Apokix-Umfrage

Die Stimmung in den Apotheken bleibt angespannt

Traunstein - 27.07.2020, 07:00 Uhr

Nur knapp jeder zehnte Apokix-Umfrageteilnehmer sieht seine wirtschaftliche Lage derzeit positiv. (x / Foto-Schelbert)

Nur knapp jeder zehnte Apokix-Umfrageteilnehmer sieht seine wirtschaftliche Lage derzeit positiv. (x / Foto-Schelbert)


Die Apotheker schätzen ihre wirtschaftliche Lage nach wie vor überwiegend negativ ein. Laut dem aktuellen Apotheken-Konjunkturindex (Apokix) des Instituts für Handelsforschung nehmen 24 Prozent der befragten Apothekenleiter die Coronakrise sogar als existenzbedrohend für die eigene Apotheke wahr. Noch mehr sehen sich daher auch nicht in der Lage, die Mehrwertsteuersenkung an ihre Kunden weiterzugeben.

Die Coronakrise hat die deutschen Apotheken noch immer fest im Griff. Die aktuelle wirtschaftliche Lage der rund 200 Apothekenleiter, die sich im Juli am Apotheken-Konjunkturindex (Apokix) des Instituts für Handelsforschung Köln beteiligt haben, hat sich gegenüber dem Juni nochmals leicht verschlechtert.

Nachdem der Index für die aktuelle Geschäftslage im März 2020 mit 103,7 Punkten noch vergleichsweise gut ausgefallen war, kannte er seither nur eine Richtung: abwärts. Mit 57,4 Punkten im Juli nach 57,6 Punkten im Juni wurde zumindest die Absturzgeschwindigkeit deutlich abgebremst, sodass möglicherweise das Ende der Talsohle erreicht ist. Bei 100 Punkten halten sich positive und negative Einschätzungen die Waage. Konkret bezeichnete im Juli gut die Hälfte der befragten Apothekenleiter ihre aktuelle wirtschaftliche Situation als sehr oder eher negativ, nur knapp jeder zehnte beurteilte sie als sehr oder eher positiv.           

Noch trüber sieht es beim Index für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung aus: Nach 55,6 Punkten im Juni ist er im Juli auf 52,1 Punkte gesunken. Zur schlechten Stimmung beitragen dürften die nach wie vor bestehenden Unsicherheiten wegen der Rx-Boni der EU-Versender, zumal der Onlinehandel infolge der Coronakrise einen erheblichen Aufschwung erfahren hat. Darüber hinaus lässt die bevorstehende Einführung des E-Rezepts ein weiteres Abwandern der Verordnungen über die niederländische Grenze befürchten.

IFH Köln

Immerhin zeigt sich ein Lichtblick: Im Mai war die Kundenfrequenz bei 39 Prozent der Apokix-Teilnehmer stark und bei 37 Prozent leicht gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken. Dagegen war im Juni bei keinem Befragten mehr die Kundenfrequenz gegenüber dem Vorjahresmonat stark gesunken, allerdings bei 55 Prozent noch schwach. Damit bahnt sich zumindest eine gewisse Normalisierung bei der Kundenzahl an.

Dennoch stimmen 8 Prozent der Befragten der Aussage „Für unsere Apotheke ist die Coronakrise existenzbedrohend“ voll und ganz zu, weitere 16 Prozent stimmen ihr eher zu.

Mehrwertsteuersenkung: Nicht für alle Apotheken eine Option

Die Frage des Monats befasste sich im Juli mit dem Konjunkturpaket der Bundesregierung. Ein wesentlicher Bestandteil ist die Absenkung der Mehrwertsteuer bis zum Ende des Jahres. Dabei stimmen mehr als 80 Prozent der Apokix-Teilnehmer folgender Aussage zu: „Die Zielsetzung der Mehrwertsteuersenkung, den Konsum in Deutschland anzukurbeln, ist im Arzneimittelbereich unangebracht, da mit einem Mehrkonsum an Arzneimitteln oftmals gesundheitliche Risiken einhergehen.“ Dennoch sehen sich knapp zwei Drittel der Befragten dazu gezwungen, die Preise zu senken, weil ihre Kunden das von ihnen erwarten. Erstaunlicherweise befürchtet aber nur ein gutes Drittel, dass die Mehrwertsteuersenkung den Preiswettbewerb im Apothekenmarkt anheizen wird. 

IFH Köln

Tatsächlich haben 72 Prozent der Apothekenleiter die Preise im apothekenpflichtigen OTC-Bereich gesenkt, 62 Prozent im freiverkäuflichen OTC-Bereich und 56 Prozent im Rand- und Nebensortiment. Allerdings geben 46 Prozent der Befragten an, dass sie „aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage unserer Apotheke“ die Mehrwertsteuersenkung nicht vollumfänglich an die Kunden weitergeben können. Viele sehen sich allerdings auch unter Druck: Ob wirtschaftlich sinnvoll oder nicht – die Preissenkung müsse sein, weil die Kunden dies erwarten – dieser Aussage stimmen 64 Prozent der Umfrageteilnehmer zu.

Im Klartext heißt das wohl: Preisabsenkung ja, aber ein bisschen was bleibt auch in der Apotheke hängen. Dabei gehen gut 40 Prozent der Befragten selektiv vor und senken die Preise vor allem bei den Produkten, bei denen die Kunden eine hohe Preiskenntnis haben. Am Ende gibt es aber nur selten Kundenbeschwerden über fehlende Preisnachlässe: Nur rund jeder zehnte Befragte gibt an, dass es bei den Produkten, deren Preise  im Zuge der Mehrwertsteuersenkung nicht reduziert wurden, häufig zu Fragen und Kritik komme.



Dr. Christine Ahlheim (cha), Chefredakteurin AZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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