Neues Toolkit der FIP

Medikationsfehler an Versorgungsschnittstellen minimieren

Remagen - 25.02.2021, 07:00 Uhr

„Die Medicines Reconciliation ist ein Schlüsselservice für alle Versorgungsübergänge, und wenn sie von Apothekern durchgeführt werden, reduziert sie die medikamentenbedingten Folgen für die Patienten“, betont die FIP-Geschäftsführerin Catherine Duggan. (Foto: motortion / stock.adobe.com)

„Die Medicines Reconciliation ist ein Schlüsselservice für alle Versorgungsübergänge, und wenn sie von Apothekern durchgeführt werden, reduziert sie die medikamentenbedingten Folgen für die Patienten“, betont die FIP-Geschäftsführerin Catherine Duggan. (Foto: motortion / stock.adobe.com)


Der Internationale Apothekerverband FIP stellt ein neues Toolkit zur Verfügung, das die Apotheker:innen bei der Verbesserung der Patientensicherheit unterstützen soll. Schwerpunkt ist der Einsatz pharmazeutischer Expertise an den Schnittstellen der Patientenversorgung unter dem Schlagwort „Arzneimittelabgleich“ (Medicines Reconciliation). 

Übergänge von Patient:innen zwischen unterschiedlichen Einrichtungen der Gesundheitsversorgung, wie etwa die Aufnahme ins Krankenhaus, Entlassung oder die Verlegung innerhalb des Krankenhauses oder in eine andere Einrichtung, sind mit Blick auf die Arzneimittelversorgung sehr kritische Phasen. Nach einem jüngeren Cochrane Review, der 20 Studien gebündelt hat, besteht bei über 55 Prozent der Patient:innen das Risiko, dass es bei solchen Übergängen zu Diskrepanzen bei der Medikation kommt. Solche Unstimmigkeiten können zu Folgeerkrankungen, Krankenhauseinweisungen und sogar zu Todesfällen führen. Mit der Rolle der Apotheker:innen in dieser sensiblen Phase befasst sich ein neues Toolkit der FIP zum Thema „Medicines Reconciliation“.

Bestmögliche Anamnese der Medikation

Die WHO definiert die „Medicines Reconciliation“, auch „Medication Reconciliation“ genannt, als „den formalen Prozess, in dem Angehörige der Gesundheitsberufe zusammen mit den Patient:innen dafür sorgen, dass Informationen hinsichtlich der Medikamente an den Schnittstellen der Versorgung genau und vollständig weitergegeben werden.“ Im Zentrum der Medicines Reconciliation steht die bestmögliche Anamnese der Arzneimitteltherapie, das heißt eine vollständige und genaue Liste der aktuellen Medikation der Patient:innen, einschließlich Name, Dosierung, Häufigkeit und Applikationsweg des Arzneimittels und der Vergleich dieser Liste mit den Verordnungen bei einem Versorgungsübergang. Konkret soll damit gecheckt werden, inwieweit eine etwaige neue Medikation mit der bestehenden interferieren könnte.

„Schlüsselservice für alle Versorgungsübergänge“

Das Ziel ist, Medikationsfehler bei Versorgungsübergängen zu minimieren. Beispiele dafür sind das Versäumnis, die Hausmedikation weiterzuführen, Doppeltherapien und Verordnungsfehler, wie etwa die Angabe der falschen Dosierung. „Die Medicines Reconciliation ist ein Schlüsselservice für alle Versorgungsübergänge, und wenn sie von Apotheker:innen durchgeführt werden, reduziert sie die medikamentenbedingten Folgen für die Patient:innen“, betont die FIP-Geschäftsführerin Catherine Duggan. Sie plädiert deshalb nachdrücklich dafür, den Abgleich konsequent in jeder Umgebung der medizinischen Versorgung zu praktizieren.

Das neue FIP-Toolkit beschreibt die Grundsätze und Arbeitsabläufe, die Apotheker:innen befolgen sollten, wenn sie den Service in der öffentlichen oder in der Krankenhausapotheke anbieten wollen. Die Zielgruppe umfasst Apotheker:innen in allen patientenorientierten Umgebungen. 

Die FIP will dazu im nächsten Monat ein kostenloses Webinar anbieten. Der Apothekerverband verweist in diesem Zusammenhang auch auf zwei weitere ähnliche gelagerte Publikationen zu den Themen „Patient safety: Pharmacists’ role in ‘Medication without harm’“ und „Medicines use review: A toolkit for pharmacists“, beide aus dem Jahr 2020.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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