Neuer Gehaltstarifvertrag

So viel verdienen Apothekenmitarbeiter künftig mehr

Stuttgart - 07.01.2022, 11:00 Uhr

Rückwirkend zum 1. Januar 2022 erhalten alle Apothekenmitarbeiter:innen 200 Euro mehr Gehalt. (Foto: Zerbor/AdobeStock)

Rückwirkend zum 1. Januar 2022 erhalten alle Apothekenmitarbeiter:innen 200 Euro mehr Gehalt. (Foto: Zerbor/AdobeStock)


Die Apothekengewerkschaft Adexa und der Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken haben sich auf einen neuen Gehaltstarifvertrag für Apothekenmitarbeiter:innen geeinigt. Die Mitgliederversammlung des ADA hat diesem am 5. Januar zugestimmt. So dürfen sich Apothekenmitarbeiter:innen 2022 über ein Gehaltsplus von 200 Euro, PKA sogar über 225 Euro freuen – rückwirkend zum 1. Januar. 2023 wird dann noch einmal erhöht.

Die Apothekengewerkschaft Adexa und der Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) haben sich auf einen neuen Gehaltstarifvertrag geeinigt. Die Verhandlungen über den neuen Gehaltstarifvertrag seien geprägt gewesen von den politischen Aussagen und Planungen der neuen Bundesregierung, den Mindestlohn umgehend auf 12,00 Euro anzuheben, so der Landesapothekerverband Sachsen-Anhalt in einer Rundmail an seine Mitglieder vom heutigen Tag. Auch, wenn der genaue Zeitpunkt des Inkrafttretens des Mindestlohns noch nicht bekannt sei. Eine gemeinsame Pressemitteilung der Apothekengewerkschaft Adexa und des Arbeitgeberverbandes ADA steht noch aus.

PKA-Berufseinsteiger bislang unter der Mindestlohngrenze von 12 Euro

Im bisher geltenden Gehaltstarifvertrag lagen die ersten drei Berufsjahresgruppen der PKA unterhalb des Mindestlohns von 12 Euro. „Um ein Gehalt der PKA zu erreichen, dass wenigstens knapp oberhalb des Mindestlohns liege, wurde für alle Berufsjahresgruppen der PKA eine Gehaltserhöhung zum 01.01.2022 von 225 Euro vereinbart“, heißt es seitens des Verbandes.

Die Anhebung der PKA-Gehälter habe auch eine entsprechende Anpassung der Gehälter der weiteren Berufsgruppen erforderlich gemacht, so der LAV Sachsen-Anhalt. Dies sei insbesondere aus Gründen des überall spürbar wahrnehmbaren und zunehmenden Fachkräftemangels erforderlich, aber auch, um das Gehaltsgefüge beizubehalten. Es wurde deshalb für alle weiteren Berufs- und Berufsjahresgruppen eine einheitliche Erhöhung von 200 Euro zum 1. Januar 2022 vereinbart. Zum 1. Januar 2023 folgt eine weitere Erhöhung.

Apotheker:innen erhalten bislang im ersten Berufsjahr 3.582 Euro brutto, seit dem 1. Januar 2022 sind es nun 3.782 Euro im Monat, ab dem 1. Januar 2023 liegt das Bruttogehalt für Berufseinsteiger dann bei 3.895 Euro. Ab dem 11. Berufsjahr steigt der Tariflohn der Approbierten von 4.343 Euro auf dann 4.543 Euro und ab 1. Januar 2023 auf 4.679 Euro.

Auszug aus der neuen Gehaltstabelle für Apotheker:innen*

 alter Gehaltstarifneuer Gehaltstarif ab 01.01.2022neuer Gehaltstarif ab 01.01.2023
1. Berufsjahr3.582 Euro3.782 Euro3.895 Euro
2.-5. Berufsjahr3.696 Euro3.896 Euro4.013 Euro
6.-10. Berufsjahr3.971 Euro4.171 Euro4.296 Euro
Ab 11. Berufsjahr4.343 Euro4.543 Euro4.679 Euro

*Dieser Tarif tritt mit Wirkung vom 01.01.2022 in Kraft

Apothekerassistent:innen bis zum 14. Berufsjahr erhalten bislang 2.932 Euro brutto. Ab dem 1. Januar 2022 werden es 3.132 Euro im Monat sein, ab dem 1. Januar 2023 dann 3.226 Euro. Pharmazie-Ingenieure und Dipl. Pharmazie-Ingenieur:innen erhalten bislang ab dem 15. Berufsjahr 3.102 Euro. Ab dem 1. Januar 2022 erhalten sie 3.302 Euro, ab 2023 dann 3.401 Euro.

Pharmazeut:innen im Praktikum erhalten während ihrer Ausbildungszeit in öffentlichen Apotheken eine Ausbildungsvergütung von 947 Euro, 2022 sind es dann 1.010 Euro und ab 2023 1.040 Euro.

Verdiensttabelle für PTA und PKA

Die Ausbildungsvergütung der PKA wird von 721 Euro im ersten Ausbildungsjahr auf 770 Euro (ab dem 1. Januar 2022) beziehungsweise später 793 Euro (ab dem 1. Januar 2023) angehoben. PTA-Praktikanten erhalten während ihrer sechsmonatigen Ausbildung in der öffentlichen Apotheke ebenfalls eine Ausbildungsvergütung von 770 Euro (ab dem 1. Januar 2022) bzw. 793 Euro (ab dem 1. Januar 2023).

Im ersten und zweiten Berufsjahr erhalten PTA derzeit 2.149 Euro brutto, ab dem 1. Januar 2022 werden es 2.349 Euro im Monat sein, ab dem 1. Januar 2023 liegt das Bruttogehalt für Berufseinsteiger dann bei 2.419 Euro. Bei PTA ab dem 15. Berufsjahr steigt der Tariflohn von 2.783 Euro auf dann etwa 2.983 Euro und ab 1. Januar 2023 auf 3.072 Euro. Bei PKA steigt das Gehalt im ersten Berufsjahr von 1.868 Euro brutto auf 2.093 Euro pro Monat und ab 1. Januar 2023 auf 2.156 Euro. Erfahrene PKA ab dem 14. Berufsjahr bekommen ab 1. Januar 2022 2.512 Euro brutto statt 2.287 Euro und ab dem 1. Januar 2023 2.587 Euro.

Auszug aus der neuen Gehaltstabelle für PTA*

 alter Gehaltstarifneuer Gehaltstarif ab 01.01.2022neuer Gehaltstarif ab 01.01.2023
1.-2. Berufsjahr2.149 Euro2.349 Euro2.419 Euro
3.-5. Berufsjahr2.264 Euro2.464 Euro2.538 Euro
6.-8. Berufsjahr2.457 Euro2.657 Euro2.737 Euro
9.-14. Berufsjahr2.668 Euro2.868 Euro2.954 Euro
ab 15. Berufsjahr2.783 Euro2.983 Euro3.072 Euro

Auszug aus der neuen Gehaltstabelle für PKA*

 alter Gehaltstarifneuer Gehaltstarif ab 01.01.2022neuer Gehaltstarif ab 01.01.2023
1.-2. Berufsjahr1.868 Euro2.093 Euro2.156 Euro
3.-5. Berufsjahr1.945 Euro2.170 Euro2.235 Euro
6.-8. Berufsjahr2.010 Euro2.235 Euro2.302 Euro
9.-14. Berufsjahr2.127 Euro2.352 Euro2.423 Euro
ab 15. Berufsjahr2.287 Euro2.512 Euro2.587 Euro

*gültig ab 01.01.2022

Für wen gilt die Tarifbindung?

Der neue Tarifvertrag ist für den Arbeitgeber nur dann verpflichtend, wenn sowohl der Arbeitnehmer als auch der Arbeitgeber Mitglied ihrer jeweiligen Tariforganisation sind. Sie als Angestellte/r einer öffentlichen Apotheke müssen also Mitglied bei der Apothekengewerkschaft ADEXA sein, Ihr Arbeitgeber Mitglied im Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA). Letztere Bedingung erfüllen fast 90 Prozent der Apothekenleiter/innen, weil sie durch ihre Mitgliedschaft im Landesapothekerverband automatisch auch Mitglied im Arbeitgeberverband sind.

Wie immer sind die Steigerungen bei den Tariflöhnen nicht für Sachsen und die Region Nordrhein gültig. In Sachsen gelten derzeit noch keine Adexa-Tarife, weil der Sächsische Apothekerverband nicht Mitglied im ADA ist. Die Tarifkommission des Sächsischen Apothekerverbandes e. V. (SAV) und die Apothekengewerkschaft Adexa haben jedoch bereits 2019 Verhandlungen zu einem möglichen Tarifvertrag aufgenommen. Wegen der umfangreichen Inhalte eines Rahmen- und Gehaltstarifvertrages, so ADEXA, liege noch „einiges an Arbeit vor der ADEXA-Tarifkommission, bevor es zu einem Abschluss kommen kann“. Und in Nordrhein werden eigene Tarifverträge zwischen der Adexa und der TGL Nordrhein verhandelt.



Cornelia Neth, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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41 Kommentare

Löhne hoch = Ja aber bitte auch der Rohgewinn der Apotheke

von Marc Raddatz am 21.01.2022 um 2:35 Uhr

Die Diskussionen und Statements sind weitestgehend überflüssig und bauen einen nicht vorhandenen Konflikt zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern auf. Selbstverständlich sollen die Mitarbeiter besser bezahlt werden. Aber eine solche Erhöhung muss durch einen adäquaten Mehrgewinn der Apotheken auch erwirtschaftet werden. Haben es denn alle hier vergessen, dass die Zahl der Apotheken betriebsbedingt permanent sinkt? Wie sollen da Lohnerhöhungen von roundabout 5-8% (pauschal 200 bzw 225 mehr im Monat, wo und wann hat es denn so etwas gegeben?) NACHHALTIG erwirtschaftet werden? Corona Sonderbezüge fallen alsbald weg. Und dann? SINNVOLL wäre es wenn AG UND AN gemeinsam auf ihren Wert hinweisen, streiken würden und Druck auf die Politik und die Krankenkassen ausüben damit Inhaber UND Angestellte endlich ein wenig mehr erhalten. Seir Jahren erhalten die Apotheken immer geringere Margen. Wie lange soll das denn bitte noch gut gehen? Ihr sägt ab dem Ast auf dem ihr sitzt.

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AW: Rohgewinn

von Holger am 01.02.2022 um 9:17 Uhr

Die Anzahl der Apotheken reduziert sich, wenngleich nicht mit wirklicher Dramatik. Der Gesamtmarkt der Arzneimittel ist sowohl nach Euro wie nach Packungen hingegen mindestens konstant, wenn er nicht sogar wächst. Also verteilt sich gleicher oder sogar mehr Umsatz/Absatz auf weniger Apotheken. Und wenn ich jetzt noch annehme, dass die geschlossenen Apotheken eine eher ungünstige Ertragssituation als der Durchschnitt hatten, ist es doch eine relativ einfache Division, deren Ergebnis bedeutet, dass bei den verbleibenden Apotheken die Umsätze/Absätze pro Apotheke steigen sollten.

Hier stellt sich dann lediglich die Frage, ob die diesen Mehrertrag besser/lieber in ein höheres Gehalt der vorhandenen Mitarbeiter investieren (von denen dann allerdings auch eine Produktivitätssteigerung erwarten) oder ob sie lieber/besser zusätzliche Mitarbeiter (zum Beispiel die aus den geschlossenen Apotheken) zu konstanten Konditionen einstellen. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich in der Mitte dieser beiden Extreme.

Lohnerhöhung

von ratatosk am 11.01.2022 um 11:10 Uhr

Natürlich ist die Erhöhung prinzipiell wichtig, aber in der Realität zählt nur ob, diese nachhaltig erwirtschaftet werden kann, wenn nicht, zählt es nicht, ob man es möchte. Leider fährt hier die Politik eben einen langfristig angelegten Vernichtungskurs der Apotheken durch finanzielle Auszehrung um ihre Sponsoren im Großkapital bei Laune zu halten. Das ist leider die Realität - und die kümmert sich halt nicht um wünschenswertes oder eigentlich nötiges

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Die versprochenen Coronaprämien

von Carla am 10.01.2022 um 14:19 Uhr

Wo bitte sind die versprochenen Coronaprämien?
1500€ steuerfrei.
Müssen wir auch im Home-Office arbeiten,damit wir die bekommen. Die Lohnerhöhung sind auch sonst was, Amazon zahlt mehr.

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AW: Die versprochenen Coronaprämien

von Stefan Haydn am 10.01.2022 um 21:20 Uhr

Freiwillig?
Auf die Prämie gibt es keinen Anspruch, suchen Sie sich halt einen Chef der genug über hat und die zahlt, oder das Maskengeld weiter gereicht hat, da gab es so einige.

Und wenn Amazon mehr bezahlt, dann nichts wie hin.
Veränderungen sind immer gut!
Das aktuelle Gesundheitsystem fährt man eh am besten an die Wand um die Selbstausbeutung vieler Angestellter und Chefs (ja, da sitzen viele mit im Boot) zu beenden.

Tätig werden

von Reinhard Rodiger am 09.01.2022 um 22:42 Uhr

Wenn doch Angestellte mal an die Grundlage ihres Arbeitsplatzes denken würden.Das sind bislang die Betriebe, deren Existenzen von Politik und Standesvertretung in Frage gestellt und Zug um Zug eliminiert werden.Hier tätig werden, wäre ein Gewinn.Nur Angestellte können den Druck erzeugen, der nötig für Umdenken ist.Wohlgemerkt, es geht nicht um Inhaber, sondern um die Struktur.Nur bei deren Erhaltung gibt es menschengemässe Arbeitsplätze.

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AW: Tätig werden

von Heike am 10.01.2022 um 9:36 Uhr

"Wenn Angestellte einmal an die Grundlage ihres Arbeitsplatzes denken würden" oder wenn AG sich bewusst werden würden, dass sie auch eine Verantwortung gegenüber ihren AN haben. Ich habe die Kommentare mit großem Interesse, aber auch Entsetzen gelesen. Immer nur negativ - nicht einmal Dankbarkeit, dass die Apotheken zu den Branchen gehören die nachweislich von der Corona Krise profitiert haben, Sätze wie Chef sind nicht auf Ihre MA angewiesen od. wie soll man den Spass (Tariferhöhung) finanzieren. Ich glaube kein AN findet es spassig und zum Lachen in Zeiten der Inflation seinen Lebensunterhalt finanzieren zu müssen - wenn sich sein Realgehalt unter Inflationsniveau bewegt. Weiter liest man - AN sind doch zufrieden, den sie demonstieren nicht / gehen nicht auf die Straße. Aber vielleicht würden sie es tun - bei einer anderen Gewerkschaft . Die aktuelle Tariferhöhung - nur?? weil sonst PKA nach 3jähriger Berufsausbildung!!! Mindestlohn verdienen würden!
Bei all den Kommentaren habe ich nur einen gelesen - der meine Achtung findet - Danke Herr Ströh! Ein Arbeitgeber - mit dem man gemeinsam für den Erhalt Apotheken kämpfen würde!!!!


AW: Tätig werden

von Stefan Haydn am 10.01.2022 um 21:40 Uhr

@Heike

Es ist noch nicht soo lange her, da hatten die Apotheken versucht auf das Versandhandelsproblem und die Unterfinanzierung auch des Personals hinzuweisen.
Bis auf eine etwas größere Demonstration in Berlin von vor allem Leiterinnen und einigen Angestellten (etwa 500) ist nichts passiert.

Bei wirklichem Interesse an einer Veränderung der Arbeitsbedingungen, des Arbeitsplatzerhaltes und des Salärs hätten locker 10-20000 , vor allem Angestellte auf der Straße sein müssen.

https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/03/24/rund-500-apotheker-protestieren-in-berlin-gegen-den-versandhandel

Ich meine mich zu erinnern, dass sogar Anfragen der Landesverbände zu Shuttle-Bussen aus den verschiedenen Bundesländern verschickt wurden.

Leider war auch bei meinen Angestellten das Interesse nicht vorhanden, obwohl ich bereit war die Stunden gut zu schreiben. Offenbar war dies in 95% der Apotheken so.
Alleine können die Chefs politisch gar nichts ändern.
Aber bei 50 bis 60000 protestierenden Angestellten sieht das anders aus.
Man hatte in der Politik ja schon Angst bei 15000 Tengelmann Mitarbeitern.

Bitte nicht alles nur der ADEXA in die Schuhe schieben.

AW: Tätig werden

von Heike am 11.01.2022 um 8:34 Uhr

@ Haydn
Herr Haydn ich verstehe sehr gut, dass sie die Apothekenmitarbeiter motivieren wollten, zu demonstrieren um die Existenz ihrer !! Apotheke zu erhalten. Hier sind sie als AG auf die Mitarbeiter angewiesen, denn diese Menschen bilden die Masse der Apothekenbeschäftigten. Jene, die Ihnen täglich Ihren Umsatz und Gewinn erwirtschaften. Aber vielleicht haben diese Menschen zwischenzeitlich schon resigniert - 40h Woche, Samstage und dies bei Reallöhnen die unter Infaltionsniveau liegen.
Haben Sie sich denn nie gefragt - warum ihre!! MA nicht nach Berlin gefahren sind????
Denken sie um - Apothekenschließungen auf Grund von Personalmangel sind kein Einzelfall. Löhne, die zum Leben reichen ( Spass! der finanziert werden muss) und eine angemessene Wertschätzung.
Sonderzahlungen: Doch wie sie richtig schreiben - solange diese nicht wie in Österreich als Pflichtzahlung von 2000€ sondern freiwillig gezahlt werden können - muss man sich den richtigen Chef suchen. Einen Chef für den MA sicher nach Berlin gefahren wären!!

Wäre Adexa eine starke Gewerkschaft - dann würden auch hier neben den Lokführern Apothekenmitarbeiter auf die Straße gehen und demonstrieren, denn wie darf man lesen mit 3% Gehaltserhöhung bei evtl. 5% Inflation hat ADEXA schlecht verhandelt.

AW: Tätig werden-verstehen

von Reinhard Rodiger am 11.01.2022 um 11:16 Uhr

@ Heike

Sie wollen nicht verstehen, dass Mitarbeiter eine Mitverantwortung haben, wenn den Betrieben aus politischen Gründen die Existenz entzogen wird.Denn, je weniger Betriebe es gibt,desto geringer ist der Bedarf an Mitarbeitern.Vor allem angesichts der Automatisierung und dem fehlenden politischen Interesse an personalintensiver Umsicht bzw deren Finanzierung.Sie wünschen sich einen gemeinsamen Kampf, ohne etwas dazu tun zu müssen.Eine Gewerkschaft löst ohne aktive Mitglieder nichts.Somit ist der Wunsch nach einer starken Gewerkschaft ohne eigene Aktivität nur ein Nachweis, eigentlich nicht beteiligt sein zu wollen.Vielmehr wird alles auf dem vermeintlich Allmächtigen abgeladen.Ein AG kann für gutes Betriebsklima sorgen, die Rahmenbedingungen jedoch nicht.Eine Strukturkrise- wie die vorliegende-ist nur unter Beteiligung ALLER zu lösen.Dazu gehört das erkennbare Interesse, nicht nur Rosinen zu picken, sondern sich den Problemen zu stellen.Kollege Haydn hat recht, die Aktivitäten der Angestellten aus eigenem Interesse waren und sind so gut wie nicht vorhanden.Sicher sind sich auch die AG nicht einig und nicht jeder hat die notwendige Führungskompetenz, aber das ist kein Grund für solche Passivität.
Auffällig ist, dass solche nützliche Debatten wie hier nur stattfinden, wenn es um finanzielles geht.Sonstige Inhalte scheinen Angestellte hier wenig zu interessieren.
Das macht schon nachdenklich.

AW: Na wenn Sie so denken

von Stefan Haydn am 11.01.2022 um 13:34 Uhr

@Heike

Meine Angestellten werden schon immer über Tarif bezahlt, erhalten Mitarbeiterverköstigung, Tankgutscheine und bekommen oft noch Urlaubstage oder Stunden geschenkt. Auch Teile des Maskengeldes sind als Corona-Bonus an die Mitarbeiter geflossen.
Und eigenartiges Geschäftsgebahren wie bei manchen Kollegen gibt es bei mir auch nicht.
Aber auch meine Mittel sind eben begrenzt.

Ich beobachte da seit Jahren durchaus eine fatale Trägheit, die mir auch an meinen anderen bisherigen Arbeitsstellen, nicht nur in der Apotheke, aufgefallen ist.
Man motzt auf den Chef, der sich die Taschen vollstopft (damit rechtfertigten manche Angestellte dann sogar Diebstähle oder die Zerstörung und den weniger pfleglichen Umgang mit Betriebsmitteln), ohne daran zu denken, dass es ein Geben und Nehmen ist.

Der Chef zahlt nun einmal das Gehalt für die Arbeitsleistung. Letztlich erhält er das was übrig bleibt. Läuft es gut ist es mehr, läuft es schlechter, dann eben weniger.
Nur ohne Chef ist eben auch der Arbeitsplatz weg.
Natürlich bekommt man schnell einen neuen Job aktuell, nur ist die Frage ob der dann so nahe liegt und die Arbeitszeiten und zusätzlichen Leistungen genau so gut sind wie bisher.

Ohne Mitarbeiter geht nichts, aber ohne Chef eben auch nicht. Und ich kann verstehen wenn heute keiner mehr eine Apotheke übernehmen will, es sei denn geerbt und ohne Schulden.
Das muß ja auch zurückgezahlt werden.
Wer will denn 20 Jahre abbezahlen und in der Zeit unter Angestellten Gehalt liegen, wenn man gleichzeitig bis zu 60 Stunden-Wochen hat. Am Ende ist die Apotheke dann auch noch unverkäuflich.
Und die Lizenz zum Geld drucken hat auch kein Chef.

Wenn die Gehälter steigen sollen, bleibt also nur die Preise zu erhöhen (im OTC-Bereich nicht endlos machbar), im RX-Bereich nicht beeinflußbar, oder mit weniger oder gleichbleibendem Personal mehr Arbeit zu erledigen (Streßreduktion adé).
Klingt für mich nach Verlierern auf beiden Seiten.

Aber ohne Chefs geht es eben auch nicht, von daher wäre etwas mehr Verständnis von beiden Seiten sehr schön. Das sehe ich bei Ihnen gerade irgendwie nicht wirklich.

Ihr Argument lasse ich bzgl. ADEXA nicht gelten. Eine Gewerkschaft wird durch ihre Mitglieder stark. Ich habe da familiär durchaus IG-Metall Erfahrung.
Offenbar besteht aber aus Sicht der Angestellten keine Notwendigkeit einer Gewerkschaft beizutreten.
Dafür gab es in meinem bisherigen Arbeitsleben nur zwei Gründe:
"Wozu, ist mir zu teuer, das Gehalt wird doch auch bei mir automatisch erhöht" (sehr solidarisch, da die Gewerkschaft ja verhandelt für alle, nennt man auch Trittbrettfahrer)
oder eben Unwissenheit/Trägheit

AW: Tätig werden

von Stefan Haydn am 11.01.2022 um 14:42 Uhr

@ Reinhard Rodiger

Chapeau!

Sie waren schneller.

Keine Panik

von Karl Friedrich Müller am 08.01.2022 um 7:24 Uhr

Wie heißt es doch auch an anderer Stelle so schön?
Das Geld ist nicht weg, es hat nur jemand Anderer.
Hihi
Die Mitarbeiter mwd brauchen das Geld. Allerdings nicht nur in unserer Branche. In der SZ ein Artikel, wonach sehr viele Arbeitnehmer nur bis 2300 € brutto verdienen.
SPD Schröder und die Grünen haben eine Situation geschaffen, die für Armut sorgt.

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AW: Ich gebe ihnen Recht

von Stefan Haydn am 11.01.2022 um 13:43 Uhr

Es handelt sich um ein grundlegendes Problem.

Läßt man die Industrie und bestimmte Verwaltungstätigkeiten außer Acht (die dort gezahlten Löhne müssen ja von jedem Verbraucher mitfinanziert werden und sind teilweise abstrus im Vergleich zu anderen Branchen, auch wenn ich ich jedem sein Geld gönne). Inzwischen merkt das auch so mancher in der Industrie.

Und da stehen Apothekenmitarbeiter gar nicht mehr so schlecht da.
Teilweise sogar besser als anderes Personal in der Gesundheitsversorgung.
Ich persönlich finde die Bezahlung aber generell zu gering im Vergleich zu Kassenverwaltung oder Industrie.
Von der Logistikbranche (Transportfahrer, auch beim Großhandel) will ich gar nicht erst anfangen.

Tarif Erhöhung

von Ibrahim am 08.01.2022 um 5:04 Uhr

Ich glaube, das war etwas zu spät. Die niedrige Tarife haben das Markt (Öffentlich e Apotheke n) durcheinander gebracht. Viele Kräfte steigen aus. In Berlin letztes Jahre haben mehr als 1500 Apotheker sich für das impfzentrum Beworben. Ich habe selber dort gearbeitet, und viele kennengelernt. Die meisten sind schon ausgestiegen wegen des Gehaltes. Was Adexa heute anbietet ist keine Tarif Erhöhung, sonder einen Ausgleich für die Inflation. Die Inflation in 2021 in Deutschland war 5%. Das bedeutet mein 1000 Euro ist nicht mehr 1000 sondern 950€. Meine estimation für die Zukunft. Es wird mehr freie Stellen ergeben, mehr Apotheken schließen. Im Grunde genommen weniger Mitglieder für Adexa.

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AW: Tarif Erhöhung

von Marien Apotheke Walldürn am 08.01.2022 um 11:30 Uhr

Daß pharmazeutische Mitarbeiter tariflich unterbewertet sind
liegt nahe. Ich habe das seit jeher durch übertarifliche
Bezahlung ausgeglichen.

Nordrhein immer hinterher , nicht nur bei Gehältern

von EchteAngestellte am 08.01.2022 um 1:03 Uhr

In Nordrhein fehlen an jeder Ecke Apotheker und PTAs für öffentliche Apotheken.
Es ist ein wohlhabender Bundesland , teilweise mit Orten mit den meisten Einkommensmilioneren.... Trotzdem sind hier die Gehälter immer hinterher, viel unbezahlte Arbeit.
Wenn woanders Notdienstezulagen in Tarif vereinbart sind, ist das in Nordrhein die Vergütung. Z. B. die Notdienste nachts werden seit Jahren mit weniger als dem Mindestlohn brutto vergütet. Zulage für Nacht- oder Mehrarbeit wie in andren Branchen? Darüber lachen die Chefs : ist doch Dienst vom Dienen der Bevölkerung, keine Arbeit ... Chefs machen selten Notdienste...., Von wegen mit 13% über Tarif alle Notdienste vergütet, damit müssen Teilzeitkräfte teilweise noch für weniger als in der Tariftabelle bei 1-2 Noctu im Monat arbeiten.

Warum klagt hier niemand ? Die Tabelle ist öffentlich zugänglich. Das Mindestlohn von 9,6 gilt woanders schon länger als die letzte Tarifanpassung. Und wer als Chef hier schreit , dass die goldene Zeiten vorbei sind, dass er selbst nur 100-200. OO0 € vor Steuer hat und mehr nicht bezahlen kann , soll seine Apotheken schließen und als Angestellte im HV entspannt arbeiten und Notdienste leisten ....statt sich schwer im Büro und bei auswärtigen Terminen anzustrengen .
Am besten in so kalter Apotheke die er seinen Angestellten gönnt ;-).

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Adexa Mitgliedschaft Pflicht?

von A am 07.01.2022 um 21:05 Uhr

Stimmt es dass die Erhohung nur dann in Kraft tritt wenn wir bei Adexa kostenpflichtig angemeldet sind.

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Kosten

von Karl Friedrich Müller am 07.01.2022 um 16:09 Uhr

es ist vollkommen unerheblich, ob und wie viel über Tarif bezahlt wird. Die Löhne und andere Kosten steigen so oder so.
Im Moment explodieren die Energiepreise.
Das Geld dafür muss verdient, eingenommen werden, was uns von Politik und Krankenkassen verwehrt wird. Erhöhungen für die Genannten und für die Meisten der Bevölkerung sind vollkommen normal - für uns ein no go.
Warum eigentlich? Ein Dauerversagen unserer Standeszertretung. Man irrlichtert lieber irgendwelchen Projekten hinterher, statt erst mal für eine solide Basis zu sorgen und denkt dabei wohl, die Lücken aufzufangen und merkt nicht (will nicht?), dass dabei weitere gerissen werden. Wie in der Politik: Realitäsverlust, agieren nach "Gefühl" unter Ausschluss der Fakten.

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3800 ist lächerlich wenig

von John Biela am 07.01.2022 um 15:56 Uhr

Einstiegsgehalt für eine Person, die ein hartes Studium absolviert hat, ist das angebotene Tarifgehalt extrem niedrig.
Da gibt's Ausbildungsberufe , mit besserem Verdienst.
Und rein aus Begeisterung kann heutzutage niemand in der Öffentlichen aushalten.

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eine solide Basis für weitere Gestaltungen

von Martin am 07.01.2022 um 15:40 Uhr

in der Tat markieren die Rahmentarif-Vereinbarungen den "Boden" der Gestaltungsmöglichkeiten.

Allen Betreibern bleibt es offen, darüberhinaus eigene Gestaltungsmodelle zu etablieren. Ich gehe davon aus, daß es die meisten von uns "Selbständigen" tun, um aktuell und in Zukunft im Wettbewerb um Arbeitskräfte bestehen zu können.

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Immernoch zu niedrig

von Dr.Rode U. am 07.01.2022 um 15:21 Uhr

Ein LKW Fahrer verdient durchschnittlich 4500 Euro Brutto,
Pfleger nach Tarif über 4000, auch niedrig.
Ein Approbierter bei 3800 Euro Brutto...
Nach dem Tarif wird keiner in der Apotheke arbeiten.
Deswegen ist 30 Prozent übertarifliche Bezahlung üblich.

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AW: Immernoch zu niedrig

von A.Fischer am 07.01.2022 um 16:46 Uhr

Also Stundenlohnvergleich oder die Diskussion gewinnt an Dynamik:

Fach-LKW Fahrer laut Stat. Bundesamt ca 19,97 Euro / h
Pflegekräfte nach aktueller ETL Studie ca. 14,50 Euro / h
frischapprobierte Apothekerin 23,68 Euro / h (13. Gehalt eingerechnet)

Also was ist ihr Argument?

AW: Realität?

von Stefan Haydn am 07.01.2022 um 19:13 Uhr

@Dr.Rode U.

Ich habe gerade gestutzt.
Ich kenne LKW Fahrer, aber mit dem Gehalt kann da keiner dienen. Ohne Zulagen krebsen die zwischen 1400 und 1600 € herum, mit Zulagen bei ca. 1900 bis 2000.
Kein Wunder will den stressigen Job keiner mehr machen.

Gehaltserhöhungen

von Jürgen Weinberg am 07.01.2022 um 15:20 Uhr

Diese Erhöhung war mehr als überfällig. Einstiegsgehälter unter dem Mindestlohn sind einfach durch nichtsgerechtfertigt. Die meisten unserer Angestellten leisten hervorragende Arbeit und sollten dafür auch angemessen entlohnt werden.

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AW: Gehaltserhöhungen

von Andreas Grünebaum am 09.01.2022 um 10:38 Uhr

Es bleibt Ihnen doch selbst überlassen, was Sie Ihren Mitarbeitern über Tarif zahlen möchten. Die Tariferhöhung quer Beet durch alle Tarife weckt letztendlich auch Begehren bei jenen, welche ohnehin bereits weit über Tarif entlohnt wurden.

Gehalt Apotheker ab 11. Berufsjahr

von Michael Reinhold am 07.01.2022 um 14:16 Uhr

Kurze Frage an die DAZ: Ist das korrekt, dass Apotheker ab dem 11. Berufsjahr eine Gehaltserhöhung von 300 Euro bekommen oder hat da der Fehlerteufel zugeschlagen?

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AW: Gehalt Apotheker ab 11. Berufsjahr

von DAZ-Redaktion am 07.01.2022 um 14:20 Uhr

Fehlerteufel. Im Text war es richtig, In der Tabelle war das Ausgangsgehalt zu niedrig. Von 4.343 Euro auf dann 4.543 Euro. Danke für den Hinweis.

faire Entlohnung

von Carina am 07.01.2022 um 13:39 Uhr

Sicher schmerzt es die Apothekeninhaber, aber das Problem ist wohl eher ein strukturelles. Zu den Großverdienern wird sich auch dann das Apothekenpersonal nicht zählen können - sicher ein Mitgrund, weshalb es immer schwieriger ist, Personal zu finden. Den Lohn finde ich persönlich mehr als gerechtfertigt, noch dazu bei der momentanen Inflationsquote.

Und hier von "Spass" zu sprechen, wenngleich die (mäßige) Entlohnung des Apothekenpersonals gemeint ist, fände ich (insbesondere wenn ich im Angestellenverhältnis stehen würde) wenig wertschätzend bzw. degradierend.

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Und die Einnahmenseite?

von Stefan Haydn am 07.01.2022 um 11:58 Uhr

Alles schön und gut, auch für das Personal gerechtfertigt.

Jetzt müßte mir nur mal jemand erklären wo das Geld auf der Einnahmenseite herkommen soll.
Wir sprechen hier im Schnitt über 12 bis 24 T Mehrkosten, bei gleichbleibender Vergütung. Also im besten Fall ca. 5% mehr oder sogar 10% mehr Personalkosten, je nach Personalstruktur, ohne Vorlaufzeit.

OTC-Preise erhöhen um das abzufangen? Könnte lustig werden und die Patienten noch mehr zum Versand oder den Easy`s treiben.

Da dürften die Reserven aus Maskenabgabe und Zertifikaten, von denen man aktuell beim erhöhten Arbeitsaufwand dank Fälschungen schon zehrt, schnell aufgebraucht sein.
Denn aktuell ist das Personal schon wieder mit zu vielen eigentlich defizitären Tätigkeiten beschäftigt.

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.

von Anita Peter am 07.01.2022 um 11:14 Uhr

Und wie wird das Honorar der Apotheker erhöht um diesen Spass zu finanzieren??

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AW: Spass

von Holger am 07.01.2022 um 11:48 Uhr

Sie nennen die Existenzgrundlage Ihrer Leistungsträger "Spass"?? Sorry, das finde ich sehr bezeichnend ....

Klar tut es jedem Arbeitgeber weh, wenn die Kosten steigen. Aber sich darüber so zu äußern finde ich zynisch. Mit Verlaub, aber ICH möchte bei IHNEN nicht Mitarbeiter sein.

AW: by the way ...

von Holger am 07.01.2022 um 11:52 Uhr

Das IST das Honorar der Mehrzahl der Apotheker:innen! Denn die Selbständigen stellen inzwischen ja nicht mehr die Mehrheit unseres Berufsstands dar und ihre Zahl sinkt beständig weiter - übrigens stärker durch Filialisierung als durch Schließungen. Vermutlich meinen Sie das Honorar der ApothekeN, nicht das der Apotheker.

AW: .

von Anita Peter am 07.01.2022 um 11:55 Uhr

Lieber Holger,

meine Mitarbeiterinnen arbeiten seit >15 Jahren bei mir. Ohnen einen Austritt..... Aber solchen Pappenheimer wie Sie würd ich auch nicht einstellen ;-)

AW: Betriebswirtschaft?

von Stefan Haydn am 07.01.2022 um 12:05 Uhr

@Holger

Ich gehe mal davon aus Sie sind Angestellter und eher weniger mit betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen bewandt.

Jedes Unternehmen würde in der Regel solche Erhöhungen auf die Endkundenpreise abwälzen.
Den Apotheken ist aber bei einem Großteil des Sortimentes die Hand gebunden.
Umso größer müßte die Preiserhöhung im OTC-Bereich oder Freiverkauf ausfallen.
Wenn das aber nur 20% oder 40% der Verkaufserlöse ausmacht, reichen 5% Preiserhöhung nicht.
Bei kleinem OTC-Anteil wären also grob 25% Preiserhöhung nötig oder mehr und bei größerem Anteil immer noch zwischen 10 und 15%.

Ich möchte gerne sehen, wie Sie eine solche Preiserhöhung dem Endkunden erklären wollen.
Der dreht sich um und geht kopfschüttelnd zum Versandhandel.

Und ein Angestellter Apotheker erhält kein Honorar, sondern Gehalt!
Ein kleiner aber entscheidender Unterschied.

AW: @Stefan Haydn

von Holger am 07.01.2022 um 12:49 Uhr

Wenn Sie sich damit mal nicht zumindest teilweise vertun :))

Ich bin Angestellter, aber mit betriebswirtschaftlichen Angelegenheiten vermutlich mehr betraut, als viele Selbständige, wenngleich es dabei nicht um MEIN persönliches Geld geht. Und in meinem Leistungsumfeld sind nicht 20-40% der einnahmenrelevanten Leistungen ohne "Preisvorgabe" von außen, sondern nur etwa 5%.
Bei den Tarifverhandlungen sitzt mein Arbeitgeber nicht einmal mit am Tisch. Meine Freiheitsgrade sind diesbezüglich also eher geringer als die des selbständigen Apothekeninhabers. Trotzdem käme ich nicht auf die Idee, eine Gehaltserhöhung meiner Mitarbeiter als "Spass" zu bezeichnen, weil die weit überwiegenden Mehrheit von ihnen sich toll reinhängt und tolle Leistungen erbringt. Ob die das nach solch einer despektierlichen Äußerung immer noch tun würden? Könnte kritisch werden ...

Mir geht es hier um den (Unter)Ton, nicht so sehr um die Sache - die eh die an dieser kleinen Diskussion Beteiligten nicht beeinflussen können.

Und Honorar habe ich, das vergaß ich klarzustellen, als Sammelbegriff für "persönliche Einnahmen" sowohl der Selbständigen wie der Angestellten verwendet. Klar bekommt der Angestellte Gehalt und der Selbständige lebt von dem "was übrig bleibt". Aber ich bleibe dabei, dass Frau Peter wohl die ApothekeN meint, nicht die ApothekeR.

AW: Löbliche Ausnahme

von Stefan Haydn am 07.01.2022 um 14:24 Uhr

@ Holger

Dann sind Sie mal eine löbliche Ausnahme (Filialleitung?').
Ich erlebe leider im Alltag immer wieder das Unverständnis der meisten Angestellten für betriebswirtschaftliche, aber auch berufspolitische Zusammenhänge.
Deswegen geht ja auch kein Personal auf die Straße, es scheint finanziell wohl zu reichen.

Daher kann ich verstehen, dass sich jemand ohne ererbte Apotheke kaum noch auf das Wagnis Selbständigkeit einlassen will.
Neben den Angestelltengehältern muss ja auch die Apotheke noch finanziert werden.

Haben Sie Nachsicht mit Frau Peter, die meint natürlich die ApothekeN, ärgert sich aber maßlos über das Versagen der berufspolitischen Vertretung und deren vorauseilenden Gehorsam (die Mindestlöhnerhöhung ist ja nicht so eindeutig rechtssicher wie die Politik das verkaufen möchte).

Die Anhebung der PKA-Gehälter ist sicher nötig, aber ob dies in gleichem Maße auch für PTA und Apotheker erfolgen muß, oder mit einer Staffelung, kann man sicher diskutieren.

AW: .

von Karl Friedrich Müller am 07.01.2022 um 14:39 Uhr

Es ist mir unklar, warum man hier das Wort "Spaß" partout falsch verstehen will. Das eine übliche umgangssprachliche Ausdrucksweise für kostenträchtige Ereignisse, die gerade keinen Spaß machen. Weil man halt nicht weiß, woher das Geld dafür kommen soll.
Nichts Anderes hat Frau Peter gemeint. Und sie hat recht, weil die nächste Frage lauten MUSS: Wann wird das Packungshonorar RÜCKWIRKEND erhöht? Wo bleibt der Ausgleich für 17 Jahre ohne, bzw mit kaum, Erhöhung unserer Bezüge? Nicht mal für die Kosten erfolgte eine Anpassung. Im Gegenteil,, es wird munter weiter gekürzt, bei nonRx wie HiMi, Nahrung usw. Dazu wird fleißig der Aufwand und die Bürokratie erhöht. Irgendwann ist die Belastbarkeitsgrenze erreicht, mehr Personal nicht drin, weil das Geld fehlt. Bei den Normalos zumindest.

AW: Empörungskultur

von Edzard Lueg am 07.01.2022 um 15:26 Uhr

Wir leben in einer Empörungskultur. Selbst normaler Sprachgebrauch veranlaßt in der heutigen Zeit zur Empörung.
Worin wir aber nicht mehr leben: In einer Zeit der Selbstreflexion. Die eigene Meinung ist halt alternativlos

AW: Höflichkeit

von H.K. am 09.01.2022 um 19:14 Uhr

@Frau Peter,
ich denke jeder hat das Recht seine Meinung zu einem Thema äußern zu dürfen. Eine Aussage Ihrerseits "solche Pappenheimer wie sie würde ich auch nicht einstellen" finde ich unsachlich und unpassend. Sie bringen u.a. wörtlich zum Ausdruck " Und den lieben MA sei auch gesagt da Chef und MA in einer Symbiose leben und nicht der Chef auf die MA angewiesen ist:" Nach Wortdefinition keine Symbiose - aber bei solchen Ausführungen mag ich verstehen, wenn jemand zum Ausdruck bringt bei Ihnen nicht arbeiten zu wollen. Ich würde mir in diesem Chat eine Diskussion wünschen die sachlich bleibt und auf dem Niveau gegenseitger Akzeptanz.

AW: Sprachgebrauch

von Holger am 01.02.2022 um 9:11 Uhr

Ironie ist ein schwieriges Stilmittel - versuchen Sie das mal gegenüber kleineren Kindern oder in einer Fremdsprache. Man sagt/schreibt das Gegenteil von dem, was man tatsächlich meint. Der Empfänger der Nachricht muss aber eine Chance haben, dies auch zu erkennen! In der gesprochenen Sprache wird der Sender dies zumeist nonverbal über die Intonation oder die Körpersprache deutlich machen. Aber beim geschriebenen Wort muss er halt entweder Anführungszeichen oder Emoticons verwenden.

Denn Ironie kann nur funktionieren, wenn der Empfänger der Nachricht die Absicht des Senders erkennt UND der Sender auch sicher sein kann, dass dem so ist. Anzeichen von Ironie kann ich im Posting der Kollegin Peter nicht erkennen. Und sie in Unkenntnis der Person einfach zu "erraten" fände ich anmaßend.

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