Positionspapier

ABDA: Selbstmedikation erfordert Beratung

Berlin - 15.06.2020, 14:00 Uhr

In einem kürzlich veröffentlichten Positionspapier unterstreicht die ABDA den Stellenwert der Beratung durch einen Apotheker bei der Selbstmedikation. (c / Foto: imago images / Sven Simon)

In einem kürzlich veröffentlichten Positionspapier unterstreicht die ABDA den Stellenwert der Beratung durch einen Apotheker bei der Selbstmedikation. (c / Foto: imago images / Sven Simon)


In einem aktuellen Positionspapier betont die ABDA den Stellenwert der Selbstmedikation in Deutschland – einerseits für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung und andererseits als Sparinstrument für die Krankenkassen. Eine entscheidende Rolle komme dabei den Apothekern zu: Denn sie seien häufig „der einzige fachliche Ansprechpartner für den Patienten“.

„Die Selbstmedikation ist damit eine tragende Säule der Arzneimittelversorgung und des Gesundheitssystems, muss aber zugleich unter Risikogesichtspunkten betrachtet werden“, warnt die ABDA in ihrem Positionspapier. Die öffentlichen Apotheken in Deutschland geben demnach jedes Jahr rund 1,4 Milliarden Arzneimittelpackungen ab. „Etwa die Hälfte davon sind verschreibungspflichtige Präparate, die nur auf ärztliches Rezept abgegeben werden dürfen. Die andere Hälfte sind verschreibungsfreie, in der Regel aber apothekenpflichtige Medikamente, die der Patient nach entsprechender Beratung durch das pharmazeutische Personal der Apotheke auf eigenen Wunsch für die Selbstmedikation erhält.“

Selbstmedikation: Apotheker als einziger Ansprechpartner

Die Anforderungen an die Qualität der Beratung und der Versorgung der Patienten sind der Standesvertretung zufolge bei der Abgabe verschreibungspflichtiger und nicht verschreibungspflichtiger Arzneimittel in der Apotheke grundsätzlich gleich. „Einen Unterschied gibt es allerdings: Bei der Selbstmedikation ist der Apotheker der einzige fachliche Ansprechpartner des Patienten.“ Daraus folge eine besondere heilberufliche Verantwortung für die Pharmazeuten.

Darüber hinaus leiste die Selbstmedikation „bei leichten Gesundheitsstörungen oder selbstlimitierenden Erkrankungen einen erheblichen Beitrag zur Entlastung des Gesundheitssystems und zur Vermeidung volkswirtschaftlicher Schäden“, heißt es in dem Positionspapier. Jährlich werden laut ABDA rund 400 Millionen Gesundheitsstörungen in der Selbstmedikation ‒ in der Regel unter Hinzuziehung einer Apotheke ‒ adressiert, sodass die Ausgaben der Gesetzlichen sowie der Privaten Krankenversicherung für Arzneimittel und nicht notwendige Arztbesuche entfallen. „Nach Modellrechnungen wird die Solidargemeinschaft damit um mehr als 20 Milliarden Euro entlastet“, schreibt die Standesvertretung.

Rezeptfreie Medikamente: Nicht nur Zusatzverkäufe in den Apotheken

„Rezeptfreie Medikamente sind keine Zusatzverkäufe in den Apotheken, sondern sie helfen Millionen Menschen und entlasten die Krankenkassenfinanzen“, sagt Apotheker Stefan Fink, Mitglied des ABDA-Gesamtvorstands, in einer begleitenden Pressemitteilung. „Wer glaubt, man könne Apotheken in Basisversorgung und Luxusangebot aufteilen, der verkennt, dass gerade die Gesundheit ein ganzheitliches Gut ist, das die Menschen auch genauso betrachten.“

BAH springt ABDA zur Seite

Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) begrüßt das Positionspapier der Bundesvereinigung. „Ebenso wie die ABDA sehen wir die Selbstmedikation von Patienten mit rezeptfreien Arzneimitteln aus der Apotheke als einen unverzichtbaren und integralen Bestandteil der Gesundheitsversorgung und Daseinsvorsorge in Deutschland an“, teilt der BAH mit. Dies habe er auch im Perspektivpapier „Selbstmedikation 2025 – Gesunde Perspektiven für den Einzelnen und die Gesellschaft“ beschrieben.

„Der BAH setzt sich seit jeher für eine patientenzentrierte, individuelle und sichere Arzneimittelversorgung der Bevölkerung ein. Hierfür bedarf es eines wohnortnahen Zugangs zu einer persönlichen heilberuflichen Beratung und zum gesamten Spektrum der Arzneimittel. Apotheker nehmen dabei eine wichtige Lotsen- und Beratungsfunktion gegenüber den Patienten ein.“



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Apothekensterben wird teuer für die Kassen!

von Thomas Eper am 16.06.2020 um 9:25 Uhr

"...sodass die Ausgaben der Gesetzlichen sowie der Privaten Krankenversicherung für Arzneimittel und nicht notwendige Arztbesuche entfallen...damit um mehr als 20 Milliarden Euro entlastet..."

Was lernen wir daraus Herr Spahn und liebe Politiker!?
Je weniger Apotheken, desto mehr Arztbesuche, desto mehr Kosten für die Kassen!
-> Also schnell das Apothekensterben beenden!

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