Corona-Impfungen in UK

Großbritannien plant Auffrisch-Programm für den Spätherbst

Remagen - 07.05.2021, 10:45 Uhr

Insgesamt hat Großbritannien für seine rund 67 Millionen Einwohner den Zugang zu 517 Millionen Dosen von acht verschiedenen COVID-19-Impfstoffen gesichert. (Foto: IMAGO / i Images)

Insgesamt hat Großbritannien für seine rund 67 Millionen Einwohner den Zugang zu 517 Millionen Dosen von acht verschiedenen COVID-19-Impfstoffen gesichert. (Foto: IMAGO / i Images)


Die Vaccines Taskforce der britischen Regierung hat weitere 60 Millionen Dosen des Biontech/Pfizer-Impfstoffs gekauft. Damit soll ein Booster-COVID-19-Impfprogramm unterstützt werden, das – sofern die Lage es erfordert – zum Jahresende geplant ist. In Großbritannien sind bereits knapp zwei Drittel aller Erwachsenen einmal gegen COVID-19 geimpft.

Großbritannien hat seine ohnehin schon stattlichen Bestellungen an Corona-Impfstoffen noch einmal aufgestockt und zusätzliche 60 Millionen Dosen der mRNA-Vakzine von Biontech/Pfizer nachgeordert. „Unser Impfprogramm bringt unsere Freiheit zurück, aber das größte Risiko für diesen Fortschritt ist das Risiko einer neuen Variante“, erklärt der britische Gesundheits- und Sozialminister Matt Hancock dazu. „Diese weiteren 60 Millionen Dosen werden zusammen mit anderen im Rahmen unseres Auffrischungsprogramms ab Ende dieses Jahres verwendet, damit wir die Fortschritte, die wir alle gemacht haben, schützen können.“

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Die Regierung will zu gegebener Zeit weitere Einzelheiten zu dem Programm veröffentlichen. In die Strategie sollen auch die Ergebnisse klinischer Studien einfließen, in denen die Verwendung verschiedener Kombinationen von zugelassenen COVID-19-Impfstoffen untersucht wird.

Über 500 Millionen Dosen bestellt

Insgesamt hat Großbritannien für seine rund 67 Millionen Einwohner den Zugang zu 517 Millionen Dosen von acht verschiedenen COVID-19-Impfstoffen gesichert. Dazu zählen die in UK bereits zugelassenen von Biontech/Pfizer (100 Millionen, inklusive der zusätzlichen 60 Millionen), Oxford/AstraZeneca (100 Millionen) und Moderna (17 Millionen). Die britische Arzneimittelagentur MHRA führt derzeit laufende Überprüfungen durch, um die Impfstoffe von Janssen und Novavax zu bewerten. Hiervon hat UK 30 bzw. 60 Millionen Dosen bestellt. Hinzu kommen 100 Millionen Dosen der Kandidatenvakzine von Valneva sowie 60 Millionen von GlaxoSmithKline und Sanofi Pasteur und 50 Millionen Dosen des Curevac-Impfstoffs, die sich allesamt noch in der klinischen Erprobung befinden.

Fast zwei Drittel aller Erwachsenen einmal gegen COVID-19 geimpft

Nach einer aktuellen Pressemitteilung des Ministeriums für Gesundheit und Soziales wurden in ganz Großbritannien zwischen dem 8. Dezember 2020 und dem 2. Mai 2021 insgesamt bereits mehr als 50 Millionen Dosen COVID-19-Impfstoff verabreicht, darunter 34,6 Millionen Erstimpfungen und 15,5 Millionen Zweitimpfungen. Damit sind knapp zwei Drittel aller Erwachsenen erstmalig und mehr als ein Viertel vollständig geimpft. Ihr Ziel, allen Menschen ab 50 Jahren, klinisch schutzbedürftigen Personen sowie Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen bis zum 15. April 2021 eine erste Impfung anzubieten, hat die Regierung nach eigenem Bekunden erreicht. 

Die Briten sind außerordentlich stolz auf dieses Ergebnis. „Wir haben einen weiteren unglaublichen Meilenstein in unserem Impfprogramm erreicht“, sagt Hancock und Impfstoffminister Nadhim Zahawi spricht von einer „fantastischen Leistung“. Die Impfstrategie soll nun zunächst auf alle über 40 ausgedehnt werden und bis Ende Juli sollen alle Erwachsenen ein Impfangebot bekommen.

Schon nach einer Dosis signifikant weniger COVID-19-Infektionen

Daten von Public Health England aus der Überwachung der Auswirkungen der Impfungen in der realen Welt zeigen, dass damit Krankenhausaufenthalte und Todesfälle reduziert und zwischen Dezember 2020 und März 2021 mehr als 10.000 Menschenleben gerettet werden konnten.

Nach einer Erhebung des Office for National Statistics (ONS) und der Universität Oxford nahm die Zahl der COVID-19-Infektionen schon nach einer Dosis der Impfstoffe Biontech/Pfizer oder Oxford/AstraZeneca signifikant (um 65 Prozent) ab.

Außerdem hat das Statistikbüro in einer Umfrage ermittelt, dass 92 Prozent der Erstgeimpften keine Schwierigkeiten beim Zugang zu der Impfung hatten. Impfstoffe sind in Großbritannien in Tausenden von NHS-Impfstoffzentren, Hausarztpraxen und Apotheken erhältlich. In England leben rund 98 Prozent der Menschen im Umkreis von 16 km um ein Impfzentrum. Auch in Moscheen, Gemeindezentren und Fußballstadien wird fleißig gegen Corona geimpft.

Drei große Herausforderungen in der zweiten Phase der Impfungen

Trotz dieser Erfolge lehnen die Briten sich keineswegs entspannt zurück. Für die zweite Phase der Impfungen werden drei Haupt-Problemkreise ausgemacht

  • die Maximierung der Impfstoffapplikation bei Hochrisikogruppen, 
  • die Behebung von Sicherheitsbedenken und 
  • die Bedrohung durch die neuen Varianten von SARS-CoV-2. 

Auch wenn die Gesamtinzidenz schwerer COVID-19-Infektionen durch hohe Impfraten im Großteil der Bevölkerung deutlich verringert werden kann, bleibt die Sorge um bestimmte Gruppen mit vergleichsweise sehr niedrigen Impfraten, wie etwa Menschen mit einem nachteiligen sozioökonomischen Hintergrund. Außerdem müssten Menschen, die sich wegen Sicherheitsbedenken nicht impfen lassen wollen, besser erreicht werden, so das Gesundheitsministerium. 

Als vertrauenswürdige Gesundheitsdienstleister sollen die Apotheker einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung solcher Bedenken leisten. Die Daten bezüglich der Wirksamkeit der verfügbaren Impfstoffe gegen die neuen SARS-CoV-2-Varianten sind bislang dürftig, aber sie deuten darauf hin, dass die Vakzine auch weiterhin schwere Infektionen und Todesfälle durch diese verhindern können. Hier halten die Briten sich an die Maxime „Ein gewisser Schutz gegen Varianten ist besser als keiner“.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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