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Digitalisierung
Forschungsprojekt will mithilfe von Algorithmen Nebenwirkungen ermitteln
Ein neues Forschungsprojekt am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) will Nebenwirkungen von Arzneimitteln auf die Spur kommen. Dies soll mithilfe von Algorithmen geschehen, mit deren Unterstützung gesundheitsbezogene Daten digital systematisch analysiert werden.
„Was keine Nebenwirkungen hat, hat auch keine Hauptwirkung.“ Dieser Spruch ist in der Pharmazie schon viele Jahrhunderte bekannt. Von wesentlicher Bedeutung ist somit ebenso lange, Nebenwirkungen von Arzneimitteln zu erkennen. Ein Forschungsprojekt am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geht dieser Frage nun mithilfe von Algorithmen nach.
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Laut einer Pressemitteilung soll gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) ein schon bestehender Algorithmus weiterentwickelt werden, sodass über ein Monitoring von Versichertendaten schwerwiegende Nebenwirkungen erkannt werden können. Außerdem sollen Algorithmen helfen, Risikokonstellationen und gefährdete Patientengruppen aus den Daten herauszufiltern. Dieser Ansatz sei nicht ganz neu: Schon in einem vorangegangenen Forschungsprojekt sollten Algorithmen auf Grundlage klinischer Krankenhausroutinedaten Nebenwirkungen aufdecken.
Das neue Projekt mit dem Kurznamen WOLGA widmet sich nun der Weiterentwicklung und Optimierung dieses Algorithmus, um nebenwirkungsbedingte Krankenhausaufnahmen in Versichertendaten identifizieren zu können. Denn einer Studie innerhalb eines weiteren BfArM-Forschungsprojektes zufolge, sind in Deutschland 6,5 Prozent aller Behandlungen in Notaufnahmen von Krankenhäusern vermutlich auf Nebenwirkungen zurückzuführen.
Datenbanken GePaRD und EudraVigilance liefern Daten
Die Daten für das neue Forschungsprojekt sollen dabei, laut Pressemitteilung, aus zwei Datenbanken entnommen werden: Zum einen aus der pharmakoepidemiologische Forschungsdatenbank GePaRD des am Projekt beteiligten BIPS. Diese enthalte pseudonymisierte Abrechnungsdaten von vier deutschen Krankenkassen und umfasse Informationen von rund 25 Millionen Personen. Zum anderen verwende das Projekt auch Verdachtsfälle von Nebenwirkungen, die durch Ärzte, Apotheker, Patienten oder andere Quellen bei alltäglicher Anwendung eines Arzneimittels spontan gemeldet werden.
Diese an die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) weitergeleiteten Daten sind in der europäischen Datenbank EudraVigilance gespeichert. Durch deren Analyse versprechen sich die Wissenschaftler unter anderem bisher unbekannte und seltene Nebenwirkungen zu erkennen, die nur unter bestimmten Voraussetzungen, wie Komorbiditäten, oder bei besonders vulnerablen Bevölkerungsschichten, wie Kindern, Schwangeren oder älteren Personen, auftreten.
In beiden Datenbanken soll zunächst der schon bestehende Algorithmus angewendet werden, um nebenwirkungsbedingte Krankenhauseinweisungen aufzuspüren. Die Daten werden dann verglichen und analysiert und der Algorithmus daraufhin optimiert. Ziel sei es, eine Grundlage für Konzepte zu schaffen, um schwerwiegende Nebenwirkungen, wie solche, die zu Krankenhausaufenthalten führen, zukünftig zu vermeiden.
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