Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

05.02.2023, 07:30 Uhr

Wenn Apotheken nicht bald deutlich gestärkt werden, steuern wird auf ein anderes System zu. Wer will das? (Foto: Alex Schelbert)  

Wenn Apotheken nicht bald deutlich gestärkt werden, steuern wird auf ein anderes System zu. Wer will das? (Foto: Alex Schelbert)  


Apothekers Los ab 1. 2. 23: weniger Honorar, mehr Arbeit. Mit Dank an unsere Bundesregierung für ihre „Wertschätzung“! Das vorläufige Endergebnis: Wir haben nur noch rund 18.000 Apotheken. Und Zur Rose mit DocMorris rüstet auf – mit frischem Geld für den Kampf ums E-Rezept: Anything goes, da kommt was auf uns zu! Noch dümpelt das E-Rezept dahin, es gibt noch keinen konkreten Zeitplan für die flächendeckende Einführung. Erst im August soll die eGK kommen, ohne PIN. Und dann? Die ABDA will derweil mit 25 freiwilligen Apotheken die pharmazeutischen Dienstleistungen üben. Very nice! Manche sehen es aber auch so: Chronisch unterfinanzierte Apotheken mit Personalmangel sollen dazu gebracht werden, neue defizitäre Leistungen anzubieten. 

30. Januar 2023

Honorierte pharmazeutische Dienstleistungen (pDL), ein Meilenstein in der Apothekengeschichte – ein Meilenstein, den allerdings die meisten Apotheken im Land vielleicht noch nicht gesehen haben oder sogar über ihn stolpern. Im dritten Quartal 2022 haben nur 2443 Apotheken solche Dienstleistungen, die sie ihren Patientinnen und Patienten selbst anbieten können, abgerechnet, also knapp 14 Prozent. Mein liebes Tagebuch, da gibt’s noch eine Menge Luft nach oben. Woran liegt’s? Keine Lust, fehlende Motivation, zu viel Bürokratie, zu viel Arbeit, zu geringe Honorare, keine geeigneten Räume, zu wenig Personal? Die Gründe mögen in jeder Apotheke woanders liegen, vielleicht ist es auch eine Melange aus alledem. Wobei wohl einer der  Hauptgründe, warum Apotheken diese Dienstleistungen nicht anbieten, in der Personalfrage liegen dürfte: Eine approbierte Kraft oder noch besser zwei Kräfte je Apotheke sollten sich auf dem Gebiet dieser Dienstleistungen fortgebildet haben. Außerdem sollte es die Apotheke ermöglichen, diesen Kräften die Zeit einzuräumen, solche Dienstleistungen zu erbringen. Angesichts des Personalmangels, der landesweit herrscht, kann dies für viele Apotheken schwierig bis nicht machbar sein. Mein liebes Tagebuch, das ist das Dilemma: pDL – berufspolitisch ein Meilenstein, praktisch ein Stolperstein. Die ABDA arbeitet seit geraumer Zeit daran, die pDL der Basis schmackhaft zu machen. Neueste Challenge: Die Berufsvertretung will 25 Apotheken bei der Implementierung der Dienstleistungen individuell unterstützen, um das Thema bundesweit voranzubringen. Apotheken können sich dafür bewerben. Die Apotheken werden dann über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren betreut. Ziel ist es, aus individuellen Lösungsansätzen Konzepte abzuleiten, um vielen weiteren  Apotheken die pDL schmackhaft zu machen. Mein liebes Tagebuch, es könnte einem hier die Redewendung einfallen, dass dies ein Anbieten wie sauer Bier ist. Aber letztlich liegt es wohl nicht daran, dass es bei vielen Apotheken nicht am Können oder an der Lust mangelt. Ein DAZ.online-Leser kommentierte das ABDA-Angebot vielmehr so: „Chronisch unterfinanzierte Apotheken mit Personalmangel sollen nun mit Lockangeboten der ABDA dazu gebracht werden, neue defizitäre Leistungen anzubieten.“ Angesichts der finanziellen und personellen Lage vieler Apotheken ist diese Einschätzung nicht abwegig. Mein liebes Tagebuch, das Problem liegt vielleicht auch darin, dass dieser Meilenstein pDL in eine Zeit fällt, in denen viele Apotheken mit dem Überleben kämpfen. Würden die Apotheken ein auskömmliches Honorar haben und ausreichend Personal, wäre es mit Sicherheit leichter möglich, Dienstleistungen als Add-on anzubieten, auch wenn das Honorar dafür schwächelt.

 

31. Januar 2023

Beim E-Rezept ist es wie mit den Bananen: Das Produkt reift bei den Kunden. Und so wird versucht, das unreife E-Rezept-Produkt den Apotheken schmackhaft zu machen, auch wenn es noch unreif daher kommt.  Bisher wird die elektronische Verordnung per App oder per Papier-Ausdruck an die Patientinnen und Patienten weitergereicht. Doch beide Wege haben ihre Macken  aus unterschiedlichen Gründen und wollen sich nicht recht in der Menge durchsetzen. An einem dritten Weg, der Einlösung über die elektronische Gesundheitskarte (eGK), ein Weg, der vielleicht einen Durchbruch in die Fläche bringen könnte, wird gearbeitet: Die Gematik hat dafür einen neuen Entwurf vorgelegt, wie künftig der Abruf der E-Rezepte mittels eGK ablaufen soll. Es stehen zwei technische Möglichkeiten zur Auswahl: über einen „PoPP-Dienst“, bei dem gleichzeitig überprüft wird, ob sich der Patient auch physisch in der Apotheke befindet, oder über das Versichertenstammdatenmanagement (welch herrliches Wort!), das ebenfalls prüft, ob die Karte des Versicherten auch wirklich in das Lesegerät der Apotheke gesteckt wurde, und dann aus verschiedensten Daten und Prüfziffern eine Art Fingerabdruck erstellt. Und wenn alles passt, wird das E-Rezept vom Fachdienst-Server an die Apotheke übermittelt. Interessant ist, dass keine PIN-Eingabe für die eGK vorgesehen wird. Man nimmt also in Kauf, dass auch der Finder einer verlorenen eGK die Arzneimittel abholen kann. Über den Gematik-Entwurf wird nun abgestimmt – im Sommer soll dann das Verfahren, für das man sich entschieden hat, stehen. Wie vom Apothekerverband Schleswig-Holstein zu hören ist, soll dieser nächste Schritt ab August umgesetzt werden: der Einsatz der elektronischen Gesundheitskarte zum Abruf von E-Rezepten in der Apotheke. Mein liebes Tagebuch, ob es dann auch wirklich reibungslos funktioniert, wird man sehen. Bananen werden auch nicht von heute auf morgen reif.

 

1. Februar 2023

Apothekenschließungen nehmen deutlich an Fahrt auf: Knapp 400 Apotheken gab es Ende 2022 weniger als noch ein Jahr zuvor. Das ist der bisher größte Verlust an Betriebsstätten in einem Jahr, lässt die ABDA verlauten. 2010 gab es noch über 2000 Apotheken mehr in Deutschland – und dann ging’s ständig bergab. Mit dem Rückgang der Apothekenzahl geht die Apothekendichte zurück: Sie liegt in Deutschland nun bei 22 Apotheken pro 100.000 Einwohner und damit deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von 32. Klar, die wirtschaftlich enge Situation ist dafür verantwortlich, das fehlende qualifizierte Personal und fehlende Nachfolger zur Übernahme von Apotheken. Es gibt immer weniger junge Apothekerinnen und Apotheker, die das Risiko der Selbstständigkeit eingehen und eine Apotheke übernehmen wollen. Mein liebes Tagebuch, und daran ist nicht zuletzt die Politik schuld, die der Apotheke keine ausreichende Wertschätzung entgegenbringt und keine stabilisierenden Perspektiven, sondern mit Zwangsmaßnahmen sogar noch das Apothekenhonorar kürzt – der 1. Februar 2023 mit der Erhöhung des Kassenabschlags zugunsten der Krankenkassen lässt grüßen.

 

Die sinkende Apothekenzahl wird auch von fachfremden Beobachtern wahrgenommen, die dann bisweilen eigene Untersuchungen unternehmen. Die Analyse einer Berliner Personalberatung liegt  mit ihren Zahlen allerdings daneben, da sie den Markt nicht kennt und sich auf nicht offizielle Quellen stützt. Diese Personalberatung kommt z. B. zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Apotheken in Großstädten angeblich um 3,2 Prozent gestiegen sein soll. Konkret soll es z. B. im Jahr 2022 in Münster 21 Apotheken mehr gegeben haben als ein Jahr zuvor. Laut Apothekerkammer Westfalen-Lippe ist jedoch die Zahl der Apotheken im Jahr 2022 im gesamten Kammerbezirk um 37 gesunken. Es seien nur sieben neue Apotheken eröffnet worden, aber keine in Münster. Mein liebes Tagebuch, wie ist da diese Berliner Personalberatung zu ihren Zahlen gekommen? Bei den Kammern haben sie jedenfalls nicht nachgefragt und die korrekten Zahlen eingeholt. Leider werden solche falschen Zahlen wie die der fachfremden Analyse auch weiter verbreitet.

 

2. Februar 2023

Apothekerin Sylvia Trautmann aus Dresden ist eine Kämpferin für die Interessen von  Apothekerinnen und Apotheker. Als sie und ihre Apotheke vor rund zweieinhalb Jahren von der AvP-Pleite erwischt wurden, forderte sie in einem Brandbrief die Abgeordneten des Bundestags auf, konkrete Hilfsangebote an die betroffenen Apotheken zu richten. Das Datum 1. Februar 2023 nahm Apothekerin Trautmann erneut zum Anlass, einen emotionalen Brief zu verfassen, gerichtet an Bundesgesundheitsminister Lauterbach und die Abgeordneten des Bundestags: Das Thema  ist die in Kraft getretene Erhöhung des Kassenabschlags. Trautmann nimmt kein Blatt vor den Mund, sie schreibt: „Wissen Sie überhaupt, dass Ihr verantwortungsloses Gesetz Hass und Wut betroffener Apotheken gegen Sie und Ihre Partei schürt?“ Lauterbachs Politik bezeichnet sie als einen „Vernichtungsschlag gegen alle Apotheken“, diese Politik fördere krass das Apothekensterben. Sylvia Trautmann fordert die „längst überfällige Erhöhung der Apothekenvergütung bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln“. Und sie hat auch eine konkrete Zahl parat: Der Fixzuschlag müsse auf 13 Euro netto erhöht werden mit automatischem Inflationsausgleich und ohne Zwangsrabatt. Und klar, das Management der nicht durch die Apotheken verschuldeten Arzneimittel-Lieferengpässe müsse extra vergütet werden. Mein liebes Tagebuch, deutliche Worte, deutliche Zahlen – und eine Anregung für unsere Standespolitik, falls man hier noch nach möglichen Zahlen für eine Anpassung unseres Honorars sucht.

 

Meine Empfehlung als Lektüre zum Wochenende: DAZ-Redakteur Dr. Thomas Müller-Bohn, Apotheker und Diplom-Kaufmann, hat sich vor dem Hintergrund der sinkenden Apothekenzahlen die Auswirkungen auf den Apothekenmarkt angesehen. So wird bekanntlich gerne der Effekt zitiert, dass Apotheken profitieren, wenn andere Apotheken in der Nachbarschaft schließen. Mein liebes Tagebuch, das ist schon richtig, allerdings hat dieser Effekt eine Grenze, wie Müller-Bohn erklärt, eine Grenze, die sich aus der Kostenstruktur der Apotheken ergibt, genauer aus den sprungfixen Kosten. Was man darunter zu verstehen hat und warum dies so ist, finden sie in dem Beitrag „Des einen Leid, des anderen Freud? in DAZ Nr. 5.

 

3. Februar 2023

Die Bundesregierung hat’s bestätigt: Für die verpflichtende flächendeckende Einführung des E-Rezepts gibt es immer noch keinen konkreten Zeitplan. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Bundesfraktion hervor. Immerhin hat die Bundesregierung erkannt, dass die Versicherten neben der elektronischen Rezept-App (E-Rezept-App) eine weitere vollständig digitale Einlösemöglichkeit wünschen, z. B. den Einsatz der elektronischen Gesundheitskarte (eGK). Die entsprechenden Voraussetzungen für die eGK werden derzeit erarbeitet, heißt es in der Antwort der Bundesregierung, der Einsatz der eGK fürs E-Rezept soll dann in diesem Jahr möglich werden. Keinesfalls will die Bundesregierung, dass der E-Rezept-Token per ungesicherter E-Mail oder SMS verschickt wird. Allerdings soll noch geprüft werden, welche weiteren digitalen Einlösewege umsetzbar wären. Mein liebes Tagebuch, was uns hier wohl noch blüht? Hoffen wir, dass von allen E-Rezept-Einlösewegen so wenige wie möglich über die deutsch-niederländische Grenze führen.

 

Man kann es als klare (Kampf-)Ansage interpretieren: Die Zur Rose-Gruppe, zu der auch DocMorris gehört, setzt voll auf das Rx-Geschäft in Deutschland. Der Konzern sieht darin ein enormes Potenzial. Die Zur Rose-Gruppe hat daher sogar ihr Schweiz-Geschäft an die Migros-Tochter Medbase verkauft, was frisches Geld in die Zur Rose-Kassen spült: Die rund 360 Mio. Schweizer Franken sollen dazu beitragen, die E-Rezept-Strategie und Kapitalstruktur weiter zu stärken. Mein liebes Tagebuch, auch wenn das E-Rezept bei uns noch friedlich dahindümpelt und der bundesweite Roll-out noch nicht wirklich angepfiffen ist, setzt die Schweizer-Gruppe vorausschauend voll und  ganz auf den 50-Milliarden-Euro-Markt mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Was steht unseren Apotheken da bevor? Auf jeden Fall ein krasser Wettbewerb, in dem das EU-Versandhaus DocMorris, ausgestattet mit viel, viel Geld für Werbung und Marketing, versuchen wird, E-Rezepte auf allen Kanälen abzufischen. Vermutlich werden dann, wie es bei DocMorris immer wieder an der Tagesordnung war, auch weniger rechtskonforme Wege beschritten, die vor Gerichten landen: Anything goes. Haben unsere Vor-Ort-Apotheken eine Chance? Klar, haben sie, mein liebes Tagebuch, wenn sie sich umstellen und die Herausforderung annehmen: Mehr Digitalisierung, mehr digitale Services, mehr Telepharmazie, möglicherweise mehr Botenlieferdienste, mehr Kommunikation mit den Kundinnen und Kunden, um sich als Apotheke vor Ort und als Online-Apotheke gleichermaßen zu profilieren. Und vor allem: Immer den Patienten, die Patientin in den Mittelpunkt stellen und menschliche Empathie nutzen, ganz persönlich – das schafft ein Versender nicht.

4. Februar 2023

Mein liebes Tagebuch, mein Tipp zum Wochenende: Wie groß  Frust und Ärger an der Apothekenbasis sind, zeigt das äußerst kreative und toll geschnittene Video von Apotheker Stephan Torke auf YouTube, das er zusammen mit mehreren Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Apotheken produziert hat. Torke schreibt dazu: "Selten war der Wunsch nach friedlichem Protest größer. Im gesamten Gesundheitssystem gibt es Missstände. Darauf soll dieser Song hinweisen. Und jetzt mal ohne Augenzwinkern und mit der Unterstützung zahlreicher Kolleginnen und Kollegen. Gemeinsam statt einsam." Zum Song "Astronaut" von Sido geht' s gut ab. Kompliment, gut gemacht!  Und hier geht's zum Video.


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche 

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche 

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

6 Kommentare

Kann die vor Ort Apotheke gegen Kapitalgesellschaften bestehen?

von FJS am 05.02.2023 um 18:44 Uhr

Wie passt das zusammen?

Alle Zitate aus „Mein liebes Tagebuch“ vom 05.02.23:

3. Feb.
„Haben unsere Vor-Ort-Apotheken eine Chance? Klar, haben sie, mein liebes Tagebuch, wenn sie sich umstellen und die Herausforderung annehmen: Mehr Digitalisierung, mehr digitale Services, mehr Telepharmazie, möglicherweise mehr Botenlieferdienste, mehr Kommunikation mit den Kundinnen und Kunden, um sich als Apotheke vor Ort und als Online-Apotheke gleichermaßen zu profilieren. Und vor allem: Immer den Patienten, die Patientin in den Mittelpunkt stellen und menschliche Empathie nutzen, ganz persönlich – das schafft ein Versender nicht.“

Vergleiche dazu die Tagebucheinträge vom:

1.Feb.
„Klar, die wirtschaftlich enge Situation ist dafür verantwortlich, das fehlende qualifizierte Personal und fehlende Nachfolger zur Übernahme von Apotheken. Es gibt immer weniger junge Apothekerinnen und Apotheker, die das Risiko der Selbstständigkeit eingehen und eine Apotheke übernehmen wollen. Mein liebes Tagebuch, und daran ist nicht zuletzt die Politik schuld, die der Apotheke keine ausreichende Wertschätzung entgegenbringt und keine stabilisierenden Perspektiven, sondern mit Zwangsmaßnahmen sogar noch das Apothekenhonorar kürzt – der 1. Februar 2023 mit der Erhöhung des Kassenabschlags zugunsten der Krankenkassen lässt grüßen.“

30. Jan.
„Chronisch unterfinanzierte Apotheken mit Personalmangel sollen nun mit Lockangeboten der ABDA dazu gebracht werden, neue defizitäre Leistungen anzubieten.“ Angesichts der finanziellen und personellen Lage vieler Apotheken ist diese Einschätzung nicht abwegig. Mein liebes Tagebuch, das Problem liegt vielleicht auch darin, dass dieser Meilenstein pDL in eine Zeit fällt, in denen viele Apotheken mit dem Überleben kämpfen. Würden die Apotheken ein auskömmliches Honorar haben und ausreichend Personal, wäre es mit Sicherheit leichter möglich, Dienstleistungen als Add-on anzubieten, auch wenn das Honorar dafür schwächelt.

2. Feb.
Lauterbachs Politik bezeichnet sie als einen „Vernichtungsschlag gegen alle Apotheken“, diese Politik fördere krass das Apothekensterben. Sylvia Trautmann fordert die „längst überfällige Erhöhung der Apothekenvergütung bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln“. Und sie hat auch eine konkrete Zahl parat: Der Fixzuschlag müsse auf 13 Euro netto erhöht werden mit automatischem Inflationsausgleich und ohne Zwangsrabatt. Und klar, das Management der nicht durch die Apotheken verschuldeten Arzneimittel-Lieferengpässe müsse extra vergütet werden. Mein liebes Tagebuch, deutliche Worte, deutliche Zahlen – und eine Anregung für unsere Standespolitik, falls man hier noch nach möglichen Zahlen für eine Anpassung unseres Honorars sucht.

2. Feb.
So wird bekanntlich gerne der Effekt zitiert, dass Apotheken profitieren, wenn andere Apotheken in der Nachbarschaft schließen. Mein liebes Tagebuch, das ist schon richtig, allerdings hat dieser Effekt eine Grenze, wie Müller-Bohn erklärt, eine Grenze, die sich aus der Kostenstruktur der Apotheken ergibt, genauer aus den sprungfixen Kosten.

Mein persönliches Fazit:

Die Probleme sind richtig benannt. Auch die Lösung ist bekannt: Erhöhung der Apothekenvergütung für die Übernahme vieler neuer Aufgaben und Inflationsausgleich für die letzten zwanzig Jahre.
Ansonsten wird sich der bisherige Trend der Apothekenschließungen beschleunigt fortsetzen.

P.S. Auch im schlimmsten Fall wird es für die dringende Akutversorgung noch „weit weg vor Ort“ Apotheken geben.

P.S. Für unser Apothekenhonorar ist das grüne Wirtschaftsministerium ( Minister Habeck) verantwortlich.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

.

von Anita Peter am 05.02.2023 um 16:53 Uhr

"2 Euro Kassenabschlag, damit wird Herr Lauterbach nicht durchkommen" Gabriele Overwiening.

Warum sollte er damit nicht durchkommen? Das war genaugenommen eine sehr leichte Übung für ihn. Haben Sie Konsequenzen angedroht Frau Overwiening? Was ist nun ihr Handlungsplan angesichts der Honorarkürzung und der explodierenden Kosten? Ich hätte gerne Antworten!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Ziel ?

von Reinhard Rodiger am 05.02.2023 um 11:07 Uhr

Die ABDA tut alles, damit wenige übrig bleiben, die sich Defizitäres leisten könnten. Wenn sie noch wollen. Etwa weil die KK die drastisch gestiegene Anzahl der pDL nicht mehr akzeptabel bezahlen.Wo bleibt dann der vielbeschworene Sinn? Die Acceptanz des Berufs wird dadurch nicht erhöht.

Und diese ist nicht Folge elitärer Tätigkeiten, sondern von Respekt der Politik und glaubwürdiger Perspektive. Konzentration auf Elitäres mindert breite Anerkennung und Reichweite.Es sei denn, das vorläufig Elitäre
soll in der Breite wirken.Dazu fehlt jeder Ansatzpunkt.Eher das Gegenteil ist der Fall.

Fehlende Akzeptanz oder deren Beschränkung auf Sondertätigkeiten führt zu weiteren Personalengpässen.Damit ist ein mögliches Ziel der Breitenwirkung von pDL erst recht nicht zu erreichen.

Diese Verstümmelung will offensichtlich die Politik forcieren.
Die ABDA sieht das nicht, sie freut sich über die Näherung an ihr 50%-Ziel.

Aus diesem selbst induzierten Dilemma wird der Ausweg gesucht.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Mein liebes Tagebuch

von Bernd Haase am 05.02.2023 um 10:14 Uhr

Liebe ADEXA,

Alle Mitarbeiter der öffentlichen Apotheken benötigen eine Zukunftsperspektive.

Die Gehälter, die in den Apotheken gezahlt werden sind auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr wettbewerbsfähig.

Die Arbeitsbedingungen in den öffentlichen Apotheken werden immer unattraktiver und unerträglicher.

Zu lange Wochenarbeitszeiten, zu hohe Arbeitsbelastungen durch externe Anforderungen z.B. die Rabattverträge der gesetzlichen Krankenkassen und die damit verbundenen Lieferengpässe und Dokumentationspflichten bei der Rezeptabgabe.

Setzen Sie sich bessere Arbeitsbedingungen und für eine 35 Stundenwoche ein.

Setzen Sie sich für den Erhalt der familienfreundlichen und wohnortnahen Arbeitsplätze
in den Apotheken ein.

Eine notwendige Forderung für die Angestellten in den Apotheken wäre eine Übernahme der Tarifverträge, wie Sie im öffentlichen Dienst für die Mitarbeiter der Klinikapotheken gelten.

Tarifverträge kann man kündigen.

Tarifverhandlungen können scheitern.

Sie müssen keine Tarifverträge akzeptieren, die auf Arbeitgeberseite nicht gegenfinanziert werden.

Es hilft den Angestellten in den Apotheken nicht wenn Ihre Arbeitgeber finanziell ausbluten.

In allen Bereichen der deutschen Wirtschaft ist der der Arbeitskampf ein normales im Grundgesetz verankertes Instrument um die Interessen der Arbeitnehmer durchzusetzen.

Bitte nehmen Sie den Kampf auf.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Noch werden wir gebraucht!

von Dr. Radman am 05.02.2023 um 10:03 Uhr

Warum begründen wir unsere Forderung nach Honorar immer mit der Sorge über Rückgang der Apothekenzahlen. Das interessiert die Politiker am wenigsten. Wir fordern Honorarerhöhung und Dynamisierung weil es uns nach 20 Jahren zusteht. Die Frage aller Fragen ist: Wie setzen wir unsere Forderungen durch. Die Politiker beruhigen im Moment die Standesvertretung, weil sie uns NOCH für Management der Lieferengpässe brauchen. Wenn sich Lage sich entspannt hat, ist Karl wieder der alte.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Honorarerhöhung dringend notwendig

von Linda F. am 05.02.2023 um 8:23 Uhr

Frau Trautmann hat völlig recht. Wir brauchen dringend eine deutliche und nachhaltige Erhöhung unseres Packungshonorars, sonst werden dieses Jahr und in den kommenden Jahren noch viel mehr Apotheken schließen müssen. Unsere Standesvertretung muss endlich entsprechend konkrete Honorarforderungen an die Politik richten, sonst wird unser Berufsstand unweigerlich aussterben. Ist das der ABDA bewusst? Warum handelt sie nicht?!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.