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Selbstreinigung der Niere
Diabetische Nierenerkrankung – neue mögliche Behandlungsansätze durch Autophagie?
Die diabetische Nierenerkrankung ist die Hauptursache für chronische Nierenerkrankungen und terminales Nierenversagen. Dabei könnte eine gestörte Autophagie eine große Rolle spielen. Wissenschaftler haben jetzt einen Signalweg entdeckt und beschrieben, der dafür verantwortlich sein könnte. Er zeigt auch mögliche Ziele zur Prävention und Behandlung auf.
Etwa 30 bis 40 Prozent der Patienten mit Diabetes mellitus entwickeln eine diabetische Nierenerkrankung und erreichen ein terminales Nierenversagen (End-Stage Renal Disease, ESRD) oder sterben vor dessen Beginn. Strukturell ist eine vergrößerte Niere (Nierenhypertrophie) eine der ersten Veränderungen. Dementsprechend entwickeln Patienten mit Diabetes mit Nierenhypertrophie eher eine ESRD als Patienten mit kleineren Nieren.
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Über eine Fehlregulierung der Autophagie (Selbstreinigung) bei diabetischen Nierenerkrankungen wurde zwar berichtet, aber der zugrunde liegende Mechanismus und seine pathogene Rolle sind noch weitgehend unklar. Autophagie ist ein kataboler Prozess, bei dem überflüssige oder geschädigte Organellen und Proteinaggregate durch Lysosomen abgebaut werden. Sie ist wichtig für die zelluläre Homöostase und Funktion. Eine gestörte Autophagie trägt zur Pathogenese einer Vielzahl von Krankheiten bei, wie etwa Krebs, Neurodegeneration bis hin zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Neuer Signalweg gefunden
Ein amerikanisch-chinesisches Forscherteam berichtete im August im Journal of Clinical Investigation darüber, wie die Autophagie in Modellen für die diabetische Nierenerkrankung und in menschlichen diabetischen Nieren gehemmt wurde. Sie arbeiteten mit Biopsien von 20 Personen mit und 14 Personen ohne Diabetes. „Zum ersten Mal verstehen wir, dass es einen neuartigen Weg gibt, der bei einer chronischen Nierenerkrankung von Diabetikern zu einer Funktionsstörung der Autophagie führt“, sagt Zheng Dong, Zellbiologe in der Abteilung für Zellbiologie und Anatomie des „Medical College of Georgia“ an der Augusta University in Georgia, USA.
Könnte ein Autophagie-Gen das Fortschreiten der diabetischen Nierenerkrankung aufhalten?
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Autophagie-Spiegel als Reaktion auf den Diabetes-Stress zunächst auf natürliche Weise ansteigen, dann aber schnell abfallen. Verantwortlich dafür ist das Protein p53, das am besten als Tumorsuppressor bekannt ist. Es aktiviert eine microRNA (miR-214), die normalerweise nicht an der Regulierung der Autophagie beteiligt ist. Das Ergebnis ist eine Hypertrophie mit Narbenbildung, Entzündung und Proteinausschüttung in den Urin, ein klassisches Zeichen dafür, dass die Nieren versagen. Verantwortlich für die Regulierung des Prozesses ist das Autophagie-Gen ULK1, das p53/miRNA unterdrückt.
Die Forscher ermittelten sowohl bei diabetischen Tiermodellen als auch in den menschlichen Biopsien konsistent eine höhere Aktivität von p53 und miR-214 sowie eine Downregulierung von ULK1 und verminderte Autophagie. Als sie das Autophagie-Gen ausschalteten, wurden sowohl das Nierenversagen als auch die Hypertrophie noch schlimmer, und als sie das Gen aktivierten, verhinderte es das Fortschreiten der Nierenerkrankung.
Die p53/miR-214/ULK1-Achse
Die Forscher identifizieren die p53/miR-214/ULK1-Achse als entscheidend bei einer beeinträchtigten Autophagie in diabetischen Nieren. Eingriffe in diesen Signalweg könnten einen großen Unterschied im Leben von Patienten bewirken, deren Nieren gefährdet sind, so ihre Hoffnung. „Wir könnten die Zeitspanne bis zum Nierenversagen von zehn bis zwölf möglicherweise auf 20 oder 30 Jahre verlangsamen oder das Nierenversagen eventuell sogar ganz verhindern“, meint Dong.
Für ein logisches Interventionsziel halten die Wissenschaftler die miR-214, da diese der Autophagie bei Diabetes eindeutig im Wege steht und normalerweise keine offensichtliche Rolle bei der Nierenfunktion spielt. p53 sei weniger geeignet, da es eindeutig als Tumorsuppressor fungiert. Eine Erhöhung der ULK1-Spiegel könnte jedoch als weitere Behandlungsmöglichkeit infrage kommen.
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