DAZ-Adventsrätsel – Tag 17

Und er ließ den Kopf nicht hängen

17.12.2020, 01:00 Uhr

Der „Kopf in Blau“ von Alexej von Jawlensky entstand 1918 und ist eines von etwa 1.500 Bildern, in denen der Maler Gesichter darstellt. (Foto: Lefteris Papaulakis / stock.adobe.com)

Der „Kopf in Blau“ von Alexej von Jawlensky entstand 1918 und ist eines von etwa 1.500 Bildern, in denen der Maler Gesichter darstellt. (Foto: Lefteris Papaulakis / stock.adobe.com)


Mit Flächen und Farben frei umgehen konnte der Maler Alexej von Jawlensky fantastisch. Doch im Alter von 65 Jahren erkrankte er an einer schnell fortschreitenden Form der rheumatoiden Arthritis und war wenige Jahre später sogar gelähmt. Wie sich das auf sein künstlerisches Schaffen auswirkte, erfahren Sie heute in unserem DAZ-Adventskalenders.

Der Künstler Alexej von Jawlensky begann im Jahr 1911, Köpfe zu malen und schuf bis kurz vor seinem Tod ganze Serien von Gesichtern. Erst „mystische Köpfe“, dann „Christusköpfe“, „konstruktive Köpfe“ und „abstrakte Köpfe“. Die früheren Werke des Expressionisten bestachen oft durch ihre Farbpracht. Im Laufe der Jahre wurden die dargestellten Figuren sowohl in der Farbauswahl als auch im Gesichtsausdruck zunehmend düster. Die „Meditationen“ waren Jawlenskys letzte Werkreihe und umfassten allein über 1.000 an der Zahl. Sie sind schließlich nahezu monochrom und in ihrer Form so reduziert, dass sie an ein Kreuz erinnern. Die Gesichter wirken melancholisch, aber nicht verzweifelt, so als trotzen sie dem Leiden. Selten spiegelt der Schaffensprozess eines Künstlers so chronologisch das Aufflammen und Fortschreiten einer Krankheit wider wie im Fall von Jawlensky. 

Im Alter von Anfang 60 bemerkte der deutsch-russische Maler erstmals Symptome einer rheumatoiden Arthritis und begab sich auf Kur. Viel mehr konnte man in der damaligen Zeit, in den 1920er-Jahren, nicht für seine Genesung tun. Physikalische Therapien, Schmerzmedikamente bis hin zum unnützen Ziehen von Zähnen waren Versuche, die Schmerzen zu lindern. Das erste Antirheumatikum, Phenylbutazon, war noch Jahrzehnte entfernt. Die Erkrankung schritt bei Jawlensky schnell voran. 1930, nur drei Jahre nach der Diagnose, erschwerten zusätzlich zu den starken Schmerzen Lähmungserscheinungen das Malen. Ab 1934 ließ die Kraft seiner Hand nach. Er konnte kaum noch Rundungen malen, ließ sich jedoch nicht von der Kunst abhalten, sondern fand im Gegenteil zu einem neuen Höhepunkt. Er arbeitete von nun an mit horizontalen, vertikalen und schrägen Pinselzügen und bannte noch hunderte Gesichter auf Malpapier oder Karton. 1937 saß er im Rollstuhl, ab 1938 war er vollständig gelähmt. Dann erst hörte er auf, Köpfe zu malen. Seine drei letzten Lebensjahre verbrachte er pflegebedürftig im Bett. Er starb 1941 im Alter von 76 Jahren. Der Nachwelt bleibt Alexej von Jawlensky als ein bedeutender expressionistischer Maler in Erinnerung, der neben Wassily Kandinsky und Franz Marc einer der berühmtesten Künstlergemeinschaften der Klassischen Moderne angehörte.

Frage: Wie nannte sich diese Gruppe? 

 

Die Künstlergemeinschaft nannte sich „Der Blaue Reiter“ 

und war eher ein lockeres Beziehungsnetz als eine Gruppe im engeren Sinne. Sie wurde im Dezember 1911 in München von Kandinsky und Marc gegründet und brachte zwei Ausstellungen in München und mehrere Wanderausstellungen in Europa hervor. Trotz seiner schweren Erkrankung überlebte Alexej von Jawlensky viele seiner Kollegen. Franz Marc fiel im Ersten Weltkrieg in der Schlacht von Verdun, August Macke an der Westfront in der Champagne. Paul Klee überlebte zwar den Krieg, starb aber infolge von Sklerodermie, ein Jahr vor Jawlensky.


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