Reaktion auf NOZ-Bericht

ABDA: Nur etwa 40 Prozent der Impfzertifikate aus Apotheken

Stuttgart - 28.01.2022, 12:15 Uhr

Offenbar wurden weit mehr Impfzertifikate ausgestellt, als Impfungen verabreicht worden sind. (x / Foto: IMAGO / Hanno Bode) 

Offenbar wurden weit mehr Impfzertifikate ausgestellt, als Impfungen verabreicht worden sind. (x / Foto: IMAGO / Hanno Bode) 


„42,6 Millionen mehr digitale Impfzertifikate ausgestellt als Corona-Impfdosen verabreicht“ – diese Schlagzeile war dieser Tage in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ zu lesen. Das BMG führt „verschiedene Gründe“ an, welche die Diskrepanz zwischen erstellten Zertifikaten und verabreichten Impfungen erklären könnten. Die ABDA weist zudem darauf hin, dass die Apotheken nur für etwa 40 Prozent der insgesamt ausgestellten Impfzertifikate verantwortlich sind. 

Insgesamt 204,7 Millionen digitale Zertifikate wurden seit Beginn der Impfkampagne bis vergangenen Freitag  in Deutschland ausgegeben, allerdings wurden insgesamt „nur“ 162,1 Millionen Impfdosen verabreicht. Auf diese Diskrepanz von mehr als 40 Millionen Zertifikaten macht dieser Tage die „NOZ“ aufmerksam. Die Opposition im Bundestag fordere Aufklärung und beklage ein „Daten-Chaos“, heißt es in dem Artikel. Das BMG sehe in der Differenz, die dem Artikel zufolge in den zurückliegenden Wochen noch erheblich gewachsen sein soll, keinen Hinweis auf gefälschte Impfpässe oder millionenfach nicht gemeldete Impfungen.

Letzteres erachtet demnach auch die KBV für unwahrscheinlich. Man gehe auf Basis der vertragsärztlichen Abrechnungsdaten davon aus, dass eine Untererfassung durch das digitale Impfquoten-Monitoring (DIM) nicht generell gegeben sei und man damit die dargestellte Lücke nicht erklären könne, sagte ein KBV-Sprecher der Zeitung. Dazu benötige man vertiefende Analysen der Daten zur Zertifikatsausstellung, die aktuell nur das Robert Koch-Institut durchführen könne.

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Diese Auffassung teilt auch die ABDA in ihren Erläuterungen, die sie den Mitgliedsorganisationen zur Verfügung gestellt hat – falls diese dazu Anfragen erhalten – und die der DAZ vorliegen. Wörtlich heißt es dort: „Eine genauere Analyse der Zahlen können nur die öffentlichen Institutionen vornehmen, bei denen die kompletten Daten zu Impfungen und Zertifikaten vorliegen.“ Vonseiten der Apothekerschaft könne man die Gesamtzahlen an Impfungen und Zertifikaten hingegen nicht ermitteln oder überprüfen. Verbindlich sagen ließe sich aber, dass die Apotheken gut 80 Millionen Impfzertifikate über das DAV-Apothekenportal ausgestellt haben. Sie seien damit nur für etwa 40 Prozent der insgesamt ausgestellten Impfzertifikate verantwortlich, so die ABDA. Weiter werden mögliche Ursachen für die Abweichung angeführt: 

  • nicht gemeldete Impfungen,
  • wiederholt ausgestellte Zertifikate, z.B. weil das Erstzertifikat verloren gegangen ist oder weil uneinheitliche, vom Ausweis abweichende Namensschreibweisen oder andere Fehler in bereits ausgestellten Zertifikaten eines Patienten korrigiert werden müssen,
  • Miterfassung von Zertifikaten für Genesene,
  • Zertifikate für Personen, die sich im Ausland mit einem in der EU zugelassenen Impfstoff haben impfen lassen.

Das BMG weist dem NOZ-Artikel zufolge neben dem Ersatz für verlorene Zertifikate als möglichem Grund noch darauf hin, dass insbesondere zu Beginn der Anwendung viele Zertifikate automatisch durch Impfzentren erstellt und an die geimpften Personen geschickt worden seien, während die betroffenen Personen oftmals bereits ein Zertifikat in einer Apotheke ausgestellt bekommen hätten.

Opposition will Aufklärung

Das RKI wollte sich offenbar zur Thematik nicht äußern. Es habe auf das Bundesgesundheitsministerium verwiesen, so die Zeitung. Die Oppositionsparteien sind aber demnach mit den bisherigen Antworten nicht zufrieden und fordern Aufklärung.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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3 Kommentare

Millionen von Fakes

von Paul am 30.01.2022 um 4:22 Uhr

In Deutschland ist doch jeder auf irgendeine Art krankenversichert. Man hätte einfach die Impfung der Krankenkasse mitteilen müssen (ja, mit Einlesen der Krankenkassenkarte, wie bei jedem Arztbesuch halt), die wiederrum per Post oder Email den QR-Code für die App verschickt hätte. Dann gäbe es keine gefälschten, digitalen Zertifikate, die Apotheken wären entlastet und alles wäre einigermaßen korrekt erfasst.
Stattdessen steinzeitliche Banenenrepublik mit dem gelben Impfpass aus dem letzten Jahrhundert, inkl offenem Scheunentor für Fälschungen jeglicher Art. Wie bitteschön soll denn ein Apotheker gute Fakes erkennen? Vom warum mal abgesehen. DE übertrifft sich immer wieder selbst.

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Wo kommen die her ?

von ratatosk am 29.01.2022 um 9:57 Uhr

Bei uns sind Zweitausstellungen fast immer begründet in der Faulheit der Impfzentren, da die zu faul sind den Ausweis zu nehmen und auch mal 2 oder 3 Vornamen einzugeben, so einfach ist das.
Erstaunlich, daß meist kommunale Einrichtungen die staatlichen Vorgaben nicht erfüllen, aber das hat natürlich keine Konsequenzen, da gilt das mit den Raben.
Auch in Arztpraxen kommt es immer wieder mal vor.
Der Rest sind Zahlendreher etc. aber evt. 2 oder 3 %

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Verschwendung von Steuergeldern

von Stefan Siebert am 28.01.2022 um 12:25 Uhr

80 Millionen Impfzertifikat bedeuten (unter der Annahme von 6,- Euro ab Juli 2021), sage und schreibe 480 Millionen Euro Kosten für die Steuerzahler.
Und ein Ende ist nicht in Sicht.
Nur noch Wahnsinnige am Werk.

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