Experte rät vom Freitesten mit Antigentests ab

Regierung weist Bedenken der Laborärzte bei Antigentests zurück

Stuttgart - 12.01.2022, 12:35 Uhr

Der Unterschied bei der Zuverlässigkeit zwischen Antigentests und PCR-Tests sei speziell bei asymptomatischen Corona-Infektionen „ganz erheblich“, gibt der Lübecker Labormediziner Bobrowski zu bedenken. (s / Foto: IMAGO / Michael Kristen)

Der Unterschied bei der Zuverlässigkeit zwischen Antigentests und PCR-Tests sei speziell bei asymptomatischen Corona-Infektionen „ganz erheblich“, gibt der Lübecker Labormediziner Bobrowski zu bedenken. (s / Foto: IMAGO / Michael Kristen)


PEI: Hohe Viruslast zum Testzeitpunkt nötig

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) verweist in einer Online-Übersicht darauf, dass Antigentests nicht zur sicheren Diagnose einer Corona-Infektion entwickelt worden seien, sondern um Menschen mit einer sehr hohen Viruslast schnell und einfach zu identifizieren. Auch seitens des PEI heißt es: Eine Infektion, auch mit der Omikron-Variante, könnten die Tests nur entdecken, wenn zum Testzeitpunkt eine hohe Viruslast bestehe.

Aber: Grundsätzlich kann der Großteil der in Deutschland angebotenen Corona-Schnelltests laut PEI die Omikron-Variante erkennen. Der Präsident des Instituts, Klaus Cichutek, sagte zuletzt im ZDF-„Morgenmagazin“, dass das Institut mittlerweile über 250 Test-Produkte auf ein höheres Level an Sensitivität bewertet habe und mindestens 80 Prozent dieses Niveau auch schafften.

Mehr zum Thema

Wird die unabhängige Prüfung 2022 zur Pflicht?

Die 20 besten Antigenschnelltests laut PEI

Hinsichtlich der von Lauterbach angekündigten „Positivliste“ für Schnelltests, die Omikron gut erkennen können, erläuterte ein Gesundheitsministeriumssprecher: Die vom PEI genannten Daten seien ein Zwischenstand. Das Erstellen der kompletten Liste dauere an. Er bekräftigte, dass Schnelltests keine 100-prozentige Gewissheit böten, aber für mehr Sicherheit im Alltag sorgten.

Keine Engpässe bei PCR-Tests?

Also mehr PCR-Tests? Zuletzt warnte etwa der Ärzteverband Marburger Bund vor möglichen Engpässen bei PCR-Tests. Das Gesundheitsministerium gab dazu an, die mögliche Wochen-Kapazität von 2,4 Millionen Tests werde mit derzeit bis zu 1,5 Millionen PCR-Tests noch nicht ausgereizt. Der Vorsitzende des Verbands Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM), Michael Müller, sagte: „Die Belastung in den Laboren ist zwar erheblich, aber ich sehe keinen Grund für zu große Sorgen.“ Bei zunehmendem Testgeschehen und begrenzten Kapazitäten komme es darauf an, die Nationale Teststrategie stärker in den Fokus zu nehmen.

Sollten die Fallzahlen so massiv ansteigen, dass die Kapazitäten knapp würden, müssten aus Sicht von Laborarzt Bobrowski PCR-Tests von Menschen aus Risikogruppen und von Beschäftigten der kritischen Infrastruktur bevorzugt ausgewertet werden, um binnen 24 Stunden Ergebnisse zu haben. Die Nationale Teststrategie sieht so eine Priorisierung vor.

Aktualisierung um 15:57 Uhr:

Trotz Bedenken von Laborärzten hält die Bundesregierung an der Möglichkeit fest, eine Corona-Quarantäne auch mit einem negativen Antigen-Schnelltest zu beenden. Speziell am Ende einer Infektion seien die Antigentests auch bei Omikron „sehr sensitiv“, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Mittwoch in Berlin. Wegen Zweifeln an der Zuverlässigkeit von Schnelltests hatte sich der Berufsverband Deutscher Laborärzte zuvor dafür stark gemacht, hier ausschließlich auf PCR-Tests zu setzen. „Ein Freitesten nur mit Antigentest, das geht nicht“, sagte Verbandschef Andreas Bobrowski der Deutschen Presse-Agentur.

Regierungssprecher Steffen Hebestreit wandte sich darüber hinaus gegen das Argument, die Laborkapazitäten für PCR-Tests würden derzeit nicht ausgeschöpft. Angesichts steigender Infektionszahlen sei in den kommenden Tagen auch eine höhere Auslastung der Labore zu erwarten, erklärte Hebestreit. Aus seiner Sicht wäre es deshalb „fahrlässig“, die Nachfrage ohne erkennbaren Nutzen zu erhöhen.



Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.