- DAZ.online
- News
- Spektrum
- Apotheker will Verein zur...
Hohen Neuendorf, Brandenburg
Apotheker will Verein zur Afrika-Hilfe gründen
Reinhard Eger hat sich Großes vorgenommen. Zusammen mit drei Mitstreitern will der Brandenburger Apotheker einen Verein zur Afrika-Hilfe gründen. Zunächst sollen als Pilotprojekt konkrete Vorhaben in Kamerun umgesetzt werden. Das Ziel: Hilfe zur Selbsthilfe. Doch wie kam es zu diesem Projekt? Was ist geplant, was die Motivation? DAZ.online hat nachgefragt.
Ein gemeinnütziger Verein zur Afrika-Hilfe soll es sein, so berichtet Reinhard Eger, Inhaber der St. Hubertus-Apotheke und der Eger-Apotheke im brandenburgischen Hohen Neuendorf, im Gespräch mit DAZ.online. Zurzeit befänden sich Eger und seine Mitstreiter in der Planungsphase der Vereinsgründung. Ein passender Name müsse gefunden und eine Satzung aufgestellt werden. Neben Apotheker Eger engagieren sich noch Zasi Fokuoa aus Hanau, Steffi Christian aus Leipzig und Bernhard Scheele aus Hamburg. Für Anfang nächsten Jahres sei die Gründung des Vereins geplant.
Eger berichtet, dass es schon viele positive Reaktionen und Bereitschaft zum Spenden gäbe. „Mir ist es wichtig, möglichst viele Menschen zu begeistern, die dann sagen, wir sind mit dabei und geben eine Spende“, so Eger.
Wieso Kamerun?
Kennengelernt hätten sich Eger und seine Mitstreiter während verschiedener Workshops zu einem Motivations- und Erfolgstraining. Während dieser Seminare seien Zasi Fokuoa und Eger ins Gespräch über Fokuoas Heimat Kamerun gekommen. Daraufhin sei die Idee entstanden, gemeinsam Kamerun zu besuchen und dabei die Kenntnisse und Verbindungen Fokuoas zum Land zu nutzen. „Es ging uns darum, das Land und die Leute kennenzulernen“, so Eger erklärend. Zusätzlich habe auch damals schon die Idee bestanden, „Hilfe für Afrika“ zu organisieren und zu schauen, was umgesetzt werden könne. Diesem Vorhaben hätten sich schließlich auch Bernhard Scheele und Steffi Christian angeschlossen. Christian und Scheele seien insbesondere daran interessiert, Schulen in Afrika zu unterstützen. Eger hat seinen Schwerpunkt als Apotheker etwas anders gelegt: „Der Gesundheitsbereich liegt mir natürlich näher. Aber ich bin auch offen für anderes.“ Offen für alle Bereiche wie letztlich das gesamte Team, da Unterstützung in all diesen Bereichen auch benötigt würde, ergänzt er. Der endgültige Entschluss zu der Reise sei im Frühjahr 2019 gefällt worden. Die Reiseplanung habe vor allem in der Hand von Fokuoa gelegen. Eine gute Planung sei unbedingt notwendig, genauso wie gute Kontakte vor Ort, erläutert Eger die Vorbereitungen.
Reise nach Kamerun
Im Herbst ging es dann los. Zwölf Tage sind sie durch Kamerun gereist, haben vielerlei Eindrücke gesammelt, erste Hilfen vor Ort organisiert – und sind mit Listen voller dringend benötigter Dinge zurückgekehrt. Reinhard Eger schildert anschaulich, wie beeindruckend das Erlebte ist: „Die Eindrücke sind geprägt von einer Offenheit der Menschen. Ich hatte ja keine Ahnung. Ich war noch nie in Afrika. Das war etwas so Besonderes und Einmaliges, in eine solche Welt eingeführt zu werden.“ Er ergänzt: „Man sieht den Kontrast zwischen Arm und Reich. Diese Kontraste sind riesig.“
Mehr zum Thema
Baden-Württemberg: Neuer Online-Auftritt bündelt alle Informationen
Hilfswerk mit eigener Homepage
Außer in die Hauptstadt Yaoundé reiste die Gruppe in das Heimatdorf von Zasi Fokuoa: Baloum liegt im Hochland Westkameruns und ist vor allem landwirtschaftlich geprägt. Die achtstündige Anreise per Auto sei bedingt durch die meist schlechten Straßenverhältnisse beschwerlich gewesen, berichtet Eger. Vor Ort hätten sie die Möglichkeit gehabt, zwei Schulen, eine Krankenstation, ein Waisenhaus und einige weitere Objekte zu besichtigen. Die Verständigung mit den Menschen habe vor allem durch Zasi Fokuoa funktioniert. Dieser konnte als Muttersprachler vermitteln. Gleichzeitig habe er Besonderheiten der Kultur Kameruns erläutert – sehr wichtig für ein besseres Verständnis der Lebensbedingungen in Kamerun.
Interessante Begegnungen und ein Pilotprojekt
Die Tage seien von vielen interessanten Begegnungen geprägt gewesen, von denen insbesondere das Zusammentreffen mit dem lokalen König eine sehr eindringliche gewesen sei, berichtet Eger beeindruckt. Er schlussfolgert: „Wenn wir dort was machen wollen, dann muss der König mit ins Boot geholt werden.“ Die Funktion des Königs wurde ihnen als die eines Repräsentanten der Gegend mit gerichts- und polizeiähnlichen Befugnissen erläutert. Er werde praktisch zu allem um Rat gefragt.
Eger ist sich sicher, dass die Tatsache, dass sie sich für Baloum und seine Einwohner interessieren, sehr gut bei den Menschen angekommen sei. „Es war sehr berührend zu erleben, wie die Menschen sich gefreut haben, dass wir da waren“, resümiert Eger.
Pilotprojekt Kamerun-Hilfe
Ergebnis der Kamerunreise sei der klare Entschluss, einen gemeinnützigen Verein zur Afrika-Hilfe zu gründen. Zunächst müssten aber Erfahrungen gesammelt werden. Deshalb wolle sich der Verein am Anfang auf Kamerun beziehungsweise auf die Unterstützung des Dorfes Baloum konzentrieren. Eine Art Pilotprojekt solle es sein. Auf mitgebrachten Listen seien die am dringendsten benötigten Hilfsmittel der beiden Schulen, des Waisenhauses und der Krankenstation aufgeführt.
So fehle es in der Krankenstation zum Beispiel an Verbandsstoffen, Impfstoffen, aber auch an einem funktionierenden Blutdruckmessgerät oder OP-Besteck. Auch Arzneimittel seien nur begrenzt vorhanden. Einen Kühlschrank habe die Gruppe bereits vor Ort gekauft. Zudem habe Eger einige Arzneimittel aus Deutschland mitgebracht, um die er bereits vor der Reise gebeten worden sei. Doch dies reiche bei Weitem noch nicht aus. Fortlaufende Hilfe sei dringend erforderlich.
In den Schulen fehle es an einfachen Unterrichtsmaterialien wie Stiften, Heften und Linealen sowie an weiterer Infrastruktur wie beispielsweise funktionierend Fenstern. Einiges hätten sie schon vor Ort organisieren können und mit ihrem eigenen Geld finanziert. Aber auch hier reiche diese erste Hilfsaktion nicht aus, um wirklich zu helfen. Die benötigten Dinge seien vor Ort durchaus erhältlich, häufig fehle es der Bevölkerung schlicht am Geld, sie zu finanzieren. Unterstützung vom Staat fehle meist – vor allem in den abgelegenen ländlichen Regionen.
Hilfe zur Selbsthilfe
Eingenommene Spendengelder sollen zunächst für die „Abarbeitung“ der mitgebrachten Hilfsgüter-Listen eingesetzt werden. Danach wolle der Verein sich bei Bedarf auch anderen Regionen in Afrika zuwenden. Daneben plane das Team Motivations-Workshops in den Schulen, die sie als ausgebildete Motivations-Coaches von Zeit zu Zeit selbst vor Ort halten wollen.
Letztlich solle es bei der Afrika-Hilfe nicht nur um materielle Dinge gehen, erläutert Eger überzeugt: „Das Besondere ist, dass wir daran glauben, dass es möglich ist, die Menschen in ihrem Bewusstsein zu unterstützen, damit sie merken, wie großartig sie selber sind und nicht nur danach schauen, wie gut es woanders wie zum Beispiel in Europa ist. Dass sie merken, auch bei uns ist es gut und ich bin dafür zuständig, bei uns im Dorf etwas zu bewegen. Das ist mehr Hilfe zur Selbsthilfe.“
1 Kommentar
Die Hilfe und das Engagement in Ehren...
von PHD am 30.12.2019 um 17:16 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.