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Migräne: Das verkannte Leiden

In Deutschland leiden etwa acht Millionen Menschen an Migräne. Nur 30 Prozent von ihnen begeben sich in ärztliche Behandlung, erhalten dort aber selten eine angemessene Therapie.

Der schulmedizinische Ansatz

Die Migräne ist unheilbar, ihr Verlauf läßt sich jedoch beeinflussen. Das erfordert allerdings das Engagement des Arztes sowie des Patienten. Der Arzt muß den Patienten aufklären, daß die Migräne mit großer Wahrscheinlichkeit genetisch festgelegt ist und in vorgegebenen Reaktionsmustern verläuft. Streß, Alkohol, Menstruation oder veränderte Schlafgewohnheiten können einen Migräneanfall auslösen. Daher muß der Patient die Reaktionen seines Körpers kennen, will er mit seiner Krankheit umzugehen lernen. Als vorteilhaft hat sich erwiesen, wenn der Patient ein Kopfschmerztagebuch führt. Darin notiert er Art und Dauer seiner Kopfschmerzen und trägt alle Medikamente ein, die er im akuten Anfall oder zur Vorbeugung eingenommen hat.

Akuttherapie - auf die richtige Kombination kommt es an

In der Migränetherapie muß man unterscheiden zwischen der Behandlung der Anfälle und einer vorbeugenden Therapie. Migräneattacken werden wie folgt behandelt: Zuerst nimmt der Patient entweder 20 mg Metoclopramid oder 20 mg Domperidon. Beide Antiemetika bekämpfen die Übelkeit, ein typisches Begleitmerkmal der Migräne, und regen die beim Anfall verlangsamte Darmperistaltik an, wodurch weitere Arzneien besser resorbiert werden können. Je nach Schwere des Anfalls erhält der Patient etwa 20 Minuten später ein Schmerzmittel oder ein spezielles Migränemittel. Bei leichten bis mittelschweren Anfällen sind 1000 mg Acetylsalicylsäure, 1000 mg Paracetamol oder 500 mg Naproxen ausreichend. Schwere Anfälle mit neurologischen Störungen müssen mit 1 - 2 mg Ergotamintartrat als Suppositorium oder mit Sumatriptan (oral: 100 mg, eventuell 2. Gabe nach 4 h, maximal 400 mg pro Tag; subcutan: 6 mg, eventuell 2. Spritze nach 2 h) behandelt werden. Ergotamintartrat darf aber keinesfalls zusammen mit Sumatriptan eingenommen werden, da sich die Wirkungen potenzieren und erhebliche Nebenwirkungen verursachen. Es macht Sinn, diese medikamentöse Therapie mit nicht-medikamentösen Behandlungsarten zu ergänzen. Bewährt haben sich hier ein gezieltes Streßbewältigungstraining sowie die Entspannungsübungen nach Jacobson. Damit lassen sich mit Erfolg streßbedingte Auslöser der Migräne bekämpfen. Eine alleinige psychoanalytische Therapie verspricht hingegen keinen Erfolg, weil es nach Ansicht der Schulmedizin keine typischen Migränepersönlichkeiten gibt. Früher glaubte man hingegen, Migräne betreffe sehr ehrgeizige Menschen, die sich überfordern.

Vorbeugen ist besser als Leiden

Die medikamentöse Migräneprophylaxe macht Sinn, wenn der Patient mehr als drei Anfälle pro Monat erleidet, wenn die Anfälle länger als drei Tage dauern oder wenn die Attacken mit starken neurologischen Störungen (Aura) einhergehen. Ziel der Prophylaxe ist es, die Zahl der Migräneanfälle zu reduzieren und ihre Intensität abzuschwächen. Dazu muß der Patient ein geeignetes Medikament (siehe Tabelle) über einen Zeitraum von sechs bis neun Monate einnehmen, wobei man das Mittel langsam ein- und ausschleichen muß, um Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten. Der Patient muß allerdings wissen, daß er auch trotz Prophylaxe vereinzelt Migräneanfälle erleiden kann. Entscheidend für den Erfolg der Prophylaxe ist es, daß der Arzt das individuell richtige Mittel in der geeigneten Dosierung findet und diese Arznei regelmäßig eingenommen wird.

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