DAZ-Adventsrätsel – Tag 9

Das Gift der Schlange

Stuttgart - 09.12.2022, 07:00 Uhr

Die Hornotter hat bis zu 1 cm lange Giftzähne. Ihr Gift enthält ein Toxingemisch mit überwiegend hämotoxischen Bestandteilen. (Foto: Squarelens / AdobeStock)

Die Hornotter hat bis zu 1 cm lange Giftzähne. Ihr Gift enthält ein Toxingemisch mit überwiegend hämotoxischen Bestandteilen. (Foto: Squarelens / AdobeStock)


Die Europäische Hornotter oder auch Sandotter (Vipera ammodytes) gilt als giftigste Schlange in Europa. Sie kommt vorrangig im Süden vor, im deutschsprachigen Gebiet nur im südlichen Österreich. Die Giftschlange wird bis zu einem Meter lang und ist anhand eines Zickzack- oder Rautenbands auf dem Rücken zu erkennen. Ihr Gift-Cocktail enthält gewebezerstörende Substanzen sowie Nervengifte, die Lähmungen hervorrufen können, und wird über die Giftzähne ins Opfer injiziert. Für Kinder oder geschwächte Personen kann ein Biss tödlich enden.

In der DDR machte man sich das Schlangengift pharmakologisch zunutze: Im Vipratox-Liniment war es mit 0,1 mg auf 100 g Hauptwirkstoff neben Methylsalicylat (6 g) und Campher (3 g). Das Antirheumatikum wurde ein- bis zweimal täglich zur lokalen Hyperämisierung bei Myalgien und Neuralgien angewendet, gern auch nach heißen Bädern. Nach der Wende wurde es vom Serumwerk Bernburg noch bis zum Jahr 2005 als Altarzneimittel vertrieben. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) lehnte damals die Nachzulassung ab. 

Der Hersteller brachte kurzerhand den Nachfolger Vipratox nova als Medizinprodukt auf den Markt, mit dem Toxin der Vipera ammodytes und racemischem Campher, aber ohne Methylsalicylat. Es folgte ein Rechtsstreit zur Frage, ob es sich um ein Arzneimittel oder ein Medizinprodukt handelt. Das BfArM argumentierte mit einer pharmakologischen Wirkung, der Hersteller hielt dagegen, dass die Wirkung rein physikalisch sei. Das Urteil der Richter: Das Unternehmen müsse belegen, dass eine pharmakologische Wirkung fehle. Vipratox nova verabschiedete sich vom Markt (letzter Abverkauf: 2012). 

Seitdem wird die „Schlangengift-Creme“ von den Verbrauchern schmerzlich vermisst. Lobende Kundenrezensionen auf Online-Portalen zeugen davon, dass es nach wie vor unvergessen ist und sich das Präparat über die Grenzen der ehemaligen DDR hinaus einen Namen gemacht hat.

(Foto: 126Edward - Wikimedia Commons)
Das Antirheumatikum Vipratox enthielt in einer Öl-in-Wasser-Emulsion Schlangengift, Campher und Methylsalicylat.

Das Toxin sollte Pharmazeuten als Monographie des Europäischen Arzneibuches Ph. Eur. trotzdem ein Begriff sein. Die Apothekenbetriebsordnung schreibt vor, dass das Gegengift aus einem Notfalldepot von einer Apotheke kurzfristig beschafft werden können muss. Das Schlangengift-Immunserum „Europa“ ist ein polyvalentes Immunserum zur Neutralisation von Schlangengiften europäischer Giftschlangen (Vipern). Neben der Sandotter ist es auch wirksam bei Bissen durch Kreuzotter, Aspisviper und Wiesenotter. Es wird aus Spendertieren (in der Regel Pferde oder Ziegen) gewonnen.

Frage:

Wie nennt man ein speziell für die Behandlung von Bissverletzungen durch giftige Tiere entwickeltes Immunserum noch?

Die Antwort lautet:

Antivenin (oder Antivenom)


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