohne Agoraphobie – kein leicht zu beackerndes therapeutisches Feld. Häufig sind Arzt und Patient und Psychotherapeut „glücklich“, ein Arzneimittel gefunden zu haben, auf das der Patient anspricht und das er auch hinsichtlich der Nebenwirkungen toleriert.
Venlafaxin: kein „versorgungsrelevanter Wirkstoff“
Die Jour-fixe-Experten sehen die Situation bei Venlafaxin allerdings, dem Ton des vorläufigen Protokolls zufolge, nicht dramatisch – es sei kein „versorgungsrelevanter“ Engpass. Wörtlich zu lesen ist dort: „Venlafaxin: Wirkstoff ist nicht Bestandteil der Liste versorgungsrelevanter Wirkstoffe. Einige Arzneimittel sind nicht oder nur eingeschränkt verfügbar. Ein Lieferabriss ist nach Kenntnis des BfArM nicht eingetreten.“ Zudem solle die Liefersituation bis Ende 2019 verbessert sein, wobei eine umfassende Verfügbarkeit für Ende des ersten Quartals 2020 prognostiziert werde.
Was ist „versorgungsrelevant“?
Bleibt die Frage: Was ist ein „versorgungsrelevanter Wirkstoff“. Die Liste der versorgungsrelevanten Wirkstoffe wurde auf Basis der Vorschläge der medizinischen Fachgesellschaften und der WHO-Liste der essenziellen Arzneimittel zusammengeführt. Diese Liste wird laut BfArM-Webseite „regelmäßig im Jour fixe zu Liefer- und Versorgungsengpässen auf Aktualität geprüft und sofern erforderlich angepasst“. Damit Wirkstoffe oder Wirkstoffkombinationen „Versorgungsrelevanz“ erlangen, ist grundsätzliche Voraussetzung, „dass die Arzneimittel verschreibungspflichtig sind, und dass der Wirkstoff für die Gesamtbevölkerung relevant ist“, definiert die Bundesoberbehörde.
Aus diesem Grund seien Wirkstoffe zur Behandlung seltener Erkrankungen (mit Orphan Drug Status) grundsätzlich nicht Bestandteil der Liste, sofern nicht der Jour fixe dies für einzelne Wirkstoffe empfehle. Denn: Ein Lieferengpass führe hier zwar sofort zu einem Versorgungsnotstand, doch könne dieser nicht durch die Behörde aufgehoben werden. Zur Erklärung: Arzneimittel zur Behandlung von seltenen Erkrankungen besitzen eine zehnjährige Marktexklusivität, es gibt kein weiteres Arzneimittel für diese seltene Indikation.
Depressionen: eine der meistunterschätzten Erkrankungen
Allerdings verfolgt das BfArM eigenen Angaben zufolge auch Lieferengpässe für Wirkstoffe, wenn diese nicht Bestandteil der Liste sind. So auch bei Venlafaxin. Interessant ist an dieser Stelle einer der ersten Sätze der S3-Leitlinie Unipolare Depression: „Depressionen zählen zu den häufigsten, aber hinsichtlich ihrer individuellen und gesellschaftlichen Bedeutung meistunterschätzten Erkrankungen“.
35 Kommentare
Lieferengpass Venlafaxin
von Renate Weber am 02.02.2020 um 23:22 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Albtraum
von H. R. am 02.02.2020 um 2:21 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Nicht Versorgungsrelevant
von Natalie am 01.02.2020 um 12:35 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Absetzerscheinungen
von Alexa am 30.01.2020 um 19:46 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Absetzerscheinungen
von Björn am 31.01.2020 um 22:02 Uhr
Fassungslos
von Asja Milch am 24.01.2020 um 11:43 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Ich bin aufrichtig entsetzt!
von Patricia am 22.01.2020 um 17:58 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Ich bin aufrichtig entsetzt
von Patricia am 22.01.2020 um 18:24 Uhr
Venlaflaxin, das Opfer der Profitgier.
von Anja Steffen am 20.01.2020 um 1:17 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Venlaflaxin, das Opfer der Profitgier
von Alexa am 30.01.2020 um 19:25 Uhr
Venlafaxin NOTSTAND
von Isa am 19.01.2020 um 17:55 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Medikamentenengpässe
von Summi am 16.01.2020 um 13:03 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Versorgungsengpass Venlafaxin
von Marion Mante am 16.01.2020 um 12:08 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Lieferengpass Venlafaxin
von Markus Schneider am 15.01.2020 um 10:47 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Lieferengpass Venlafaxin
von Björn am 15.01.2020 um 19:43 Uhr
AW: Lieferengpass Venlafaxin
von Alexa am 30.01.2020 um 19:29 Uhr
Nicht Versorgungsrelevant?
von Moira am 10.01.2020 um 13:22 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Beschwerdeadresse?
von Carmen Killet am 07.01.2020 um 16:34 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Beschwerdeadresse
von Anna am 08.01.2020 um 20:22 Uhr
Nicht Versorgungsrelevant?! Menschenverachtend!
von Antsche am 06.01.2020 um 20:19 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Nicht Versorgungsrelevant?!
von Stöhr am 11.01.2020 um 13:17 Uhr
ANGST
von Claudia am 30.12.2019 um 15:44 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: ANGST
von Anna am 08.01.2020 um 18:10 Uhr
Angst
von Mia am 30.12.2019 um 1:21 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Medikamenten Engpass Venlafaxin
von Dagmar H. am 28.12.2019 um 23:37 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Venlafaxin nicht Versorgungsrelevant
von C. Plewe am 27.12.2019 um 19:31 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
volle Fehlbeurteilung
von Hans-Peter Hubmann am 21.12.2019 um 19:09 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten
AW: volle Fehlbeurteilung
von Maria Schulz am 23.12.2019 um 11:47 Uhr
AW: volle Fehlbeurteilung
von Monika Hueber-Multrus am 03.01.2020 um 13:37 Uhr
AW: volle Fehlbeurteilung
von Gaby Stadler am 04.01.2020 um 23:25 Uhr
Dicker ethischer Demkfehler
von Bernd Jas am 21.12.2019 um 8:33 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Dicker ethischer Demkfehler
von Dirk Stange am 05.01.2020 um 22:23 Uhr
Hab ich da einen Denkfehler ?
von Stefan Schwenzer am 20.12.2019 um 20:24 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Jour Fix-Experten
von Roland Mückschel am 20.12.2019 um 17:22 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Jour Fix-Experten
von Ralf Schabik am 20.12.2019 um 20:57 Uhr
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.