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- Rewe: Apotheker sind ...
Seit dem 4. Mai erhalten „Corona-Helden aus dem Gesundheitswesen“ in den Rewe-Märkten in Deutschland als Dankeschön für ihren Einsatz 5 Prozent Rabatt beim Einkaufen. Die Apotheker zählen nach Ansicht der Unternehmensgruppe offenbar nicht dazu: Sie sind bei der Aktion außen vor. Apothekerin Ariane Maaß will das nicht auf sich sitzen lassen.
„Rund zwei Millionen Menschen aus dem Gesundheitswesen arbeiten und kämpfen in Deutschland Tag für Tag an vorderster Front für die Gesundheit und das Wohlergehen der Gesellschaft und gefährden dabei ihre eigene Gesundheit“, schreibt Rewe in einer Mitteilung vom 3. Mai. Der Konzern wolle diesen Berufsgruppen, die „seit Wochen über das normale Maß hinaus“ arbeiten, etwas zurückgeben und bietet etwa Ärzten, Krankenschwestern, Altenpflegern und Rettungssanitätern beim Einkauf in einer der Rewe-Filialen in Deutschland einen Dankeschön-Rabatt von 5 Prozent an.
Als eine Mitarbeiterin von Apothekerin Ariane Maaß aus Bretten in Baden-Württemberg von dem Angebot Gebrauch machen wollte, folgte eine ernüchternde Antwort: Sie gehöre nicht zum Kreis der Berechtigten. Keine Corona-Heldin also. Als Maaß das hörte, war sie zunächst einfach nur enttäuscht, wie sie im Gespräch mit DAZ.online berichtet. „Schon wieder wird das, was wir leisten, nicht gesehen und anerkannt“, so die Apothekerin. Dann aber entschloss sie sich, das Unternehmen zur Rede zu stellen und erkundigte sich nach den Gründen.
Keine erhöhte Infektionsgefahr für Apothekenpersonal
Auf ihre Nachfrage hin erklärte Rewe, das Unternehmen habe sich natürlich Gedanken gemacht, welche Berufsgruppen von dem Rabatt profitieren sollen. „Die Epidemie und ihre Folgen stellen nahezu alle Bundesbürger vor besondere Herausforderungen und Belastungen“, schrieb ein Sprecher. Es sei jedoch nötig, den Kreis derjenigen, die den Rabatt bekommen können, zu beschränken, um „das daraus resultierende finanzielle Unterstützungsengagement“ in der Höhe kalkulierbar zu machen.
Weiter ließ Rewe wissen: „Was Ärzte, Krankenschwester, Rettungssanitäter oder Altenpflegerinnen von anderen Corona-Helden unterscheidet, ist, dass sie in Ausübung ihres Berufs zwangsläufig und in hoher Zahl in engen persönlichen Kontakt mit Erkrankten treten. Sie setzen sich somit einer deutlich höheren Infektionsgefahr aus als andere und erkranken an COVID-19 überdurchschnittlich häufig am Arbeitsplatz.“ Von Beschäftigten in Apotheken sei eine erhöhte Erkrankungsrate ebenso wenig bekannt wie für Beschäftigte im Lebensmitteleinzelhandel. Daher habe man sich auf den oben genannten Personenkreis beschränkt.
Apotheken unterscheiden sich nicht von Supermärkten
Das war zu viel für Maaß: Sie schrieb dem Unternehmen eine E-Mail und machte ihrem Ärger Luft. „Ich bin entsetzt über Ihre Einschätzung, dass Apotheken nicht systemrelevant und keine Corona-Helden sind“, heißt es in der Nachricht an Rewe. „Dies ist grundsätzlich falsch.“ Immerhin stellten die Apotheken in Deutschland medizinische Schutzausrüstung für die Menschen bereit – zur privaten, aber vor allem auch zur beruflichen Nutzung. Auch das Bundesgesundheitsministerium habe den Stellenwert der Präsenzapotheken erkannt und kurzfristig etliche Regeln für die Betriebe gelockert. „Dadurch waren und sind wir in der Lage, große Mengen an Händedesinfektionsmittel herzustellen und Krankenhäuser, Arztpraxen, Feuerwehr und viele weiter soziale Einrichtungen zu versorgen. Ohne die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Apotheke hätte das Gesundheitssystem nicht so gut auf die Herausforderung der Pandemie reagieren können“, betont Maaß.
Auf diese E-Mail antwortet Rewe nicht mehr. Als DAZ.online nachhakt, reagiert das Unternehmen und räumt ein: „Selbstverständlich sind Apotheken systemrelevant und Apotheker sowie ihre Beschäftigten leisten bis dato durch ihre hervorragende und aufopfernde Arbeit einen wichtigen Beitrag dazu, dass eine zentrale Versorgungsfunktion der Bevölkerung während der Corona-Epidemie in Deutschland aufrecht erhalten werden kann.“ Es sei unbestritten, dass die Apothekerschaft „in Ausübung ihrer Versorgungsaufgabe gelegentlich Kontakt zu Infizierten oder Verdachtsfällen hatte oder haben kann – und sich entsprechend vorbereiten konnte. Hier unterscheiden sich Apotheken nicht von Supermärkten.“
Selbstverständlich sind Apotheken systemrelevant und Apotheker sowie ihre Beschäftigten leisten bis dato durch ihre hervorragende und aufopfernde Arbeit einen wichtigen Beitrag dazu, dass eine zentrale Versorgungsfunktion der Bevölkerung während der Corona-Epidemie in Deutschland aufrecht erhalten werden kann. Ebenso ist unbestritten, dass die Apothekerschaft in Ausübung ihrer Versorgungsaufgabe gelegentlich Kontakt zu Infizierten oder Verdachtsfällen hatte oder haben kann – und sich entsprechend vorbereiten konnte. Hier unterscheiden sich Apotheken nicht von Supermärkten.
Als das für Rewe entscheidende Kriterium für die Teilnahme an der Rabattaktion nennt die Pressestelle folgendes: „Das sind Berufsgruppen, die üblicherweise in Ausübung ihres Berufes zwangsläufig und in hoher Zahl in engen persönlichen Kontakt mit Erkrankten treten. Das heißt, die Personen haben nicht mit einer Wahrscheinlichkeit Kontakt mit COVID-19-Infizierten, sondern haben diese real, bewusst und häufiger.“
Zudem hätten sie meist unvermeidbaren Körperkontakt mit Infizierten und müssten diese behandeln, ohne den gebotenen Schutzabstand von 1,50 Metern einhalten zu können. „In einer Apotheke können hingegen durch einfache bauliche Maßnahmen (u.a. Spuckschutz), Zutritts- und Abstandsregelungen sowie geeignete persönliche Schutz, Präventions- und Hygienemaßnahmen – hier haben Apotheken sicherlich Bezugsvorteile – das Risiko einer Ansteckung extrem minimieren, selbst wenn ein Infizierter ohne oder mit unspezifischen Symptomen vor dem Tresen steht.“ Grundsätzlich können sich demnach alle Interessenten für die Rabattaktion unter heldencoupons@rewe.de bewerben. „Jede Antragsteller wird grundsätzlich anhand aussagekräftiger Angaben individuell geprüft."
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Rewe die Apotheker vor den Kopf stößt: Im Jahr 2019 hatte eine Werbeanzeige der niederländischen Versandapotheke DocMorris für Wirbel gesorgt. Im Januar 2020 erklärte das Landgericht Köln die Anzeige wegen Verstoßes gegen das Heilmittelwerbegesetz für unzulässig.
26 Kommentare
Corona-Helden
von Klaus Mellis am 15.06.2020 um 0:18 Uhr
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Machkonzentration
von Thomas Kerlag am 10.06.2020 um 20:36 Uhr
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Wir sind CORONA-HELDEN..egal, ob REWE das anerkennt oder nicht.
von Dr. Radman am 10.06.2020 um 15:18 Uhr
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„Corona-Helden“?
von Michael Müller am 10.06.2020 um 13:17 Uhr
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Wie immer...
von G. Mareiko am 10.06.2020 um 9:35 Uhr
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Ursache und Wirkung
von Ralf Schabik am 10.06.2020 um 8:28 Uhr
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AW: Ergänzung: Personenkreis
von Ralf Schabik am 10.06.2020 um 8:48 Uhr
REWE Rabatt
von Sven Larisch am 10.06.2020 um 8:05 Uhr
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AW: AW: REWE Rabatt
von J.M.L. am 10.06.2020 um 8:13 Uhr
AW: +1
von Andreas P. Schenkel am 10.06.2020 um 16:31 Uhr
REWE und Altenpfleger?!
von Kira am 10.06.2020 um 5:56 Uhr
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AW: Erklärungsversuch
von Ralf Schabik am 10.06.2020 um 9:01 Uhr
Keine MiseRE WEgen Rabatt!
von Held wider Willen am 10.06.2020 um 0:11 Uhr
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Weil systemrelevant
von Thomas Kerlag am 09.06.2020 um 22:08 Uhr
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Rewe Rabatt
von Conny am 09.06.2020 um 21:07 Uhr
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AW: Rewe Rabatt
von Claus S. am 10.06.2020 um 16:59 Uhr
Rewe + MaxDorris
von Reinhard Rokitta am 09.06.2020 um 21:02 Uhr
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AW: Rewe + MaxDorris
von Heiko Barz am 10.06.2020 um 10:46 Uhr
Dieses ewige Winseln ....
von Uffff.... am 09.06.2020 um 19:34 Uhr
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nicht zu ernst nehmen
von Dr. Arnulf Diesel am 09.06.2020 um 19:30 Uhr
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"CORONA-HELDEN" und REWE
von Apotheker Toni Stenzel am 09.06.2020 um 19:23 Uhr
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CORONA-HELDEN und REWE
von Apotheker Toni Stenzel am 09.06.2020 um 19:17 Uhr
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AW: CORONA-HELDEN und REWE
von Uffff.... am 09.06.2020 um 23:34 Uhr
Corona-Helden
von UK am 09.06.2020 um 18:51 Uhr
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Selbst...
von Rolf Jägers am 09.06.2020 um 18:42 Uhr
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So what?!
von Ach Gottchen... am 09.06.2020 um 18:09 Uhr
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