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Grünen-Vorschlag
Warum sollten Krankenkassen eine Entschädigung für Lieferengpässe erhalten?
Die Bundestagsfraktion der Grünen hat sich in der vergangenen Woche mit einem Autorinnenpapier in die Debatte um die Arzneimittel-Lieferengpässe eingemischt. In dem Papier wird unter anderem gefordert, dass Apotheker und Krankenkassen für die durch Arzneimittel-Lieferengpässe entstehenden Mehraufwände entschädigt werden. Auf Nachfrage von DAZ.online erklärt nun die Grünen-Arzneimittelexpertin Kordula Schulz-Asche, warum und für welchen Aufwand zusätzlich entlohnt werden sollte.
Wie kann man Arzneimittel-Lieferengpässe künftig vermeiden beziehungsweise reduzieren und aufkommende Defekte in der Versorgung besser managen? Diese Frage wird in den kommenden Wochen im Fokus vieler gesundheitspolitischer Debatten stehen – schließlich wollen die Bundesregierung und die Regierungsfraktionen mit dem GKV-Faire-Kassenwettbewerb-Gesetz einige Maßnahmen dazu auf den Weg bringen. (Hier lesen Sie mehr über die Pläne der Großen Koalition) Doch viele Interessengruppen, Verbände und auch Parteien und Fraktionen melden sich nun zu Wort, weil ihnen die Pläne von Union und SPD nicht ausreichen.
Auch die Bundestagsfraktion der Grünen hat sich jüngst in diese Diskussion eingemischt. Die vier Gesundheitsexpertinnen und MdBs Kordula Schulz-Asche, Maria Klein-Schmeink, Bettina Hoffmann und Kirsten Kappert-Gonther haben ein Autorinnenpapier verfasst, in dem sie mehrere Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungssituation vorschlagen. Auch die Grünen sind der Meinung, dass die Engpass-Problematik komplex ist und viele Lösungsansätze benötigt. Und so setzen ihre Ideen auch an vielen Stellschrauben im System an. Zunächst wünschen sich die Grünen, dass Deutschland das Thema im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft in diesem Jahr anspricht und nach europäischen Lösungen sucht, um die Arzneimittelproduktion wieder verstärkt nach Europa zurückzuholen.
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Papier zu Arzneimittel-Lieferengpässen
Grüne: Rabattverträge nicht antasten, Großhändler für Meldungen vergüten
Grüne: Großhändler sollen Daten sammeln
Was nationale Regelungen betrifft, stellen die Grünen-Expertinnen – im Gegensatz zu Union und SPD – klar, dass sie keinen Änderungsbedarf am Rabattvertragssystem sehen. Vielmehr setzen sie auf ein Modell, das der Großhändler AEP kürzlich ins Spiel gebracht hatte: Großhändler sollen umfangreich Daten zu drohenden und bestehenden Engpässen sammeln und diese dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte übergeben, damit sie in einer Datenbank für mehr Transparenz im System sorgen können.
Bei einem weiteren Vorschlag bedienten sich die vier Grünen-Politikerinnen an einem Vorstoß der Apotheker und Krankenkassen: Sowohl der GKV-Spitzenverband als auch der Ex-AOK-Chef Dr. Christopher Hermann hatten erklärt, dass Apotheker für ihren Mehraufwand für die Engpässe finanziell entschädigt werden sollten. Die Gelder dafür sollen von den Herstellern kommen, die nicht lieferfähig sind. Die Grünen-Expertinnen wünschen sich nun zusätzlich, dass auch Kassen Aufwandsentschädigungen für Lieferengpässe erhalten. Wörtlich heißt es in dem Papier:
Bei produktions- oder betriebsbedingter Nicht-Lieferfähigkeit müssen die pharmazeutischen Unternehmer wirksam sanktioniert werden. Als Ausgleich für den Mehraufwand der Kassen für das Durchsetzen von Sanktionen oder den Mehraufwand der Apotheken, wenn Alternativen für nicht lieferfähige Arzneimittel gesucht werden müssen, können Aufwandsentschädigungen aus den Sanktionsbeträgen gezahlt werden."
Schulz-Asche: Kassen vergüten, um Sanktionen gegen Hersteller durchzusetzen
Nicht nur Apotheker werden sich an dieser Stelle fragen: Welchen Aufwand haben die Kassen mit Arzneimittel-Lieferengpässen? Wenn es um Retaxationen geht, lagern viele Kassen die Rezeptprüfung inzwischen aus. Nicht zu vergessen ist auch, dass die Kassen pro Jahr mehr als vier Milliarden Euro einsparen durch die Rabattverträge und die damit verbunden Austausch-Beschränkungen. Gegenüber DAZ.online hat die Arzneimittelexpertin der Grünen, Kordula Schulz-Asche, nun aber erklärt, worum es ihrer Fraktion geht. Konkret sollen mit Hilfe der Aufwandsentschädigungen die in den Rabattverträgen vorgesehenen Vertragsstrafen bei Nicht-Lieferbarkeit strikter umgesetzt werden, so die Hoffnung. Schulz-Asche wörtlich:
Wenn der Hersteller nicht lieferfähig ist, muss er sanktioniert werden. Das ist ja schon gängige Praxis und wird im Rahmen von Vertragsstrafen durchgesetzt. Immer wieder hört man aber, dass das Durchsetzen von Sanktionen nicht richtig funktioniert. Wir glauben, dass eine Mehraufwands-Entschädigung für die Kassen, die Sanktionen durchdrücken müssen, dazu führen könnte, dass dies zukünftig noch besser funktionieren könnte. Darüber hinaus fordern wir, dass Mehrkosten, auf denen Patient*innen womöglich sitzen bleiben, weil ihr Präparat nicht lieferbar ist und sie nun ein teureres Arzneimittel bekommen, zunächst von der Kasse übernommen werden. Wir finden es deshalb zumindest denkbar, wenn für ebendiese Situationen Sanktionsbeträge der Hersteller in Teilen auch an die Kasse gehen, damit am Ende dieser Kette der Endverbraucher, also die Patient*in, keinen finanziellen Nachteil bekommt.“
Dass es tatsächlich zu einer Aufwandsentschädigung für Apotheker oder Kassen kommen wird, ist derzeit eher unwahrscheinlich. Weder im Positionspapier der AG Gesundheit der Union, noch im Positionspapier der SPD-Fraktion war diese Idee bislang enthalten. Auch das BMG hat diese Idee bislang nicht aufgegriffen. In einem Punkt stimmt das Ministerium mit den Grünen aber überein: Die Rabattverträge sollen dem Ministerium zufolge nicht angetastet werden – das Rabattvertragssystem trage keine Mitschuld an den Engpässen, hieß es sinngemäß in einem BMG-Papier aus dem DAZ.online im vergangenen Jahr zitierte.
8 Kommentare
Notleidende
von M. Gutjahr am 15.01.2020 um 13:47 Uhr
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AW: Notleidende
von Michael Mittel am 15.01.2020 um 19:25 Uhr
Sanktionen??
von gerd reitler am 14.01.2020 um 18:50 Uhr
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Da sprechen die Richtigen ...
von Reinhard Herzog am 14.01.2020 um 12:55 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Da sprechen die Richtigen
von Roland Mückschel am 14.01.2020 um 15:19 Uhr
AW: Da sprechen die Richtigen
von J. Eckert am 15.01.2020 um 9:13 Uhr
ja genau, warum eigentlich?
von Karl Friedrich Müller am 14.01.2020 um 11:49 Uhr
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AW: ja genau, warum eigentlich
von Roland Mückschel am 14.01.2020 um 12:26 Uhr
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