Kühlen, Antihistaminika und Hydrocortisoncremes

Was hilft bei Wespenstichen?

Stuttgart - 07.08.2020, 16:50 Uhr

Bei Wespenstichen solllte zunächst gekühlt werden, juckreizstillende Cremes und antiallergische Arzneimittel gibt es in der Apotheke. (x / Foto: Jürgen Kottmann / stock.adobe.com)

Bei Wespenstichen solllte zunächst gekühlt werden, juckreizstillende Cremes und antiallergische Arzneimittel gibt es in der Apotheke. (x / Foto: Jürgen Kottmann / stock.adobe.com)


Im Juli und August sind Wespen besonders aktiv. Für die meisten sind die Wespenstiche ungefährlich, dennoch schmerzen sie, jucken und schwellen an. Welche Arzneimittel können Apotheker ihren Patienten bei Wespenstichen empfehlen? Und wie vermeidet man Stiche?

Wespen stechen, wenn sie sich bedroht fühlen. Sie bringen dabei eine größere Menge Gift in die Haut ihres Opfers, von der die Schwere des Stichs abhängt. Für die meisten Menschen sind Wespenstiche ungefährlich: Die Stichstellen schmerzen, und es kommt zu teilweise sehr ausgeprägten Schwellungen, die mehrere Tage anhalten können. Lebensgefährlich wird es, wenn eine Allergie gegen das Wespengift vorliegt oder man von hunderten Wespen gestochen wurde. Was können Apotheker und PTA ihren Patienten empfehlen, wenn diese von einer Wespe gestochen wurden?

Kühlen mit Kühlpacks, Wasser oder Kühl-Roll-on

Hat das Insekt gestochen, sollte die Stichstelle so rasch wie möglich gekühlt werden – das lindert den Schmerz, reduziert die Schwellung und die Ausbreitung des Gifts. Es eignen sich Eis oder Kühlpacks aus dem Gefrierschrank. Diese sind in ein Tuch zu wickeln, um eine lokale Unterkühlung und weitere Reizung der Haut zu verhindern. Ist kein Kühlpack griffbereit, kann der Stich zunächst mit Wasser benetzt werden. Die entstehende Verdunstungskälte kühlt und lindert ebenfalls. Als weitere Möglichkeit zur Kühlung – praktisch vor allem für unterwegs – kann die Apotheke „Fenistil® Kühl Roll-on“ oder „Soventol® Stift Roll-on“ empfehlen. Beim „Soventol® Roll-on“ kühlt der enthaltene Ethanol, Aloe vera und Panthenol pflegen die Stichstelle, zusätzlich lindert Polidocanol den Juckreiz durch seine betäubende Wirkung.

Medikamentöse Behandlung von Wespenstichen

Zur medikamentösen Therapie von Insektenstichen allgemein gibt es wenige Untersuchungen, das erklärt Apothekerin Dr. Monika Neubeck in ihrem Buch „Evidenzbasierte Selbstmedikation“. Sie rät zu topischen Glucocorticoiden, Polidocanol, systemischen H1-Antihistaminika und zu Schmerzmitteln.

Topische Hydrocortisonpräparate

So stehen für Patienten mit Wespenstichen ab einem Alter von sechs Jahren hydrocortisonhaltige Zubereitungen in Konzentrationen bis maximal 0,5 Prozent rezeptfrei zur Verfügung (z. B. Fenihydrocort® 0,5 Prozent, Soventol® Hydrocort 0,5 Prozent). Hydrocortison wirkt entzündungshemmend, antiallergisch, juckreizstillend und lindert so die Hauptbeschwerden mit geringem Nebenwirkungsrisiko. Typische Corticoid-Nebenwirkungen sind bei kurzfristigem Gebrauch (bis zu zwei Wochen) laut Fachinformation „Soventol® Hydrocort 0,5 Prozent“ nicht zu erwarten.

Lokale Antihistaminika

Wenn Patienten keine hydrocortisonhaltigen Cremes möchten, können PTA auch topische Antihistaminika empfehlen. Bamipin in Soventol® Gel oder Dimetinden in Fenistil® Gel sind juckreizlindernd und eignen sich für die Selbstmedikation. Beide Arzneimittel haben keine Anwendungsbeschränkung für Kinder. Als zusätzlichen Tipp kann die Apotheke raten, die Präparate im Kühlschrank zu lagern, um den kühlenden Effekt beim Auftragen zu unterstützen.

Cetirizin oder Loratadin

Auch orale Antihistaminika können zur Linderung von Wespenstichen eingesetzt werden. Cetirizin und Loratadin zählen zu den H1-Rezeptorblockern der zweiten Generation, sind wenig sedierend und verringern die Schwellung, Rötung und den Juckreiz. Beide Wirkstoffe sind nicht ausdrücklich zugelassen zur Behandlung von Insektenstichen (Cetirizin und Loratadin sind bei allergischer Rhinitis und bei chronischer idiopathischer Urtikaria zugelassen).

Dimetinden in Fenistil

Hingegen sind Fensistil® Tropfen explizit auch zur Behandlung von Insektenstichen zugelassen (Dragees nicht). Sie dürfen bereits Kinder ab dem Alter von einem Jahr gegeben werden. Der Wirkstoff Dimetinden wirkt gut antiallergisch, macht jedoch auch sehr müde.

NSAR und Paracetamol bei Fieber und Schmerzen

Apothekerin und Autorin Monika Neubeck rät als zusätzliche Behandlungsmöglichkeit bei starken Stichschmerzen oder Fieber zu NSAR, wie Ibuprofen, oder Paracetamol. Ibuprofen wirkt schmerz-, entzündungshemmend und fiebersenkend, Paracetamol „nur“ gegen Schmerzen und Fieber.

Nicht kratzen

Auch wenn es schwer fällt, sollte trotz Juckreiz nicht am Wespenstich gekratzt werden, da es die Histaminausschüttung verstärkt und somit auch Juckreiz und eine Schwellung. Gefährlich wird es außerdem, wenn die Haut durch das Kratzen geschädigt wird, sodass sie eine Eintrittspforte für Krankheitserreger bietet. 

Stichheiler „Bite away“

Ganz ohne Gel und Wirkstoffe kommt der thermische Stichheiler „Bite away“ aus. Der thermische Impuls mit 51 °C (für Kinder drei Sekunden, für Erwachsene sechs Sekunden) soll verhindern, dass sich das Insektengift verteilt und die Histaminausschüttung reduzieren. Der thermische Impuls sollte somit möglichst direkt nach dem Stich angewendet werden. Nachteil ist der kurze, durch die Hitze bedingte Schmerz, was vor allem für Kinder sehr unangenehm sein kann.

Tipps zum Umgang mit Wespen

Der NABU (Naturschutzbund Deutschland e. V.) gibt Tipps zum richtigen Verhalten bei Wespen:

  • Heftige Bewegungen vermeiden, da Wespen stechen, sobald sie sich bedroht fühlen.
  • Wespen nicht wegpusten. Das Kohlendioxid des Atems ist ein Alarmsignal für Wespen.
  • Nahrungsmittel im Freien bedecken.
  • Eine „Ablenk-Fütterung“ lockt die Tiere weg. Diese sollte etwa fünf bis zehn Meter entfernt vom eigenen Aufenthaltsort stattfinden, Weintrauben scheinen ein guter Köder zu sein.
  • Kindern (und sich selbst auch) nach dem Essen den Mund abwischen.
  • Parfum und Cremes können Wespen zusätzlich anlocken.
  • Wespen bevorzugen bunte Kleidung.

Zusätzlich empfiehlt es sich, aus Gläsern und nicht aus Dosen zu trinken – Kinder sollten zusätzlich einen Strohhalm benutzen – und barfuß gehen zu vermeiden.

Fliegennetze an Fenstern und Türen verhindern, dass Wespen (und Bienen) ins Haus oder die Wohnung fliegen. Gelingt es ihnen dennoch, rät der NABU, die Tiere mit einem Wasserglas zu bedecken und im Freien wieder frei zu lassen.

Wann zum Arzt?

Entzündet sich der Wespenstich, klingen Rötung und Schwellung auch nach Tagen nicht ab, sollte der Patient einen Arzt aufsuchen. Dieser hat zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten, zum Beispiel orale Glucocorticoide wie Prednisolon, oder im Falle einer Infektion des Stiches auch die Verordnung von Antibiotika.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Evidenzbasierte Selbstmedikation

von Jan Siegel am 07.08.2020 um 17:33 Uhr

„Evidenzbasierte Selbstmedikation“ ist das beste Buch zu diesem Thema. Vielen Dank an Fr. Dr. Monika Neubeck.

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