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Eine Psycheldelisch-assistierte Therapie kann bei lebensbedrohlichen Erkrankungen den Betroffenen helfen, Ängste und Verzweiflung zu verringern. Darauf deuten die Ergebnisse erster Untersuchungen hin. Allerdings müssen für gesicherte Erkenntnisse dazu noch die Ergebnisse weiterer Studien abgewartet werden.
Anhaltende Angst, Depressionen und existenzielle Not sind für Menschen, die mit einer lebensbedrohlichen Krankheit konfrontiert sind, häufig sehr belastend, doch medikamentöse Interventionen sind insbesondere am Lebensende nur begrenzt wirksam. Bei der psychedelisch-assistierten Therapie, kurz PAT, werden psychedelisch wirkende Medikamente wie Psilocybin, LSD oder MDMA eingesetzt, um unter therapeutischer Aufsicht veränderte Bewusstseinszustände hervorzurufen. Eine psychedelische Erfahrung kann eine Aufhebung der gewöhnlichen Ego-Grenzen beinhalten und ein Gefühl der Einheit mit dem Universum hervorrufen. Solche „mystischen“ Erfahrungen können ein guter Ansatzpunkt für die therapeutische Arbeit mir schwer Erkrankten sein, weil die eigene Situation und die eigenen Ängste aus einer anderen Perspektive wahrgenommen werden können. Eine PAT beinhaltet vorbereitende Therapiesitzungen eine Begleitung während der Substanzwirkung und mehrere anschließende „integrierende“ Sitzungen.
Der aktuelle Cochrane Review von der Arbeitsgruppe um den Palliativmediziner Christopher Böhlke (Universitätsspital und Palliativzentrum Basel) kommt zu dem Schluss, dass eine PAT möglicherweise bei schwer Erkrankten Angst und Depressionen in klinisch relevantem Umfang verringert. „Möglicherweise“ deshalb, weil sich die Ergebnisse erheblich ändern könnten, wenn mehr Studien mit mehr Teilnehmenden durchgeführt werden. Vielversprechend ist, dass aktuell sieben Studien laufen, welche die Evidenzbasis für die Psychedelika-unterstützte Therapie in dieser Indikation erweitern werden.
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Ein Grundsatzproblem der Psychedelika-Forschung ist die Schwierigkeit der Verblindung, denn für die Probanden ist es recht eindeutig, ob sie den psychedelischen Wirkstoff bekommen haben oder nicht. Diese „Entblindung“ kann dazu führen, dass eine positive Erwartungshaltung gegenüber der Therapie und nicht die Therapie selbst zum besseren Ergebnis führt.
Noch unzureichend erforscht ist auch die Frage, wie viel psychologische Vor- und Nachbereitung für eine erfolgreiche psychedelische Therapie notwendig ist. „Set und Setting“ – also der psychische Zustand der Betroffenen, die äußeren Rahmenbedingungen und die Rolle der Begleitperson währen der „therapeutischen Reise“– könnten ebenfalls eine entscheidende Rolle spielen, sowohl für die Wirksamkeit als auch die Sicherheit der Behandlung.
All diese Aspekte machen Studien zu PAT besonders anspruchsvoll. Und auch die Arzneimittelbehörden (EMA, FDA) tun sich bisher schwer mit dieser neuen, kombinierten Therapieform, die eine enge Verbindung von Medikament und psychologischer Therapie darstellt. Sie verlangen hohe methodische Standards für die Zulassung, die in der Psychotherapie unüblich sind. Psychotherapeutische Begleitung könnte jedoch für Wirksamkeit und Sicherheit entscheidend sein. Die gründliche Erforschung, wie diese konkret ausgestaltet sein sollte, ist daher unerlässlich.
1 Kommentar
Verabreichung schwerer Drogen als "Therapie"
von Walter Neuschitzer am 29.10.2024 um 13:13 Uhr
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