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Neben Israel wird auch Großbritannien hierzulande oft als leuchtendes Beispiel für eine gut funktionierende Impfkampagne gegen das Coronavirus angeführt. An diesem Erfolg haben auch die Apotheker:innen tatkräftig mitgewirkt, wie die aktuelle Bilanz zeigt.
Am 8. Dezember begann im Vereinigten Königreich die größte Impfkampagne in der Geschichte des Landes. Erst wenige Tage zuvor hatte der COVID-19-Impfstoff von BionTech/Pfizer in Großbritannien die erste Sondergenehmigung für den Einsatz in Europa erhalten. Mittlerweile dürfen dort wie in der EU auch die Vakzinen von Moderna und von AstraZeneca verimpft werden.
In England gibt es drei Arten von COVID-19-Impfstellen: 50 Impfzentren mit einem nationalen Buchungsdienst, die große Veranstaltungsorte wie Fußballstadien nutzen, 206 Krankenhaus-Hubs der NHS Trusts und 1.200 Lokale Impfdienste (LVS), die von Hausärzten und öffentlichen Apotheken im Rahmen der Primary Care Networks (PCN) getragen werden. Mit dieser Mischung verschiedener Örtlichkeiten und Optionen sollen möglichst viele Menschen aus verschiedenen Altersgruppen und Lebensumfeldern einen bequemen Zugang zu den Impfungen erhalten.
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Neben den Krankenhausapothekern, die in den Impfzentren und Hospital Hubs für die ordnungsgemäße Handhabung der Vakzine sorgen und rund 700 Apothekenmitarbeitern, die sich für die Teilnahme an den COVID-19 Vaccine Teams des NHS beworben haben, sind auch die öffentlichen Apotheken in das nationale Impfprogramm eingebunden. Hierfür gibt es zwei Optionen: Zum einen können sie als Auftragnehmer der Allgemeinärzte/Primary Care Networks in deren Impfstellen tätig werden. Zum anderen können sie den COVID-19-Impfservice aber auch direkt selbst im Rahmen eines lokalen erweiterten Dienstes (Local Enhanced Service, LES) anbieten. Der Nationale Gesundheitsdienst (NHS England and NHS Improvement, NHSE&I) kann eine öffentliche Apotheke damit beauftragen, wenn es in dem jeweiligen Gebiet keine alternative Impfmöglichkeit gibt oder wenn die Angebote nicht ausreichen. Die Apotheker können den Service entweder in der Apotheke selbst erbringen oder auch einen anderen geeigneten Standort als „designierte Impfstelle“ dafür nutzen.
Zahlreiche Anforderungen
An die Impfstellen der Hausärzte/Primary Care Networks und der Apotheken werden hohe Anforderungen gestellt. Zunächst müssen die Voraussetzungen für die Kühllagerung erfüllt sein. Die Impfungen müssen an sieben Tagen der Woche von 8 bis 20 Uhr angeboten werden, gegebenenfalls auch an Feiertagen, und es müssen mindestens 1.000 Dosen pro Woche verabreicht werden können. Um eine unnötige Verschwendung von Impfstoffen zu minimieren, müssen Reservelisten potenzieller Impflinge geführt werden, die bei einem Überschuss kurzfristig einspringen können.
„Unglaublicher Beitrag der Apothekenteams“
Das Ganze funktioniert offensichtlich hervorragend. Nach aktuellen Regierungsangaben haben bis zum 23. Februar bereits mehr als 18 Millionen Briten die erste Impfung und knapp 670.000 die zweite erhalten.
Nachdem sich die neue, erheblich ansteckendere Variante von SARS-CoV-2 B.1.1.7. rasend schnell im Land ausgebreitet hat, hatten sich die Briten Ende Januar dazu entschlossen, die zweite Impfung hinauszuzögern, damit möglichst viele Personen schnell eine Erstimpfung bekommen konnten. Auch von dieser wird bereits eine recht hohe Wirksamkeit erwartet.
„Nehmen wir uns einen Moment Zeit, um den unglaublichen Beitrag zu feiern, den Apothekenteams zum COVID-19-Impfprogramm leisten“, war kürzlich im Pharmaceutical Journal nachzulesen.
Apotheker:innen maßgeblich an Impfprozessen beteiligt
Egal wo, ob in großen Impfzentren, Krankenhaus-Hubs, den Impfstellen der Primary Care Networks oder in Apotheken, überall seien Apotheker:innen maßgeblich an der Konzeption und Implementierung des Impfprozesses beteiligt gewesen, heißt es weiter. Die erste Bewerbungsrunde für die Teilnahme der Apotheken an dem Programm lief bis zum 6. Dezember. Aus den Aspiranten suchte der NHS rund 200 öffentliche Apotheken aus. Die ersten sechs starteten den Service am 14. Januar, Mitte Februar waren es in England schon 192.
Nun rührt der Nationale Gesundheitsdienst erneut die Werbetrommel, auch eine Bestätigung dafür, dass man offenbar mit der Leistung zufrieden ist und weiter auf die öffentlichen Apotheken setzt.
Ärzte ziehen Impflinge ab
Bei aller Not in der Pandemie stehen diese offenbar auch noch in Konkurrenz zu den Ärzten. Das Portal „Chemist and Druggist” berichtet von unlauteren Praktiken von Medizinern, die mithilfe von allerlei Überredungskünsten versuchen, Impflinge von den Apotheken abzuziehen.
So blieben offenbar einige trotz Terminvereinbarung auf ihren Impfdosen sitzen, weil die Impflinge zwischenzeitlich in Hausarztpraxen gelockt worden waren. Schuld daran sollen aber auch die multiplen Buchungssysteme sein, die unter den Impfanbietern einen „Binnenmarkt“ für Patienten geschaffen haben sollen. Als Vergütung für den Service erhalten Apotheken in England, Wales und Schottland übrigens 12,58 Britische Pfund pro Einzelimpfung, das heißt bei einer Zweidosen-Impfung insgesamt 25,16 Pfund.
Apotheker impfen auch in den USA und demnächst in Frankreich
Die britischen Apotheker:innen sind nicht die einzigen, die schon mit Erfahrungen im Bereich Corona-Impfungen aufwarten können. Dem Vernehmen nach sind auch die US-Apotheker:innen diesbezüglich gefordert und machen auf kommunaler Ebene einen guten Job. Außerdem laufen in Frankreich entsprechende Vorbereitungen. In diesen Tagen wird ein Dekret erwartet, mit dem die Apotheker:innen dazu ermächtigt werden sollen, die AstraZeneca-Vakzine zu verabreichen.
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