Baden-Württemberg

Neue Notdiensteinteilung soll 20 Prozent Entlastung bringen

26.11.2024, 10:45 Uhr

Kammerjustiziar Uwe Kriessler stellte die neue Notdiensteinteilung vor. (Foto: LAK BaWü)

Kammerjustiziar Uwe Kriessler stellte die neue Notdiensteinteilung vor. (Foto: LAK BaWü)


Nach Hessen und Rheinland-Pfalz stellt auch Baden-Württemberg im kommenden Jahr auf eine geodatenbasierte Notdienstverteilung um. Bei der Vertreterversammlung vergangene Woche wurden Zahlen präsentiert, welche Entlastungen nach aktuellen Stand zu erwarten sind.

Ab Januar werden in Baden-Württemberg die Notdienste nach einer neuen Systematik vergeben: Feste Kreise gibt es dann nicht mehr. Stattdessen nimmt ein Algorithmus auf Basis von Geodaten unter Berücksichtigung weiterer Parameter die Einteilung vor. In Hessen ist dieses System seit Anfang dieses Jahres im Einsatz, in Rheinland-Pfalz bereits seit 2023. In Bayern wird ebenfalls jetzt zum Jahreswechsel umgestellt. Einige weitere Kammern nutzen das System bereits, andere planen eine Umstellung.

Bei der Vertreterversammlung der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg vergangene Woche präsentierte Justiziar Uwe Kriessler den Stand der Umsetzung. Vorbereitungs- und Pilotphase sind demnach abgeschlossen. Die Umsetzungsphase läuft seit Oktober 2024. Es wurde derzeit der finale Plan berechnet inklusive Verzahnung mit den angrenzenden Ländern Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz. Die Vorabtauschphase wurde Anfang November beendet. Kriessler zufolge wurden 2.071 Tauschanträge bearbeitet, wovon 101 abgelehnt wurden. Der Versand der Anordnungen soll nun vergangene Woche erfolgt sein.

Mindestzahl in Städten mit mehr als 75.000 Einwohnern

Kriessler stellte auch die Planungsparameter vor: Es müsse sichergestellt sein, dass in einem Umkreis von 15 km bis maximal 25 km (Straßenkilometer) eine Apotheke zu finden ist, zwischen zwei Diensten sei eine Erholungszeit von mindesten vier Tagen vorgesehen und zwischen Diensten von Apotheken eines Filialverbundes müsste zwei Tage Abstand sein. Zudem sollen die Feiertage gleichmäßig verteilt sein und für Städte mit mehr als 75.000 Einwohnern werde eine Mindestzahl an diensthabenden Apotheke festgelegt. Von den Vertretern kam der Wusch, die Parameter in geeigneter Form zu veröffentlichen, um mehr Transparenz zu schaffen. Präsident Martin Braun sagte zu, dass sich die Kammer bemühen werde, das zu tun.

Auch auf die Kritik am neuen System wurde eingegangen: genannt wurden unter anderem der zu geringe Abstand zwischen zwei Diensten und die arrhythmische Planung sowie Mehrbelastung. 

Landesweit fast 10.000 Dienste weniger

Zuletzt präsentiert Kriessler dann Zahlen: So fällt im Jahr 2025 im Vergleich zu 2024 die Zahl der Notdienste landesweit von 44.594 auf 35.445. Das sind fast 10.000 Dienste weniger. Allein die Verzahnung mit den angrenzenden Ländern spare etwa 500 Dienste. Pro Apotheke waren es in diesem Jahr im Schnitt ca. 20 Dienste mit einer Bandbreite von 13 bis 36 Diensten, 2025 werden es den Berechnungen zufolge nach jetzigen Stand ca. 16,5 Dienste pro Apotheke sein. Die Range liegt zwischen 11 und 29 Diensten im Jahr. Das werde sich durch Schließungen natürlich ändern. Aktuell ist aber von einer Entlastung um ca. 20 Prozent auszugehen. 

Konkret werden (vor der Vorabtauschphase) 1.584 Apotheken entlastet, bei 191 bleibt die Zahl der Dienste gleich und 375 Apotheken haben mehr Dienste. Darunter befinden sich dem Justiziar zufolge zwei Neugründungen. Zudem hätten 34 Apotheken zuletzt Ausnahmeregelungen gehabt. 114 Apotheken werden 2025 zwischen 3 und 11 Diensten mehr absolvieren müssen. Insgesamt sollen die mehrbelasteten Apotheken auf 12 bis 20 Dienste im nächsten Jahr kommen. 

Grund für die Mehrbelastung ist der Kammer zufolge unter anderem, dass Dienste gleichmäßiger verteilt werden. Es gebe Landapotheken, die historisch bedingt deutlich weniger offizielle Dienste hatten als sonst im Kreis üblich. Zudem konnten Dienste innerhalb eines Filialverbundes verlagert werden, sodass es teilweise zu erheblichen Be- und Entlastungen kommt. Das konnten Apotheken in der Tauschphase aber ändern.   

Im Schnitt 8 km bis zur nächsten Apotheke

Insgesamt konnte Kriessler zufolge in der Planung erreicht werden, dass sich in fast 95 Prozent der Fälle in einer Entfernung bis zu 20 km eine dienstbereite Apotheke findet, im Durchschnitt sind es 8 km bis zur nächsten Apotheke. Lediglich für 1,87 Prozent konnte die Entfernung von 25 km nicht erreicht werden. Bis 30 km erreiche man eine Abdeckung von mehr als 99 Prozent. „Im Schwarzwald und im Odenwald gibt es viel Wald und wenig Apotheken, da sind die Entfernungen zur nächsten Notdienstapotheke auch mal weiter," so der Justiziar. Kriessler machte aber auch deutlich, dass das Netz so gespannt sei, dass eigentlich keine Apotheke mehr wegfallen dürfe


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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2 Kommentare

Ein Witz... wie merkwürdig die Verteilung manchmal war/ist...

von Tobias Kast am 26.11.2024 um 12:27 Uhr

Wenn Roland Mückschel = Marien-Apotheke Bergatreute ist;

Beschweren Sie sich im Ernst, dass Sie von
- 12 Notdiensten 2022
- 10 Notdiensten 2023
- 11 Notdiensten 2024

Also nicht einmal einer im Monat(!) auf dann vermutlich 17 oder 18 kommen?

10 Minuten von Heidelberg (knapp 7 km, nur Bundesstraße und Innerorts, keine Autobahn) waren wir bei 25-30 pro Jahr...

Ja - extreme werden geglättet. Ich gehe davon aus, dass ist im Sinne der Mehrheit der Kammermitglieder.

Und nein - ich war nicht an der Konzeption beteiligt, habe aber guten Gewissens dafür gestimmt.

Ansonsten;
Wie die Schließungssituation bei Ihnen vor Ort ist, wissen Sie sicherlich besser als ich - Schließungen sorgen auch oft für solche Sprünge...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Notdienstentlastung 20 Prozent

von Roland Mückschel am 26.11.2024 um 11:02 Uhr

Ein Witz!!!

Ihr ebensolche Figuren, wir haben 60 Prozent mehr.

Auf dem Land.

Das ist doch alles Fake!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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