IQVIA-Marktbericht

2019: OTC-Versandhandel wuchs erneut stärker als der Gesamtmarkt

Berlin - 18.02.2020, 12:55 Uhr

Im Jahr 2019 wuchs der gesamte OTC-Markt beim Umsatz um 2 Prozent, die Versender wuchsen schneller und konnten 6 Prozent mehr umsetzen. (s / Foto: imago images / Steinert)

Im Jahr 2019 wuchs der gesamte OTC-Markt beim Umsatz um 2 Prozent, die Versender wuchsen schneller und konnten 6 Prozent mehr umsetzen. (s / Foto: imago images / Steinert)


Auch im vergangenen Jahr ist der OTC-Umsatz der Arzneimittel-Versandhändler im In- und Ausland wieder stärker gestiegen als im Gesamtmarkt. Dem IQVIA-Marktbericht 2019 zufolge haben die Versender ihren Umsatz mit nicht verschreibungspflichtigen Präparaten um 6 Prozent gesteigert, der Gesamtmarkt (Apotheken und Versandhandel) wuchs um 2 Prozent. Was den Anteil der Versender am Rx-Markt betrifft, hat IQVIA für das Jahr 2019 keine Zahlen vorgelegt. Das könnte mit einem Joint Venture von DocMorris und Shop Apotheke zusammenhängen.

Der Apothekenmarkt ist im vergangenen Jahr insgesamt gewachsen. Apotheken, Kliniken und Versandhändler haben ihren Umsatz zusammen um 6 Prozent gesteigert. Insgesamt wurden laut dem IQVIA-Marktbericht für das vergangene Jahr 3,2 Milliarden Packungen abgegeben, was einem Plus von 1 Prozent entspricht. Der Wert dieser Packungen lag demnach bei 38 Milliarden Euro (Abgabepreis des Herstellers, inkl. Impfstoffen und Testdiagnostika).

Der Rx-Markt wuchs laut IQVIA um 7 Prozent nach Umsatz und 1 Prozent nach Absatz. Das Marktvolumen im Rx-Bereich lag bei 33 Milliarden Euro, insgesamt wurden in Kliniken, bei Versendern und in Apotheken 752 Millionen Rx-Packungen abgegeben. Hinzu kamen 867 Millionen OTC-Packungen, die über Versender und Apotheken verkauft wurden. Was den Absatz betrifft, tat sich im Vergleich zum Vorjahr bei der Packungszahl nichts. Der OTC-Umsatz erhöhte sich um knapp 2 Prozent auf rund 5,2 Milliarden Euro. IQVIA erklärt in der Analyse, dass die diesjährig „schwach ausgeprägte Erkältungssaison“ insbesondere im 1. Quartal für Rückgänge bei OTC-Mitteln gesorgt habe. Topische Schnupfenmittel wurden allerdings häufiger verkauft (+5 Prozent).

OTC-Gesamtmarkt: Plus 2 Prozent, OTC-Versandmarkt: Plus 6 Prozent

Der OTC-Umsatz im Versandhandel (In- und Ausland) legte 2019 um 6 Prozent beim Umsatz zu: Knapp 2 Milliarden Euro setzten die Versender mit OTC-Präparaten um. Bezogen auf den Absatz, wuchs der Versandhandel sogar um 7 Prozent – 182 Millionen Packungen wurden insgesamt verschickt. Dabei entfiel auf rezeptfreie Arzneimittel als größte Kategorie die Hälfte des Umsatzes und 61 Prozent der Menge. Auf die Nachfrage von DAZ.online, wie die OTC-Verkäufe der Versender für die Analyse ermittelt wurden, erklärte eine IQVIA-Sprecherin: „Die Informationen zum Apothekenversand werden durch eine Projektion aus dem IMS Versandhandelspanel (deutsche Versender und einige aus dem europäischen Ausland) ermittelt. Außerdem gehen Verkäufe von öffentlichen Apotheken ein, sofern sie als Versandhandelsverkäufe deklariert werden.“

Was den Rx-Versandhandel betrifft, hat der diesjährige IQVIA-Marktbericht allerdings keine Neuigkeiten zu bieten. Im vergangenen Jahr analysierte IQVIA noch quartalsweise, wie sich der Rx-Anteil der Versender entwickelt. Diese Angaben sind nun aber nicht mehr enthalten. Die IQVIA-Sprecherin dazu: „Rx-Versandhandelsanalysen führen wir zurzeit aus methodischen Gründen (Änderung der Panel-Grundlage, infolgedessen neue Hochrechnung) nicht durch.“ Möglich ist, dass IQVIA diese Analyse (vorerst) eingestellt hat, weil die großen EU-Versender Shop Apotheke und DocMorris im vergangenen Jahr ein eigenes Datenunternehmen (Datamed IQ) gründeten. Seitdem wandern die Zahlen der EU-Versender exklusiv in das eigene Joint Venture. Die Datamed wertet die Zahlen aus und verkauft darauf basierende Marktanalysen. Denkbar ist also, dass dem Marktforschungsunternehmen IQVIA eine Datenquelle zum Rx-Versand weggebrochen ist. Die IQVIA-Sprecherin äußerte sich nicht zu dieser Frage.

Einsparungen durch Kassenabschlag bei 1,1 Milliarden Euro

Zurück zum hiesigen Arzneimittelmarkt. Dem IQVIA-Bericht zufolge lagen die GKV-Arzneimittelausgaben (abzüglich Abschlägen von Herstellern und Apotheken und ohne Berücksichtigung von Einsparungen aus Rabattverträgen) im Jahr 2019 bei rund 41,7 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung von 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Etwa 40 Prozent dieser Steigerungen gehen laut IQVIA auf das Konto verschiedener innovativer Krebstherapien. 

Die Einsparungen der Kassen durch die Herstellerabschläge lagen im vergangenen Jahr bei knapp 5 Milliarden Euro und sind im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 20 Prozent angestiegen. Und: 2019 wurden insgesamt 41 Millionen Impfstoffdosen an GKV-Versicherte abgegeben, was einem Plus von 11 Prozent entspricht. Die Einsparungen durch den Kassenabschlag von Apotheken stagnierten und lagen bei rund 1,14 Milliarden Euro.

Bei den zehn umsatzstärksten Arzneimittelgruppen im Apothekenmarkt legten virale Impfstoffe am deutlichsten zu (37 Prozent), was laut IQVIA einer gestiegenen Nachfrage nach HPV-Vakzinen und der Impfung gegen Gürtelrose zu verdanken ist. Zu den weiteren Gruppen mit zweistelligem Umsatzzuwachs zählen verschiedene Krebstherapien (antineoplastisch wirksame Proteinkinasehemmer, +17  Prozent; MAB Antineoplastika, +23 Prozent; cytostatische Hormonantagonisten, +17 Prozent) und direkte Faktor-Xa-Hemmer (+16  Prozent).



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

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von Karl Friedrich Müller am 18.02.2020 um 15:51 Uhr

das politisch gewollte Ausbluten der Apotheke vor Ort.
Und wer zweifelt, dass es mit Rezepten anders wird?

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